Warten mit ESG geht noch – ist aber schade, denn es gibt viel zu gewinnen.

Foto: Collage von Fatih Aygdoglu

Ab 2026 wird es für fast alle Unternehmen in Österreich gesetzlich verpflichtend, mit dem Jahresabschluss auch einen ESG-Bericht abzugeben. Es kommt also niemand darum herum, sich mittelfristig mit dem Thema auseinanderzusetzen.

Unternehmen können noch warten und untätig sein. Einige strategische Gründe sprechen aber dafür, schon jetzt mit dem Thema zu starten. Der wichtigste: Ernsthaft und ehrlich angegangen, schaffen sie automatisch eine moderne, zukunftsorientierte Personalabteilung und machen Arbeitgeber attraktiv.

Personalverantwortliche, die bisher intern im Bemühen um eine bessere Bewertung als Arbeitgeber mühevoll gekämpft haben, können die Gunst der Stunde nutzen. Die zukünftige gesetzliche Vorgabe muss sowieso umgesetzt werden. Es ist keine Frage des Geschmacks, der politischen Meinung, der Weltanschauung oder der Umsetzung von schönen Idealen, es wird ein Muss, sich mit Diversity und Co im Rahmen von ESG zu beschäftigen.

ESG (Environment – Social – Governance) ist ein sehr breites Feld und umfasst unzählige Aspekte wie etwa: diverse Führungsteams, eine respektvolle Kultur, Aufstiegschancen, Betriebskindergarten, Job-Sharing, Tools für bessere psychische Gesundheit oder Elektroautos. Idealerweise gibt es ein nachhaltiges Produkt, das potenzielle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, Kundinnen und Kunden dazu bewegt, Teil von etwas Größerem sein zu wollen.

Verantwortungsvolle Unternehmen sind gefragt

Transparentes und ethisches Verhalten in Bezug auf Wirtschaftlichkeit, Ökologie und gesellschaftliche Verantwortung liegt im Trend. Viele Arbeitnehmer legen Wert darauf, für ein Unternehmen tätig zu sein, das sich seiner Verantwortung für die Auswirkungen seiner Entscheidungen und Tätigkeiten auf die Gesellschaft und Umwelt bewusst ist – wenn es systematisch angegangen wird, oft Corporate Sustainability & Responsibility (CSR) genannt.

In Unternehmen, die keinen CSR-Manager beschäftigen, liegen diese Aufgaben häufig in der Personalabteilung, da der Fokus dabei oft auf Mitarbeitenden liegt, unterstützt vom Marketing, oder umgekehrt. Vieles ist schon da, aber meist nicht gesammelt.

Die neuen gesetzlichen Rahmenbedingungen werden daher zum idealen Treiber, um alle Abteilungen ins Boot zu holen und gemeinsam an der großen Aufgabe zu arbeiten, "attraktiv" zu sein. ESG erweitert die CSR-Aspekte um das Environment, das bisher meist gar nicht oder verstreut in Umweltmanagement, Arbeitssicherheit und Qualitätsmanagement lag.

Wer jetzt mit der ESG-Implementierung beginnt, kann gemeinsam mit der Unternehmensführung festlegen, wo der Fokus der ersten Maßnahmen liegen soll. Jetzt ist noch Zeit, die Themen hintereinander anzugehen, Strukturen zu schaffen und mit dem wichtigsten Thema zu beginnen. Wichtig bedeutet hier, was den meisten Sinn in Bezug auf den Unternehmensgegenstand macht, wo das Herzblut liegt oder der größte Hebel ist. Für produzierende Unternehmen werden es sicher CO2-Emissionen sein, für Personalberatungen die gesellschaftliche Verantwortung in Bezug auf Chancengleichheit im Recruiting oder bei Dienstleistungsunternehmen das betriebliche Gesundheitsmanagement.

Was können Personalverantwortliche konkret tun?

Entscheidet sich ein Unternehmen, ESG mit dem Hauptaugenmerk auf die gesellschaftliche Verantwortung anzupacken, ist die Personalabteilung ganz besonders gefragt, die Kriterien zu messen. Hier zählt speziell das betriebliche Gesundheitsmanagement, mit Fokus auf mentaler Gesundheit, zu ihrem Aufgabengebiet. Hinzu kommen Diversity, Equality und Inclusion – Fairness, gleiche Bezahlung und gleiche Chancen unabhängig von Herkunft, Geschlecht, Nationalität, Glauben, dafür mit viel Augenmerk auf neue Sichtweisen, neue Herangehensweisen, neue Denkmuster, Offenheit, ohne Vorurteile, für gleichberechtigte und unterstützende Rahmenbedingungen für viele Lebensmodelle.

Unternehmen, die sich für den Schwerpunkt Ökologie entscheiden, können mit folgenden Aktivitäten beginnen: Erfassen und Messen der Umweltkennzahlen wie Treibhausgas-Emissionsmessung, CO2-Fußabdruck der gesamten Lieferkette, von einer Klimaveränderungsstrategie bis zur Müllvermeidung.

Der Beitrag der Personalabteilung liegt hier hauptsächlich in der dazu notwendigen Entwicklung und Förderung von Skills in der Belegschaft sowie in der Moderation zur Entwicklung neuer Prozesse.

Zentrale Infos für die Führungsgremien

Es kann auch Sinn machen, mit Governance zu starten: Datenschutzregularien, Compliance-Managementsystemen, Antibestechlichkeitsregeln oder die diverse Zusammensetzung der Geschäftsführung (und des Aufsichtsrates) gewährleisten.

Die Personalabteilung kann hier vor allem mit Recruiting von ausreichend Personal, ausgereiftem Onboarding sowie mit interner Kommunikationsarbeit einen Beitrag leisten.

Liebe Personalverantwortliche: Seien Sie mutig und zukunftsorientiert! Werden Sie Early Adopter, die sich jetzt von Mitbewerbern abheben wollen und daher Profit aus der ESG-Arbeit schlagen. Jede Maßnahme, jede Liste, jedes Dokument, das in diesem Projekt erstellt wird, wird Ihre Rolle aufwerten und leichter machen. Ab 2026 muss ohnehin jede und jeder etwas haben. (Charlotte Eblinger, Teresa Bieler-Stütz, 28.3..2023)