E-Autos gehört die Zukunft, so viel scheint ausgemacht. Selbst wenn das Verbrenner-Aus in Europa ab dem Jahr 2035 am Ende mit Schlupflöchern kommt – strombetriebene Fahrzeuge gelten als entscheidender Baustein, um die Klimaziele im Verkehr zu erreichen. 375.600 E-Autos im Wert von knapp 16,2 Milliarden Euro rollten allein in Deutschland in den ersten drei Quartalen 2022 vom Band – gut 65 Prozent mehr als im Jahr 2021. Das sind immerhin rund zwei Drittel mehr als im gleichen Zeitraum des Jahres davor.

Selbst wenn der Anteil am gesamten Autobestand noch überschaubar ist: EU-weit schnellten die Zulassungen im Februar um fast 40 Prozent hoch. Die Richtung scheint klar. Das haben mittlerweile auch viele große Autobauer realisiert. Sie rüsten sich für den Massenmarkt. Dabei geht es naturgemäß auch um den Preis, denn noch sind die Stromer in der Anschaffung deutlich teurer als die vergleichbaren Verbrennermodelle.

Noch sind die Anschaffungskosten für E-Autos um einiges höher als vergleichbare Verbrenner. Das hält viele trotz Förderungen vom Kauf eines Stromers ab.
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Einmal mehr gibt in der Frage Tesla den Takt vor. Der kalifornische Autobauer hatte im Jänner die Preise für seine Autos auf allen Märkten um bis zu 20 Prozent gesenkt. In Österreich ist das günstigste Modell seit Jahresbeginn um knapp 45.000 Euro zu haben. Davor mussten Interessierte um gut 12.000 Euro mehr hinblättern. Tesla-Chef Elon Musk hatte wiederholt auf einem Investorentag Anfang März vom "NexGen"-Fahrzeuge gesprochen – interpretiert wird das als Massenmodell. Fachleute gehen davon aus, dass ein solches spätestens 2026 anrollen könnte – zu einem Preis von 27.000 Dollar oder gut 25.000 Euro.

Das lässt auch die Konkurrenz nicht unberührt. "Tesla setzt als Elektro-Marktführer die Wettbewerber in Deutschland und in anderen wichtigen Automobilmärkten durch die Preissenkungen unter enormen Druck", analysiert der deutsche Autoexperte Stefan Bratzel vom Center of Automotive Management in Bergisch Gladbach. Die Konkurrenz müsste wohl auf breiter Front nachziehen, lautet seine Einschätzung. Eine gute Nachricht für all jene, die mit der Anschaffung eines Stromers liebäugeln.

Preiswerte E-Autos mit praktikabler Reichweite sind eine Herausforderung für die gesamte Branche. Verdient wird an den großen teuren Modellen. Der ID.2 All soll mit einem Einstiegspreis von unter 25.000 Euro punkten.
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VW hat die Zeichen erkannt, bis 2030 sollen 80 Prozent aller neuen VW-Modelle elektrisch sein, 2033 will man in Europa nur noch Stromer verkaufen. Marken-Vertriebschefin Imelda Labbé sagte dem Handelsblatt jüngst, VW wolle "Elektromobilität weiter in die Breite tragen, dafür sind attraktive Einstiegspreise ein wichtiger Hebel". Der ID.3 soll also wie einst der VW Golf zum Verkaufsschlager werden. Hierzulande beginnt der Einstiegspreis für den neuen VW ID.3 bei knapp unter 40.000 Euro. Jüngst stellte VW in Hamburg ein Modell namens ID.2 All vor, ein Kleinwagen, der 2025 mit einem Einstiegspreis von unter 25.000 Euro punkten will.

Preiswerte E-Autos

Preiswerte E-Autos mit praktikabler Reichweite sind eine Herausforderung für die gesamte Branche. Derzeit tummeln sich auf diesem Feld eher die asiatischen Hersteller. Verdient wird an den großen, teuren Modellen. Noch ist das Angebot an Elektroautos im Kleinwagensegment und in der Kompaktklasse deswegen auch verhältnismäßig überschaubar. Der Renault Twingo Electric – hierzulande zum Preis von rund 25.000 Euro zu haben – ist eher ein Stadtauto. Auch vergleichsweise kleine Modelle wie der Renault Zoe liegen preismäßig nahe an den 40.000 Euro.

Geht es nach den Fachleuten, wird sich das ändern. Zion Market Research geht davon aus, dass der Markt für elektrische Kleinwagen bis 2028 mehr als 700 Milliarden Euro schwer sein wird. 2021 lagen die Umsätze in dem Segment bei mageren 155 Milliarden Euro.(Regina Bruckner, 25.3.2023)