Die neuen Triebe, die Vogelkirschen bilden, helfen ihnen, trotz spätem Frost zu erblühen.
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Die globale Erhitzung hat auch scheinbar paradoxe Folgen. Um mit den höheren Temperaturen zurechtzukommen, müssen Bäume auch resilient gegenüber Frost sein. Das Phänomen ist kurz erklärt: Während die Pflanzen durch die Wärme immer früher im Jahr austreiben, bleibt das Risiko für Spätfrost hoch. Daher dürften Arten, die sich besser von Frostschäden erholen können, vorteilhaft aufgestellt sein. Das zeigte die Eidgenössische Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL) in der Schweiz im Fachjournal "Functional Ecology".

Der Studie zufolge könnten sich dadurch die Wälder in der Schweiz – aber auch darüber hinaus – nachhaltig verändern. Generell ist es ein riskantes Unterfangen für Laubbäume, den richtigen Zeitpunkt für den Blattaustrieb zu erwischen. Eine Tatsache, die die Autoren um Frederik Baumgarten zum Studientitel "No risk – no fun" inspirierte. Sind die Bäume zu früh dran, kann die gesamte Investition einem einzigen Frost zum Opfer fallen. Lassen sie sich zu lange Zeit, wurden knappe Ressourcen wie Wasser, Mineralstoffe und Licht vielleicht schon von konkurrierenden Nachbarpflanzen verbraucht.

Buchen mit Problemen

Wie viel Risiko ein Baum dabei eingehen sollte, hängt von seiner Fähigkeit ab, sich von Frost wieder zu erholen. So hat sich im Laufe der Evolution für jede Art ein optimaler Zeitpunkt für den Blattaustrieb eingependelt.

Eichen können Spätfrost relativ gut verkraften – im Gegensatz zu Hainbuchen und Rotbuchen, wie die Studie zeigte.
Foto: Andreas Vitting / Imago

Die Forschenden brachten für die Studie eingetopfte Bäume in einer Wärmekammer zum Austreiben und setzten sie anschließend in einer Kühlkammer Frost aus. Gute Strategien, um Frost zu überstehen, haben laut der Studie Vogelkirschen und Eichen. Vogelkirschen bilden einen neuen Trieb von ganz unten, Eichen haben viele Reserveknospen. Von den untersuchten Hainbuchen überlebte dagegen jede dritte den Frost nicht. Auch die Rotbuchen waren stärker betroffen, sie bildeten kleinere Blätter und hatten eine schüttere Krone. (APA, red, 29.3.2023)