Ein mächtiger Betonrohbau eröffnet den Blick auf die Tunnelröhre für die Unterflurtrasse, die künftig die Koralmbahn bei Feldkirchen am Grazer Flughafen vorbei Richtung Hauptbahnhof führen wird. Den einzigen Farbklecks auf die staubige graue Baustelle bringt eine riesige EU-Flagge, die imposant vor dem Eingang zum Tunnel hängt.

Ziel des EU-Aufbauplans sei, gestärkt aus der Krise zu kommen, erklärte Europaministerin Karoline Edtstadler (ÖVP).
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Für das sechs Milliarden Euro teure Koralmbahn-Projekt stehen Österreich 542,6 Millionen Euro aus dem EU-Aufbauplan, der unter anderem Ökologisierung im Fokus hat, zur Verfügung. Die Auszahlung der Gelder erfolgt leistungsbezogen – vorausgesetzt, es werden definierte Meilensteine erreicht. Die Überweisung der Gelder für das Koralmbahn-Vorhaben und andere Projekte steht laut Finanzministerium kurz bevor. Österreich sei in der Poleposition, "Gelder abzuholen und zweckgerecht einzusetzen", sagte Europaministerin Karoline Edtstadler (ÖVP) bei einer Pressefahrt am Freitag.

45 Minuten statt drei Stunden Fahrzeit

Hinter der großen EU-Flagge erstreckt sich ein schier endlos dunkler Tunnel. Dass hier in Kürze Züge durchfahren werden, lässt sich nur erahnen, denn die Gleise fehlen noch zur Gänze. Sobald diese gelegt sind, kann die Probephase starten, ehe die Koralmbahn Ende 2025 in Betrieb gehen soll.

Die Koralmbahn ist Teil des internationalen Schienenverkehrkorridors der Baltisch-Adriatischen Achse: "Reisende können künftig von der Ostsee bis zur Adria fahren", erklärte ÖBB-Vorständin Judith Engel. Doch nicht nur im europäischen Schienennetz schließt das Projekt Lücken. Die Fahrzeit zwischen Klagenfurt und Graz verkürzt sich von drei Stunden auf 45 Minuten. Die "jahrzehntelange Benachteiligung des Südens", sagt der Steirer Landeshauptmann Christopher Drexler (ÖVP), werde dadurch behoben und neue Perspektiven geschaffen.

Die Koralmbahn zwischen Graz und Klagenfurt ist Teil der neuen Südstrecke. Von links: Infrastrukturministerin Leonore Gewessler (Grüne), Landeshauptmann Christopher Drexler (ÖVP), EU-Kommissar Johannes Hahn, Europaministerin Karoline Edtstadler (ÖVP).
Foto: APA/ERWIN SCHERIAU

Für Infrastrukturministerin Leonore Gewessler (Grüne) ist das Bauprojekt ein "Boost für klimafreundlichen Verkehr". Weniger klimaschonend sehen die Zukunftspläne von Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) aus: Er will am Verbrennungsmotor festhalten und bezeichnete Österreich in seiner Zukunftsrede kürzlich als "Autoland". Autoland hin oder her: Sobald die Koralmbahn fertiggestellt ist, wird man mit dem Zug doppelt so schnell wie mit dem Pkw von Klagenfurt nach Graz kommen.

Mühsames Umsteigen

Auch die langwierige Debatte um die Anbindung des Flughafens Graz ist noch nicht final ausgefochten. Das Problem: Railjets werden künftig nicht am Airport Halt machen, sondern daran vorbeirauschen und zum Grazer Hauptbahnhof fahren. Dort müssen die Passagiere in eine Regionalbahn umsteigen, um wieder zurück zum Flughafen zu gelangen.

Die Gründe dafür sind nicht bei den ÖBB zu verorten, sondern in der Politik: Der ehemalige freiheitliche Kärntner Landeshauptmann Jörg Haider stellte diese Bedingung, um den Flughafen Klagenfurt nicht zu schwächen. Dem Steirer Landeshauptmann Drexler gefällt das ganz und gar nicht: "Man sollte die Planung immer wieder evaluieren und das schon Exzellente verbessern." Kurzum: Der Halt am Grazer Flughafen soll her. Seitens der ÖBB wäre das baulich kein Problem, doch man müsse sich an den internationalen Streckenplan sowie an das Versprechen, in 45 Minuten von Graz nach Klagenfurt zu kommen, halten. Konkrete Ansagen von Ministerin Gewessler gab es dazu am Freitag nicht. (Sophie Mooseder, 24.3.2023)