Musk baut die Twitter-Paywall ein weiteres Stück höher.

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Seit kurzem ist Twitter Blue, das Bezahl-Abo mit Verifikation des Social Networks, auch in Österreich an den Start gegangen. Und wer einen beliebten Account betreibt und seine Reichweite halten möchte, muss wohl bereit sein, acht Euro pro Monat dafür zu investieren.

Denn Elon Musk hat angekündigt, dass die Plattform weitere Funktionen hinter die Bezahlschranke ziehen wird. Eine davon ist die Berücksichtigung durch den Empfehlungsalgorithmus.

"For You"-Auftritt nur noch mit Abo

Dieser Algorithmus ist dafür zuständig, anhand verschiedener Kriterien Postings an andere User zu empfehlen, die an diesen Interesse haben könnten. Ein offensichtliches Merkmal dafür ist das Surfverhalten der letzten Zeit. Wer auf Twitter häufig Beiträge zu einem bestimmten Thema liest und danach sucht, dem werden in der im Jänner eingeführten "Für Dich"-Rubrik weitere Beiträge mit ähnlicher inhaltlicher Ausrichtung empfohlen und auch andere Nutzer, die zu diesem Interessengebiet Nachrichten absetzen. Wer bei Twitter kein Geld einwirft, wird bei der algorithmischen Auswahl ab 15. April allerdings ignoriert.

Wie viel neue Follower und Reichweite das den hervorgehobenen Usern beschert, ist nicht bekannt. Allgemein sehen Experten Empfehlungsalgorithmen aber als mächtiges Tool, weswegen sie auch immer wieder im Zentrum netzpolitischer Diskussionen stehen. Seitens von Twitter ist es der nächste Schritt, nachdem man bereits bei der Anzeige von Antworten auf Tweets jene der Abonnenten nach vorne reiht.

Musk präsentiert Änderungen als Maßnahme gegen Bots

Und noch eine weitere Funktion verschwindet Mitte April hinter der Paywall: Umfragen. Auch für das Erstellen von und die Teilnahme an Abstimmungen wird bald ein aktives Abo Voraussetzung sein.

Die Ankündigungen haben freilich schon erste Kritik auf den Plan gerufen. Twitter wird vorgeworfen, diese Einschränkungen nur einzuführen, um mehr User zu Twitter Blue zu drängen. Musk begründet die Schritte allerdings mit dem Kampf gegen automatisierte Konten. Die Limitierung von Empfehlungen und Umfragen auf Konten mit Bezahl-Abo sei "der einzige realistische Weg, um fortgeschrittene KI-Bot-Schwärme davon abzuhalten, das Ruder zu übernehmen".

Twitter hat seit der Übernahme durch Musk im Oktober 2022 turbulente Monate mit mehreren Runden an Personalabbau und einer Reihe anderer Kontroversen hinter sich. Der Erfolg von Twitter Blue, das Musk als zentrale Maßnahme sieht, um den Dienst profitabel zu machen, soll bisher bescheiden gewesen sein. Musk investierte insgesamt 44 Milliarden Dollar in die Übernahme, nach seinen eigenen Angaben ist der Wert der Plattform mittlerweile auf 20 Milliarden gesunken. (gpi, 28.3.2023)