Demi Moore war in den 1990er-Jahren ein Megastar. Doch sie machte einen Fehler: Sie wurde älter.

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Demi Moore und Mila Kunis auf einer gemeinsamen Bühne. Der Witz daran? Die beiden waren mit demselben Mann im Bett, und eine von ihnen ist noch immer mit ihm liiert. Die andere war mal mit ihm verheiratet. Das war es auch schon, aber das reicht für eine Erzählung, die alle verstehen: zwei Frauen, ein Mann, noch dazu eine älter, eine jünger – und schon hören wir innerlich das Fauchen zweier Katzen.

Die erwähnte Bühne ist eine aus einem Spot des US-Telekommunikationsriesen AT&T. Mila Kunis und Demi Moore spielen dort zwei Ex-Schülerinnen einer Highschool, wo sie gerade bei einer Feier und Kür zur meistbewunderten Schülerin sind. Beide Frauen sind sich des Preises so sicher, dass sie sich schon auf den Weg auf die Bühne machen. Dann registrieren sie stirnrunzelnd die jeweils andere. Es wird schließlich eine ganz andere. "Ich hatte keine Ahnung, dass wir auf derselben Highschool waren", flüstert Moore Kunis zu, während die beiden, völlig deplatziert, auf der Bühne stehen. "Wir haben viel gemeinsam", flüstert Kunis vielsagend zurück, bevor beide von der Bühne verwiesen werden.

ET Canada

Demi Moore als die Ex, das ist die Rolle, die ihr in den vergangenen Jahren wohl am öftesten zugeschrieben wurde. Seit sie die 40 überschritten hat, schaffte sie es außerdem vor allem als "Cougar", als Geschiedene, Suchtkranke oder als Filmstar von früher in die Medien, die "verzweifelt" Comebackversuche mache. Demi Moore ist ein eindrückliches Beispiel, wie sich das Image von berühmten Frauen allein mit dem Älterwerden wandelt. Während die Altersgrenze 40, 50 oder auch 60 für ihre männlichen Kollegen schlicht nichts bedeutet, verändert sich für Frauen oft alles.

Bekannt wurde die damals 23-jährige Demi Moore mit dem Teenagerfilm "St. Elmo's Fire" (1985). Fünf Jahre später gelang ihr mit "Ghost – Nachricht von Sam" der große Durchbruch, es folgten weitere Erfolge mit "Eine Frage der Ehre" und "Ein unmoralisches Angebot" (1993). Weniger toll wurde es dann mit "Enthüllung" (1994) und "Striptease" (1996). Die Einspielergebnisse von "Striptease" ließen zu wünschen übrig. Und "Enthüllung" war alles andere als ein feministischer Film-Meilenstein, die allerdings zu der Zeit im Mainstream-Kino generell rar waren.

Was für eine Rollenauswahl?

Andere Zeiten hin oder her: Ihren Film "Enthüllung" nehmen ihr Feminist:innen bis heute übel. Der Plot: Eine erfolgreiche Managerin (Demi Moore) will ein altes Gschpusi mit ihrem Konkurrenten, den sie eben im Rennen um eine Führungsposition ausgestochen hat, reaktivieren. Der will nicht, sie will ihn dafür büßen lassen. Er spricht von sexueller Belästigung, sie von einem Vergewaltigungsversuch seinerseits. In diesem Film ist er das Opfer von sexueller Belästigung und sie die Täterin, die auch noch die Tatsache ausnützt, dass Frauen deutlich öfter Opfer von sexualisierter Gewalt werden.

Was für eine Umkehr eines horrenden Problems für Frauen, in Hollywood und überall sonst: sexualisierte Gewalt. Es war Mitte der 1990er-Jahre, die Zeit der großen Erfolge von Harvey Weinstein. Was für eine schäbige Rollenwahl von Demi Moore? Vielleicht. Aber was ist mit Michael Douglas? Der spielte immerhin schon das zweite Mal das männliche Opfer einer Affäre durch eine rachsüchtige Frau, wir erinnern uns an "Eine verhängnisvolle Affäre" (1987). "Enthüllung" kann man Moore freilich vorwerfen, allerdings wird Michael Douglas nie für ein mangelndes Gespür für eine gesellschaftspolitisch verantwortungsvolle Rollenwahl kritisiert. Es ist wieder mal die Frau, die es auf allen Ebenen bringen muss. Tut sie es nicht, wird ihr das ewig nachgetragen.

"Gimme Moore"

Die heute 60-jährige Demi Moore war in den 1990er-Jahren die bestbezahlte Schauspielerin Hollywoods. Doch auch das passte vielen nicht. Für ihre Rolle in "Striptease" verdiente sie 12,5 Millionen Dollar. Noch nie zuvor hat eine Schauspielerin für eine Rolle so viel bekommen. Die Kollegen freilich schon. 1998 bekam etwa Mel Gibson für "Lethal Weapon 4" 30 Millionen Dollar. Wortspiele, die Gier andeuten, gab es allerdings nur für Moore, die aufgrund ihrer Gagen gern als "Gimme Moore" bezeichnet wurde.

Demi Moore tat auch als Erste, was heute selbstverständlich ist: Schwangere Stars zeigen ihre Babybäuche. Jessica Simpson kopierte Demi Moores berühmtes "Vanity Fair"-Cover aus dem Jahr 1991 im Jahr 2012 für das Magazin "Elle".

Ein damals aufsehenerregendes Cover: ein Babybauch, der längst kein Bäuchlein mehr ist.
Foto: AP/ Annie Leibovitz

Unzählige Stars, darunter Beyoncé und Rihanna, tun es ihr ebenfalls gleich. Damals, 1991, war Schwangerschaft und Nacktheit alles andere als selbstverständlich. Das "Vanity Fair" -Cover wurde rauf und runter diskutiert.

Zehn Jahre später wurde es deutlich ruhiger um die Schauspielerin. 2003 war sie mit "3 Engel für Charlie" auf der Leinwand zu sehen, damals war sie 41. Danach erblasste ihr Stern als Schauspielerin. Ganz anders bei vielen von Moores Altersgenossen. Von Tom Cruise (ebenfalls 60) kamen ab seinen 40ern ein bis zwei enorm teuer produzierte Blockbuster pro Jahr in die Kinos – mit jeweils deutlich jüngeren Filmpartnerinnen. Moore spielte derweil in kleinen, kaum erfolgreichen Filmen und in Nebenrollen. Geholfen hat sicher auch nicht, dass etwa Star-Regisseur Ridley Scott nach den Einspiel-Enttäuschungen, etwa bei "Striptease", Demi Moore als Kassengift klassifizierte. Die Leute würden Moore einfach nicht sehen wollen, sagte er, "wir hätten sie schon schreiend und tretend ins Kino zerren müssen", sagte der Regisseur dem "Telegraph".

"Raubkatze" Moore

Es war eine andere Rolle als die der Schauspielerin, in der Demi Moore ab ihren 40ern vorrangig wahrgenommen wurde: als Frau mit einem deutlich jüngeren Mann. Der Mann war Ashton Kutcher, damals 25 Jahre alt. Die gut fünfzehn Jahre Altersunterschied waren das bestimmende Thema in der Berichterstattung über Moore. Zum Vergleich: Bei Leonardo DiCaprio hat es eine ganze Serie an Partnerinnen in ihren Zwanzigern gebraucht, bis aufgefallen ist, dass dem Schauspieler in Liebesdingen Jugend offenbar schier alles bedeutet.

Bei Moore wurde es hingegen schnell als Unverschämtheit aufgenommen, dass sie einen Jüngeren hat. Sie wurde zu einer, die sich einen Jüngeren "krallt", sie wurde zur "Cougar"-Ikone. So werden Frauen genannt, die einen jüngeren Partner haben, besser gesagt: sich wie eine Raubkatze so einen schnappen.

Hatten die beiden einen gemeinsamen Auftritt, wurde gerne an diversen Gesten und anscheinend aufschlussreichen Momenten thematisiert, wie sehr sie den jungen Ashton unter der Fuchtel habe. Unmittelbar nach der Trennung des Paares 2012 wurden stets Bilder von einer abgemagerten und krank aussehenden Demi Moore veröffentlicht. Intensiv von einem Zusammenbruch mit anschließendem Krankenhausaufenthalt berichtet – was ihr Management auch bestätigte. Für den Boulevard war klar, dass ihr ihre Sucht nach jungen Männern zum Verhängnis wurde. Eine Fehlgeburt im Jahr 2004 im sechsten Schwangerschaftsmonat oder ihre schwere Kindheit reichten ihnen kaum als Gründe für psychische Probleme. Dabei war damals schon bekannt, dass sie es lange nicht leicht hatte: Die Familienverhältnisse, in denen sie aufwuchs, waren schwierig. Schon mit 16 verließ sie ihr Elternhaus. Mit 15 wurde Moore vergewaltigt, wie sie 2019 in ihren Memoiren "Inside Out" erzählte.

Keine Cat-Fights

Demi Moore hat gezeigt, wie es nach einer Scheidung auch laufen kann. Ihr Ex Bruce Willis (67) ist seit 2009 mit der 23 Jahre jüngeren Emma Heming-Willis verheiratet. Das Verhältnis zwischen ihren gemeinsamen Kindern mit Willis, dessen neuer Frau und deren gemeinsamen Kindern (acht und zehn) soll prächtig sein. Doch selbst diese offenbar gute Stimmung zwischen den Ex-Partner:innen wird gegen Moore ausgelegt. Als Bruce Willis Demenz diagnostiziert wurde, dauert es nicht lange, bis Medien Demi Moore als lästige Ex inszenierten, die sich nun als Krankenschwester in die Familie dränge und bei Willis und dessen Familie eingezogen sei. Heming-Willis räumte in einer Instagram-Story mit den Spekulationen auf: "Das ist so dumm. Bitte hört damit auf."

Die Frauensolidarität mit den neuen Partnerinnen der Ex-Partner klappt also längst. Keine Cat-Fights weit und breit. (Beate Hausbichler, 5.5.2023)