Beep Boop!

Foto: Screenshot / Youtube / yeokm1

KI hier, KI da, KI überall: Seitdem sich jedermann und jederfrau mit ChatGPT unterhalten kann, gibt es kein Entkommen vor wöchentlichen Produktvorstellungen und dem Buzzword-Bingo großer Marketingabteilungen im Bereich der künstlichen Intelligenz. Nur eines hat noch gefehlt: ein Bastler, der den gehypten Chatbot auf einer besonders alten oder lächerlich leistungsarmen Maschine zum Laufen bringt.

Dank Yeo Kheng Meng, einem Programmierer und selbsternannten Retrocomputer-Enthusiasten, hat das Warten nun ein Ende. Mithilfe der kürzlich veröffentlichten Programmierschnittstelle (API) für ChatGPT hat er den Chatbot auf einem IBM Portable PC 5155 aus dem Jahr 1984 zum Laufen gebracht. Seine Errungenschaft zeigt er in einem etwa zweiminütigen Youtube-Video. Ausführliche Informationen zu seinem Projekt hat er außerdem in einem Blogpost auf seiner Webseite zusammengefasst.

Schummeln muss sein

Dort hebt der Programmierer hervor, dass seit dem API-Release zwar neue Chatbot-Clients aus dem Boden sprießen würden, sich bisher aber noch niemand an die Programmierung für eine Vintage-Plattform wie MS-DOS gewagt habe. Aber warum auch, könnte man sich fragen. "Vor dreieinhalb Jahren habe ich einen Slack-Client für Windows 3.1 geschrieben. Ich dachte mir, diesmal will ich etwas anderes ausprobieren und als Herausforderung für eine noch ältere Plattform entwickeln", schreibt Yeo Kheng Meng.

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Besonders herausfordernd sei das Projekt gewesen, weil "DOS keine nativen Netzwerkfähigkeiten" und deutlich weniger Leistung hat – Hürden, die den Entwickler nicht aufhalten konnten. Für die Umsetzung hat er den Open Wacom C/C++-Compiler genutzt, um das System internetfähig zu machen, griff er zu MTCP. Laut "Vice" handelt es sich dabei um eine inoffizielle, aber für DOS entwickelte Lösung.

Ausprobieren für alle

Eine weitere Hürde stellte dem Bericht zufolge die Verschlüsselung dar. Die APIs von ChatGPT nutzen HTTPS, einen Standard, der zu Zeiten von MS DOS noch nicht existierte. "Ich beschloss, auf die gleiche Weise (wie bei Windows 3.1, Anm.) zu schummeln, indem ich meinen eigenen http-zu-https-Proxy in Golang verwendete", schreibt Yeo Kheng Meng. Dieser laufe "auf einem modernen PC und fungiert als transparenter Mittelsmann" – mit dem er die Server von OpenAI austricksen konnte. "Das Ergebnis wird dann Byte für Byte ohne Änderung an die App zurückgesendet."

Wer selbst einen Uralt-PC zu Hause herumstehen hat und sich nach dem Lesen dieser Zeilen nicht zurückhalten kann, das Projekt selbst auszuprobieren, kann sich freuen. Der notwenige Code ist auf Github verfügbar und kann jederzeit ausprobiert werden. (red, 29.3.2023)