Das österreichische Bildungssystem verdient mehr als eine oberflächliche Symptombekämpfung.

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600.000 Euro hat die Werbekampagne "Klasse Job" des Bildungsministeriums gekostet. Als Maßnahme gegen den Lehrkräftemangel und für eine "neue Erzählung" von Schule wurde mehr als eine halbe Million Euro in Plakate, Videos und Social-Media-Auftritte gesteckt. Wer nicht in der Kostenaufstellung aufscheint, sind die eigentlichen Werbeträger: Schulen und Lehrkräfte. Diese sollen ihr Berufsfeld zwar mit der Kampagne bewerben, erhalten dafür aber – wieder einmal – keine Gegenleistung.

Eine Werbestrategie, die auf dem Idealismus der Lehrkräfte fußt, befeuert das eigentliche Problem des Lehrermangels allerdings erst recht. Wie Bildungsminister Martin Polaschek in der "ZiB 2" am Montag selbst betonte, leisten die Lehrkräfte in Österreich mehr als klassisches Unterrichten.

Viele Baustellen im Bildungssystem

Was er nicht gesagt hat: Tatsächlich werden viele Baustellen im Bildungssystem von Lehrkräften zusätzlich abgefedert, oft wird sogar mit eigenen Mitteln in Schule und Schüler investiert. Aber das Engagement der Lehrkräfte ist nicht unermüdlich. Und mit jeder weiteren Aufgabe, die man Lehrerinnen und Lehrern gibt, ohne ihnen etwas zurückzugeben, steigt auch die Zahl derer, die ihres Engagements müde werden.

"Klasse Job" mag vereinzelt funktionieren, aber das österreichische Bildungssystem verdient mehr als eine oberflächliche Symptombekämpfung. Der Bildungsminister sollte seinen Fokus nicht nur darauf legen, neue Lehrkräfte zu rekrutieren, sondern auch darauf, bestehende Lehrkräfte zu halten.

Damit das gelingt, müsste Geld für Bildung nicht in Werbung, sondern in die richtigen Töpfe fließen. Denn auch wenn eine halbe Million Euro nur ein Tropfen auf den heißen Stein ist: Jeder noch so kleine Betrag wäre in jeder einzelnen Schule besser aufgehoben. (Anna Wiesinger, 28.3.2023)