Die Deutsche Bank musste schon viele Skandale verdauen. Die Probleme im Bankensektor machen Anleger aktuell misstrauisch.

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Die Maßnahmen gegen die Probleme im Bankensektor haben offenbar nicht gereicht, das angeschlagene Vertrauen von Investoren und Anleger wiederherzustellen. Am Freitag sind die Aktien der Deutschen Bank – Deutschlands größtes Geldhaus – abgesackt. Die Papiere gingen am Freitag um etwas mehr als acht Prozent schwächer aus dem Markt. Year-to-date liegen die Deutsche-Bank-Aktien 22 Prozent im Minus. Der Druck im Sektor bleibt also hoch. Auch andere Bankenwerte haben zum Ende der Börsenwoche erneut an Wert verloren.

Dass Investoren in Bezug auf die Deutsche Bank nervös sind, zeigt sich vor allem an den Ausfallversicherungen gegen die Pleite einer Bank (CDS, Credit Default Swap). "Die Prämien auf diese Ausfallsversicherungen bei der Deutschen Bank sind zuletzt angestiegen", sagt Monika Rosen-Philipp, Börsenexpertin der Österreichisch-Amerikanischen-Gesellschaft zur ZiB2. Das heißt, es wird immer teurer, sich gegen einen Ausfall der Deutschen Bank zu versichern. Dass die Prämien steigen, zeigt, dass Investoren nervös sind.

Experten beruhigen

Seit einer Woche werden Experten nicht müde, zu beruhigen. Die Ursachen der Pleiten der Silicon Valley Bank, Silvergate und Signature Bank würden in anderen Problemen oder Risken wurzeln, als zu Zeiten der Finanzkrise. Ebenso sei es bei der Credit Suisse, die vor einer Woche per Notrettung von der UBS aufgefangen wurde. Aus dem Schweizer Finanzministerium heißt es jedoch, dass die Credit Suisse nicht einen Tag länger überlebt hätte und ein Zusammenbruch eine globale Finanzkrise hätte auslösen können. Die Mittelabflüsse aus der Bank waren enorm. Mehr als 100 Milliarden Franken hatten Anleger in den vergangenen Monaten abgezogen. Die Aufarbeitung der Geschehnisse ist jedenfalls in vollem Gang. Finanzministerin Karin Keller-Sutter hat bereits eine erste Analyse in Auftrag gegeben. Die Schweizer Finanzmarktaufsicht Finma hofft auf schärfere Instrumente. Man dürfe jetzt nicht zur Tagesordnung übergehen und müsse sich auch international überlegen, wie mit global tätigen Banken in solchen Situationen umgegangen werden solle, sagte die Finanzministerin in Interviews vom Wochenende.

"Das Bankensystem ist stabil in Europa", meinte der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) am Freitag beim EU-Gipfel in Brüssel. Die europäische Bankenaufsicht und das Finanzsystem stünden robust und stabil da und die europäischen Banken hätten eine widerstandsfähige Kapitalausstattung. Auch Vertreter der europäischen Bankenaufsicht haben zuletzt mehrmals betont, dass die Banken nach der Finanzkrise ihre Hausaufgaben gemacht haben. Die Liquiditätsausstattung sei seit der Finanzkrise wesentlich verbessert worden.

Bank mit vielen Problemen

Doch die Deutsche Bank ist ein Haus mit vielen Problemen. Die Liste an Vorwürfen, Verurteilungen und Untersuchungen ist lang. Razzien und Hausdurchsuchungen fanden in den vergangenen Jahren mehrmals statt. Im April des Vorjahres etwa bekam die Bank Besuch von der Staatsanwaltschaft Frankfurt und dem Bundeskriminalamt. Hintergrund soll eine Transaktion eines Mitglieds der Assad-Familie gewesen sein. Auch im Zuge der Aufarbeitung der Cum-Ex-Geschäfte fanden Durchsuchungen bei der Bank statt.

In der Finanzkrise warfen die Behörden der Deutschen Bank Tricksereien auf dem amerikanischen Immobilienmarkt vor. Wie viele andere Institute auch hatte die Deutsche Bank faule Hypotheken in undurchsichtige Wertpapiere gebündelt und diese weltweit weiterverkauft. Die Bonds erwiesen sich in weiterer Folge als wertlos, viele Anleger fühlten sich getäuscht und klagten erfolgreich.

Ein anderer Fall, der medial hoch ging, datiert zurück ins Jahr 2016. Nach Einschätzung von Ermittlern hätte das Institut Kunden in der jüngeren Vergangenheit (also vor und rund um 2016) geholfen, Rubel-Schwarzgeld in der Höhe von rund zehn Milliarden Dollar zu waschen. Die Bank hatte versprochen, zur Aufarbeitung der Affäre mit den Behörden zusammenzuarbeiten. Mehrere Mitarbeiter in der Moskauer Niederlassung wurden deshalb vor die Tür gesetzt, darunter auch der ehemalige Chef-Händler in Russland, Tim Wiswell.

Sanktionen und Zins-Manipulationen

Mit dem Vorwurf der Verletzung von Sanktionen, die die USA in der Vergangenheit gegen Länder wie den Iran verhängt haben, musst sich das Geldhaus ebenfalls auseinander setzen.

Wegen der Manipulation wichtiger Referenzzinssätze wie Euribor und Libor musste die Deutsche Bank viel Geld zahlen. Die EU-Kommission verhängte Ende 2013 eine Strafe von 1,7 Milliarden Euro gegen sechs Großbanken, davon entfiel mit 725 Millionen Euro der Löwenanteil auf das Frankfurter Geldhaus. Die Behörden in Großbritannien und den USA brummten der Bank eine Rekordstrafe von 2,5 Milliarden Dollar auf. Die deutsche Finanzaufsicht BaFin hat in ihrem Bericht zur Zinsaffäre eine Reihe von Top-Managern scharf angegriffen und ihnen zu laxe interne Kontrollen beziehungsweise eine mangelnde Aufklärung der Tricksereien vorgeworfen. Darunter war auch der im Sommer 2015 abgelöste Co-Vorstandschef Anshu Jain. Einen Zusammenhang zwischen dem Rücktritt und dem BaFin-Bericht wies die Bank allerdings zurück.

Auch in den Panama-Papers kam die Deutsche Bank vor. Ein internationales Journalistennetzwerk deckte im Frühjahr 2016 mehr als 214.000 Briefkastenfirmen in Panama auf, die gegründet worden waren mit dem Ziel, Steuern zu hinterziehen. Die Bank soll dabei auch mitgewirkt haben.

Der Verdacht der Umsatzsteuerhinterziehung im Zusammenhang mit dem Betrug mit CO2-Verschmutzungsrechten sorgte dafür, dass rund 500 bewaffnete Polizisten und Steuerfahnder Ende 2012 den Hauptsitz der Bank in Frankfurt und andere Büros durchsuchten. Das Landgericht Frankfurt hatte im Juni 2016 einen ehemaligen Vertriebsleiter im Investmentbanking der Deutschen Bank wegen Steuerhinterziehung zu drei Jahren Haft verurteilt. Er hatte das Geschäft mit den CO2-Zertifikaten in Deutschland für das Geldhaus koordiniert.

Viele Niederlassungen, weit verzweigt

Die Bank jedenfalls ist mächtig. Das Unternehmen mit Sitz in Frankfurt am Main hat neben einem dichten Filialnetz in Deutschland auch Niederlassungen in London, New York, Singapur, Hongkong und Sydney. In Deutschland arbeiteten zum Jahresende 2021 rund 35.700, weltweit rund 83.000 Mitarbeiter für die Bank. Auch im Bereich Investmentbanking – also bei der Emission von Aktien, Anleihen und Zertifikaten – ist die Deutsche Bank ein großer Player. Unter der Marke DWS Investments ist die Deutsche Bank mit einem Marktanteil von ca. 26 Prozent der größte Anbieter von Publikumsfonds in Deutschland. 2022 hatte die Deutsche Bank einen Nettogewinn von 15 Milliarden Euro erwirtschaftet. Es war das beste Ergebnis innerhalb der vergangenen 15 Jahre. (Bettina Pfluger, 26.3.2023)