Neben Nuhr werden auch Comedians wie Lisa Eckhart und Luke Mockridge in der Sendung dargestellt.

Foto: ZDF

"Ich bin absolut für Respekt gegenüber Minderheiten – aber ich fände auch ein bisschen Respekt vor der Mehrheit manchmal gar nicht schlecht". Mit Aussagen wie diesen bespielt Dieter Nuhr sein Publikum seit Jahren im Format "Nuhr im Ersten". Jan Böhmermann antwortete am Freitag mit der Satiresendung "Nuhr im Zweiten" auf seine Art und stellte dort gleich mehrere Kolleginnen und Kollegen ins negative Rampenlicht. Die heftigen Reaktionen im Netz zeigen, dass der provokante Satiriker damit für viele – wieder einmal – zu weit gegangen ist.

Rassismusvorwurf

Auf Twitter lässt Böhmermann wissen, dass es die "vornehmste Aufgabe der Satire" ist, "den Menschen den Spiegel vorzuhalten". Dafür opferte er den Sendeplatz seiner Show "ZDF Magazin Royale" für das Projekt "Nuhr im Zweiten", wo er mehrere Kolleginnen und Kollegen als Imitatoren auf die Bühne entlässt. Was folgt, wird ein Frontalangriff auf Comedians wie Lisa Eckhart oder Luke Mockridge. Während die Österreicherin Sophie Berger als Eckhart-Anspielung über eine "Wokestapo" fantasiert und natürlich nichts "gegen Juden hat", wird die Mockridge-Interpretation als Sexist dargestellt. Mockridge wurden 2021 mehrere sexualisierte Übergriffe vorgeworfen, unter anderem von seiner Ex-Freundin.

Die meiste Sendezeit hatte Schauspieler Sebastian Rüger, der dem der Sendung den Titel gebenden Nuhr ein Gesicht geben durfte. Neben Angriffen auf die Grünen und Seitenhieben auf Minderheiten und Gendern irritierten offen ausgesprochen rassistische Witze das Publikum. Mehrere Nachrichtenmagazine schrieben daraufhin, dass Böhmermann mit der Sendung einen "Rassismusvorwurf" gegen Dieter Nuhr ausspreche.

Verpasste Chance

Die Reaktionen im Netz waren erwartungsgemäß geteilt. Während die Fans von Böhmermann den nächsten Grimmepreis für den Satiriker einforderten, gab es auch zahlreiche kritische Stimmen. "Ein aus Vorurteilen und platten Witzchen gekochter und mit Rassismus garnierter Sud", wird etwa auf Twitter geschrieben und immer wieder darauf hingewiesen, dass solch eine Sendung keinen Platz im öffentlich-rechtlichen Rundfunk haben sollte.

Einige Kommentare erwähnen, dass der Moderator Harald Schmidt Nuhr einmal in die eigene Sendung eingeladen hat, um ihn mit so mancher kritischer Aussage zu konfrontieren. Dies habe Böhmermann verpasst, wird geschrieben. Ein dazu passendes Zitat von Schmidt aus dem Jahr 2022 lässt da in den Kommentaren nicht lange auf sich warten: "Ich wusste schon früh, dass es Böhmermann als Moderator nie schaffen würde – aber dass er es als Krawallschachtel sehr weit bringen würde, wusste ich auch."

Unter einer Kritik lässt sich ein Nutzer dazu hinreißen zu schreiben, was in vielen anderen Beiträgen indirekter formuliert wurde: "Diese Sendung könnte in der ARD das Original ersetzen und niemand würde es merken." Eine Antwort von Dieter Nuhr wird ebenfalls vermutet. Vielleicht in der nächsten Folge von "Nuhr im Ersten". (red, 26.3.2023)