Zehn zähe Verhandlungsrunden haben die Arbeitnehmer- und Arbeitgebervertreter der AUA schon hinter sich.

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Wien/Schwechat – Eine Betriebsversammlung der Pilotinnen und Flugbegleiter der Austrian Airlines (AUA) hat am Dienstag zu zahlreichen Flugausfällen geführt. Bei der Versammlung des Bordpersonals lehnten die rund 1.200 Anwesenden das Kollektivvertragsangebot einstimmig ab, sagte Yvonne Heuber von der Gewerkschaft Vida der APA. Die Pilotinnen und Piloten sowie Flugbegleiterinnen und Flugbegleiter treten für Verhandlungen bis Gründonnerstag (6. April) ein. Kommt es zu keiner Einigung, droht ein Arbeitskampf.

VIDEO – Daniel Liebhart von der Gewerkschaft Vida: "Es war nicht sehr geschickt vom Unternehmen ein Angebot zu kommunizieren, das es in der Realität so nicht gibt".
DER STANDARD

Laut AUA würden die Gehälter um mindestens zehn Prozent angehoben. Durch die Zusammenlegung von zwei Gehaltstabellen ergäbe sich aber eine durchschnittliche Gehaltserhöhung um 12,3 Prozent. Für Flugbegleiter in den unteren Lohngruppen bedeute das Angebot sogar eine Einkommensverbesserung um bis zu 23 Prozent. Zusätzlich habe man den Gehaltsverzicht in Höhe von zehn Prozent um zwei Jahre früher als vereinbart beendet und für 2022 einen Teuerungsausgleich in Höhe von bis zu 3.000 Euro bezahlt. Laut Gewerkschaft liegt aber nur ein Angebot über eine Gehaltserhöhung um zehn Prozent vor.

Nachverhandlungen wegen gutem Ergebnis

Die Vida wollte das Angebot zunächst nicht kommentieren, man führe keine KV-Verhandlungen über die Medien. Bordbetriebsratschef Rainer Stratberger tat im Ö1-"Morgenjournal" kund, dass davon nur ein geringer Teil der Beschäftigten profitieren würde, und äußerte einmal mehr seinen Unmut darüber, dass für 2022 wieder Boni für die Führungskräfte ausgezahlt worden sind.

Günther Ofner, Flughafen-Wien-Vorstand und Obmann der Berufsgruppe Luftfahrt in der Wirtschaftskammer, zeigte laut einer Aussendung wenig Verständnis für das "nicht gerade konstruktive" Vorgehen der Gewerkschaft.

Zwar hat man sich bereits im Oktober 2022 auf einen Kollektivvertrag geeinigt. Allerdings stellte sich danach heraus, dass die AUA im dritten Quartal ein sehr gutes Ergebnis erzielt habe. Für zusätzlichen Unmut unter der Belegschaft sorgte, dass Führungskräfte für 2022 einen Bonus erhalten sollten. Daher wurden Nachverhandlungen begonnen.

Arbeitskampf möglich

Die AUA hingegen begründet die variablen Gehaltsbestandteile für Führungskräfte damit, dass diese Beschäftigten – meist Teamleiter – auf 17 Prozent ihres Gehaltes verzichtet hätten. Ohne die variable Vergütung läge deren Verzicht bei 30 Prozent. Für die Vida ist das ein schwaches Argument. Schließlich würden die Führungskräfte deutlich mehr verdienen als Flugbegleiter, die zum Teil knapp 1.900 Euro pro Monat bekommen würden.

Das Bordpersonal stimmte jedenfalls zu, ihren Forderungen mit einem Arbeitskampf Nachdruck zu verleihen, sollten die Verhandlungen bis zum 6. April kein Ergebnis bringen. (APA, frei, 28.3.2023)