Ihr Charakteristikum ist der experimentelle, performative Aspekt der Arbeit: Ensemble Phace.

Foto: Dina Lucia Weiss

Spät nachts im Taxi durch New York. Erst die langen Avenues, später die Brücken. Schrille Lichter, Neonanzeigen in allen Farben, verschwommen in der Ferne, dann sind sie schon vorbei. Sie alle flackern und zittern auf den kräuselnden Wellen, nur der Mond ist auffällig still. Rot – Grün – Gelb, das Spiel der Ampeln, ansonsten rauscht es nur …" Im Konzerthaus wird man es am Dienstag hören: Das Rauschen der Sinneswahrnehmungen, wohl auch das Verschwimmen zwischen Sehen und Hören, dies deutet Komponistin Katharina Rosenberger in ihrem Stück blur an.

Den Mitgliedern des Ensemble Phace, das sich dem Stück widmet, werden auf ihren Tourneen mitunter wohl ähnlich hektische Eindrücke widerfahren, wobei sie natürlich Routine bei aufreibenden Belangen des Konzertlebens entwickelt haben.

Vielfalt der Zugänge

Seit Jahren geht es den elf Solisten und Solistinnen von Phace, dessen künstlerischer Leiter Reinhard Fuchs ist, darum, die Vielfalt zeitgenössischer Musik zu transportieren. Ursprünglich 1991 als ensemble on_line von Komponist Simeon Pironkoff ins Leben gerufen, geht die Formation seit ihrer Neugründung 2010 einen zwischen den Genres mäandernden Weg.

Das Ensemble sucht Projekte, die Tanz, Theater, Performance, Elektronik, Video, Turntables und Installationen etc. umfassen. Bereits seit 2012 gestaltet Phace auch einen eigenen Zyklus im Wiener Konzerthaus. Man gastierte zudem in der Hamburger Elbphilharmonie, vermittelte Modernes auch in Chile. Und nach dem dienstägigen Gastspiel im Konzerthaus, das von Dirigentin Yalda Zamani geleitet wird, geht es Ende März zum Osterfestival Tirol. Ja, und bei den kommenden Wiener Festwochen ist Phace auch dabei.

Mehr als Spielen

Bei einem Budget von 450.000 Euro kommt man auf eine Eigendeckung von 70 Prozent, sagt Fuchs. Stadt Wien und Bund fördern, wofür man dankt. Natürlich gäbe es da aber "immer auch Luft nach oben", sagt Fuchs. Das Grundkonzept von Phace? Als Charakteristikum des Ensembles sieht er den experimentellen, performativen Aspekt der Arbeit.

Die Musiker und Musikerinnen können "mehr sein als Instrumentalisten". Eine über das reine Spielen hinausragende Teilhabe an der Umsetzung auch multimedialer Projekte ist also ein Wesensmerkmal von Phace. Natürlich sind vor allem neue Werke wichtig. So gibt es im Konzerthaus gleich zwei Auftragskompositionen:

Reinhold Schinwald möchte mit campi deserti an die "wilden Felder" am Rande der eurasischen Steppe denken lassen. Und Maurizio Azzan schafft in Wasteland_not yet einen "Mikrokosmos, der ständig zwischen einer Klanginstallation und einem klarer artikulierten musikalischen Diskurs schwebt". Kling abstrakt, klar. Konkret wird Musik eben nur für den, der ihre Nähe (im Konzerthaus) sucht. (Daniel Ender, 28.3.2023)