In Ciudad Juárez versuchen täglich Migrantinnen und Migranten über die Grenze in die USA zu gelangen.

Foto: REUTERS/JOSE LUIS GONZALEZ

Ciudad Juárez –Bei einem Brand in einer Sammelstelle für festgenommene Migranten im Norden von Mexiko sind mindestens 40 Menschen ums Leben gekommen. 28 weitere seien bei dem Feuer in der Einrichtung in der Stadt Ciudad Juárez an der Grenze zu den USA verletzt worden, teilte die mexikanische Einwanderungsbehörde (INM) mit. Die Behörden gingen davon aus, dass die Migranten kurz zuvor erfahren hatten, dass ihre Abschiebung oder Verlegung an einen anderen Ort bevorstand.

DER STANDARD

"Aus Protest legten sie Matratzen vor die Tür der Unterkunft und zündeten sie an", sagte Präsident Andrés Manuel López Obrador bei einer Pressekonferenz. Das Feuer sei außer Kontrolle geraten. Am Dienstag versammelten sich Migranten vor dem Unglücksort und skandierten "Gerechtigkeit, Gerechtigkeit". Medienberichten zufolge wird nun ermittelt, ob die Opfer eingeschlossen waren.

Menschen warteten auf Abschiebung

Nach Angaben der Einwanderungsbehörde hielten sich zum Zeitpunkt des Unglücks in der Nacht auf Dienstag 68 erwachsene Männer aus Mittel- und Südamerika in der Unterkunft auf. 15 Frauen seien kurz nach dem Ausbruch des Feuers gerettet worden. "Es ist sehr traurig, dass so etwas geschieht", sagte López Obrador. Medienberichten zufolge waren die Migranten am Vortag an verschiedenen Grenzübergängen in Ciudad Juárez ohne gültige Aufenthaltspapiere aufgegriffen worden. Sie waren in die Migrantenunterkunft gebracht worden, um sie später in ihre Heimatländer abzuschieben.

Unter den Toten und Verletzten waren nach Angaben der Generalstaatsanwaltschaft Männer aus Guatemala, Honduras, El Salvador, Venezuela, Ecuador und Kolumbien. Guatemalas Präsident Alejandro Giammattei teilte mit, er habe das Außenministerium seines Landes angewiesen, die Familien der Opfer konsularisch zu unterstützen.

Videomaterial

In einem Video einer Überwachungskamera waren mehrere Männer in einem abgeschlossenen Raum mit Gittern zu sehen, als Migranten ihre Matratzen in Brand steckten.

Beamte liefen demnach in ein Nebenzimmer, anstatt die Tür zu öffnen, als sich Flammen und schwarzer Rauch ausbreiteten. Mexikos Innenminister Adán López bestätigte am Dienstag die Echtheit des Videos.

Kritik von Amnesty International

Das tödliche Feuer sei das Ergebnis der unmenschlichen Einwanderungspolitik der Regierungen von Mexiko und den USA, kritisierte die Menschenrechtsorganisation Amnesty International. "Wie ist es möglich, dass die mexikanischen Behörden Menschen eingesperrt gelassen haben, die keine Möglichkeit hatten, dem Feuer zu entkommen?", fragte die Regionaldirektorin von Amnesty International, Erika Guevara Rosas. Auch die Vereinten Nationen in Mexiko bedauerten die Tragödie und forderten gründliche Ermittlungen.

Die US-Botschaft in Mexiko zeigte sich betroffen. "Der Aufbau eines Systems für sichere, geordnete und humane Einwanderung ist eine gemeinsame Verantwortung, der sich Regierungen, internationale Organisationen und die Gesellschaft stellen müssen, um Vorfälle wie diese zu verhindern", hieß es in einer Stellungnahme.

Mexiko liegt auf der Migrationsroute von Menschen, die versuchen, die USA zu erreichen. Sie fliehen vor Armut, Gewalt und politischen Krisen in ihren Heimatländern. Zwischen Oktober 2021 und Oktober 2022 registrierte die US-Grenzschutzbehörde mehr als zwei Millionen Versuche von Migranten, in die USA zu gelangen. Neben Migranten aus Mittelamerika machen sich immer mehr Menschen aus Venezuela, Haiti und Kuba auf den Weg. (APA, 28.3.2023)