Julian Nagelsmann ist zu haben.

Foto: EPA/RONALD WITTEK

London/Frankfurt – Ruhe kehrt bei Julian Nagelsmann wahrlich nicht ein. Keine 100 Stunden nach dem Bayern-Knall ziert sein Gesicht schon wieder die Titelseiten – nun eben die der spekulationsfreudigen englischen Regenbogenpresse. Nach dem Rauswurf von Antonio Conte hieven die Inselmedien den frisch auf den Trainermarkt geratenen Nagelsmann kurzerhand bei Tottenham Hotspur in die Pole-Position, die Gerüchteküche brodelt.

Laut übereinstimmenden Berichten soll der 35-Jährige die Wunschlösung beim taumelnden Topklub sein, Klubboss Daniel Levy wolle schnellstmöglich Kontakt aufnehmen. Und der frisch geschasste Bayern-Coach sei angeblich nicht abgeneigt, zeige sich offen für Gespräche. Ohnehin soll Nagelsmann generell Sympathien für die Spurs hegen, als Kind auch ein Trikot der Nordlondoner besessen haben.

Tottenham will sich beeilen – einen zweiten Fall Thomas Tuchel soll es keinesfalls geben. Denn den schnappten schließlich die Bayern den Spurs trotz erster Gespräche vor der Nase weg. Eine ähnliche Gefahr droht bei Nagelsmann: Nach dem "Erdbeben in München" können sich spanische Medien dessen Zukunft nämlich auch gut bei Real Madrid vorstellen. Carlo Ancelotti steht dort wohl trotz Vertrages bis 2024 vor dem Abschied.

Ancelotti Richtung Brasilien

Der Italiener gilt als Topkandidat für den Cheftrainerposten bei Rekordweltmeister Brasilien, der interimsweise von Ramon Menezes betreut wird. Verbandspräsident Ednaldo Rodrigues schwärmte ganz unverblümt von Ancelotti. Und Nagelsmann hatte 2018 zu Hoffenheimer Zeiten schon einmal Kontakt mit Real, Klubboss Florentino Perez gilt als Fan.

Kein Wunder also, dass Tottenham bei seiner Trainersuche aufs Gaspedal drückt. Bis Saisonende fungiert der bisherige Co-Trainer Christian Stellini als Interimslösung, nachdem sich die Spurs am Sonntagabend "in gegenseitigem Einvernehmen" von Conte getrennt hatten. Der Italiener hatte seine Stars um Harry Kane, Heung-Min Son oder Ivan Perisic zuletzt öffentlich an den Pranger gestellt.

"Wir hatten elf Spieler auf dem Platz, ich sah elf eigensüchtige Spieler, ich habe Spieler gesehen, die sich nicht gegenseitig helfen wollen und mit Herz spielen", hatte er nach dem 3:3 gegen Southampton im Stile von Giovanni Trapattoni gewettert: "Sie sind es so gewohnt, sie wollen nicht unter Druck spielen, wollen keinen Stress haben." Es blieb Contes letzter öffentlicher Auftritt als Teammanager der Nordlondoner.

Kein Rückschritt

Die Spurs zittern um die Qualifikation für die Königsklasse, Nagelsmann dürfte die Entwicklung genau beobachten. Schließlich will er sich sicher weiter auf höchster Bühne präsentieren.

"Ich kann mir schwer vorstellen, dass er nach dem FC Bayern jetzt zu einem Zweitligisten wechselt", sagte Christian Heidel, Vorstand beim deutschen Bundesligisten Mainz, bei Sky: "Das wird er verarbeiten und ganz sicher wieder bei einem Topverein aufschlagen. Er hat alle Anlagen." (sid, red, 27.3.2023)