Billa und Billa Plus bauten den Umsatz im Vorjahr in Österreich um lediglich 2,9 Prozent aus.

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Wer in den Regalen der Rewe Österreich nach Schokoriegeln von Mars sucht, wird wieder fündig. Der US-Konzern und die deutsche Handelskette haben ihre Konflikte um Preise beigelegt. Letztlich habe man immer eine Einigung erzielt, lässt Rewe-Chef Lionel Souque am Rande einer Bilanzpräsentation in Köln wissen. An intensiven Gesprächen mit Lieferanten werde es aber auch heuer nicht mangeln. Denn die Preissteigerungen, mit denen der Handel konfrontiert werde, seien weiterhin hoch.

So schnell gehe man nicht in die Knie, versichert auch Marcel Haraszti, Vorstandschef der Rewe Österreich. "Wir werden nicht allen Preisforderungen nachgeben."

Jüngste Kritik des VP-Landwirtschaftministers Norbert Totschnig an unfairen Praktiken entlang der Lebensmittelketten vor dem Hintergrund der wachsenden Marktmacht der Supermärkte in Österreich weist Haraszti scharf zurück. Rewe fördere Regionalität und sei bereit, dafür in finanzielle Vorleistung zu gehen. "Es wäre daher absurd, von unfairen Praktiken zu reden." Bei tausenden Lieferanten könne es die eine oder andere Beschwerde geben. Konkrete Fälle seien ihm keine bekannt.

Günstiges Öl, teurer Zucker

Mehr als jede andere Branche im Handel stehen Lebensmittelkonzerne im Banne der Preise. Souque rechnet damit, dass die Steigerungen heuer nicht mehr ganz so hoch ausfallen werden wie im vergangenen Jahr. Einige Rohstoffe wie Sonnenblumenöl oder Weizen etwa hätten sich bereits deutlich vergünstigt. Bei Zucker und Reis wiederum seien die Preise nach wie vor auf hohem Niveau. Wie schnell gesunkene Großhandelspreise an Konsumenten weitergegeben würden, hänge in jedem Fall von laufenden Lieferverträgen ab. Anders als bei Butter und Milch gebe es bei Mehl etwa Ganzjahreskontrakte, erläutert der Konzern.

Rewe hat den Umsatz in Deutschland im Lebensmittelhandel im Vorjahr um 6,8 Prozent auf 37,8 Milliarden Euro ausgebaut. Das Wachstum fiel damit geringer als die Preissteigerung aus. Der Gewinn sank. Der Jahresüberschuss blieb mit 503 Millionen Euro um gut ein Drittel unter dem Vorjahresniveau. Souque führt hohe Investitionen in die Preise ins Treffen, um Kunden "nicht im Inflationsregen stehen zu lassen". Rewe habe viele höhere Kosten, von Energie bis zur Logistik, nicht an Endverbraucher weitergegeben.

Kunden sparen

In Österreich hat der Konzern den Lebensmittelumsatz 2022 um 4,6 Prozent erhöht, wobei sich das Geschäft hin zum Diskont bewegte. Während Penny um mehr als neun Prozent zulegte, wuchsen Billa und Billa Plus um nur 2,9 Prozent. Das Kaufverhalten der Konsumenten habe sich verändert, zieht Haraszti Bilanz. Kunden kauften weniger, dafür zusehends im Preiseinstiegsbereich ein. Eigenmarken seien gefragt. Die Zahl der Produkte unter der Marke Clever nahm um zwölf Prozent zu.

"Es sind stürmische Zeiten", sagt Haraszti. Rewe habe auch in Österreich in allen Bereichen Kostensteigerungen erlebt. Allein Energie habe sich um 70 Millionen Euro verteuert. "Wir haben die Inflation jedoch nicht unmittelbar mit voller Wucht an Konsumenten weitergegeben." Wo teilweise beachtliche Preissteigerungen bei Lebensmitteln hinflossen, steht derzeit im Fokus der Wettbewerbsbehörde. Auch der Anteil an Eigenmarken ist in ihrem Visier.

Gut unterwegs sieht Haraszti Geschäfte mit Bio und Fleischlosem. Vor allem Veganes verspricht Händlern gute Gewinnmargen, zielt es in der Regel auf kaufkräftige Kundenschichten ab. Ob es weitere vegane Supermärkte unter der Marke Pflanzilla geben wird, beispielsweise in Graz, lässt Haraszti prüfen. Die erste Wiener Filiale sei ein Testlabor. (Verena Kainrath, 29.3.2023)