Die 17 Filialen der SVB sollen am Montag unter dem Namen First Citizens öffnen.

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Washington – Das US-Finanzinstitut First Citizens Bank übernimmt die insolvente Silicon Valley Bank (SVB). Wie der Bundeseinlagensicherungsfonds FDIC in der Nacht zum Montag mitteilte, kauft die Bank sämtliche Einlagen und Kredite der geschlossenen Bank. Die Transaktion umfasst demnach Einlagen in Höhe von 119 Milliarden Dollar (110,5 Milliarden Euro) sowie zusätzlich 72 Milliarden Dollar an Vermögen.

Die 17 Filialen der SVB sollen am Montag unter dem Namen First Citizens öffnen und Kunden der SVB würden "automatisch" zu Kunden der neuen Bank, hieß es weiter. Für die Sicherung der Einlagen bleibt weiterhin der FDIC verantwortlich.

Die SVB war nach Vermögen die 16.-größte Bank der USA und ein wichtiger Geldgeber vor allem für Start-ups. Sie war nach einem Ansturm auf die Konten Anfang März von den Behörden geschlossen worden. Der SVB-Kollaps ist die größte Bankenpleite in den USA seit der Finanzkrise 2008 und sorgte für erhebliche Turbulenzen im Bankensektor und an den Börsen – auch in Europa.

Zinsen wurden zum Problem

In den vergangenen Jahren gab es einen regelrechten Boom im Technologiesektor. Das brachte auch viele Start-ups hervor, die auch viel Geld verdient haben. Geld, das auch bei der SVB eingelegt wurde. Weil die Bank im gleichen Ausmaß aber nicht so viele Kredite vergab, hat sie das Geld selber veranlagt. Ein Teil floss in Anleihen – genauer gesagt in Staats- und Hypothekenanleihen. Die Bank investierte aber zu einem Zeitpunkt, als die Kurse dieser Papiere schon hoch war.

Im Zuge der anziehenden Inflation haben die Notenbanken damit begonnen, die Zinsen straff anzuziehen. Der US-Leitzins wurde innerhalb von einem Jahr von Null auf die Spanne von 4,75 bis fünf Prozent. Für die Anleihen ist das jedoch eine negative Information, weil mit steigenden Zinsen der Kurs der Anleihe fällt.

Weil die hohen Zinsen auch die Schulden verteuert und das auch für Firmen teuer geworden ist, hat der Boom im Tech-Sektor einen ordentlichen Dämpfer erlitten. Die Not im Tech-Sektor war also groß, abzulesen ist das auch an den tausenden Jobs, die in bekannten Unternehmen wie Amazon oder Facebook gestrichen wurden. Betroffene Unternehmen wollten daher auf ihre Einlagen zugreifen. Die SVB war damit auch gezwungen, Anleihen zu verkaufen und realisierte die Verluste aus diesen Papieren.

Eine Analyse und ihre Folgen

Die Ratingagentur Fitch hatte die hohen Anleihebestände der Bank als "stille Lasten" eingestuft und darauf hingewiesen, dass diese stillen Lasten der SVB höher sind als das Eigenkapital der Bank. Aus Angst davor, an das einbezahlte Geld nicht mehr heranzukommen, zogen viele verunsicherte Kunden ihre Gelder in großem Stile ab. An einem einzigen Tag wurden 42 Milliarden US-Dollar an Einlagen abgehoben. Das hat zur behördlichen Schließung der Bank am Freitag geführt.

Die SVB ist mit der Übernahme durch die First Citizens vorerst gerettet. Die Probleme im Bankensektor hingegen bleiben. Der Fall von SVB, Silvergate und Signature Bank hat das Vertrauen in den Sektor erschüttert. Die Notübernahme der Credit Suisse vor einer Woche durch die UBS hat den Sektor erneut erschüttert. (APA, Reuters, bpf 27.3.2023)