Der Hochstrahlbrunnen am Schwarzenbergplatz war einer der sechs Wiener Brunnen, die von den Aktivistinnen und Aktivisten grün eingefärbt wurden.

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Die Aktivistinnen und Aktivisten hielten Schilder mit ihren Forderungen hoch.

Foto: Letzte Generation

Wien/Salzburg – Auch am Mittwoch sind die Proteste gegen die Gaskonferenz in Wien weitergegangen. Diesmal gab es vorerst keine Demonstrationen. Die Plattform Extinction Rebellion gab aber bekannt, dass sechs Brunnen in Wien grün eingefärbt wurden, darunter der Hochstrahlbrunnen am Schwarzenbergplatz und der Donnerbrunnen am Neuen Markt. Dazu wurde in der Nähe auf Asphalt folgende Botschaft hinterlassen: "Grünes Gas = dreckige Lüge".

VIDEO: Aktivist:innen färbten Springbrunnen in Wien grün ein
DER STANDARD

Bereits am Samstag hatten Aktivistinnen und Aktivisten der Gruppe die Salztorbrücke in der Innenstadt blockiert und das Wasser im Donaukanal kurzfristig grün eingefärbt. Wie am Samstag kam auch diesmal Uranin zum Einsatz – laut den Aktivisten "ein zu 100 Prozent biologisch abbaubares und ungiftiges Mittel, welches sonst zur Ermittlung von Strömungen verwendet wird. Nach ein paar Stunden verschwindet der Effekt", wurde versichert.

Wiener Wasser erstattet Anzeige

Die betroffenen Brunnen werden "in den kommenden Tagen entleert, gereinigt und neu befüllt", sagte eine Sprecherin der MA 31 (Wiener Wasser) auf Anfrage dem STANDARD. Um Wasser zu sparen, werde das Wasser in den Brunnen im Umlauf betrieben. Das verwendete Mittel könne daher nur durch Entleerung und Reinigung entfernt werden.

Die Sprecherin der Magistratsabteilung teilte zudem mit, "dass Wiener Wasser Anzeige erstatten wird, um nicht auf den Kosten sitzen zu bleiben". Wie hoch diese sein werden, komme noch auf den Aufwand an: Fraglich sei etwa, ob ein einfaches Abspritzen der Brunnen ausreiche – oder ob andere Maßnahmen nötig werden. Gerechnet wird aber mit mehreren tausend Euro Schaden pro Brunnen, da seien die zusätzlichen Personalkosten schon einkalkuliert.

Am frühen Nachmittag waren der Donnerbrunnen, der Vermählungsbrunnen, der Hannakenbrunnen sowie der Josefsbrunnen bereits entleert, beim Hochstrahlbrunnen war der Vorgang gegen 14 Uhr noch im Gange.

Transparent am Wiener Rathaus angebracht

Gegen Mittag gaben Aktivistinnen und Aktivisten der Gruppe Klimagerechtigkeit Kassel bekannt, dass am Wiener Rathaus ein vier mal drei Meter großes Transparent mit der Aufschrift "Stop Gas, Stop NeoCO2lonialism" angebracht wurde. Bilder zeigten auch, wie sich eine Person vom Rathaus abseilte.

Galadinner von Blockgas unterbrochen

Von der Gruppe Block Gas gab es am Dienstagabend im Rahmen der Gaskonferenz eine weitere Protestaktion. Nach eigenen Angaben störten die Aktivistinnen und Aktivisten ein Galadinner im Wiener Palais Ferstl, wo hochrangige Vertreterinnen und Vertreter von Unternehmen wie OMV, BP und Shell sowie der Politik aufeinandertrafen. Trotz zahlreicher Sicherheitsvorkehrungen gelang es ihnen, das Abendessen zu unterbrechen.

Laut Polizei wurden zwei Aktivisten vor dem Palais und zwei weitere im Inneren durch "die Innensicherung" angehalten. Sie hielten Banner mit der Aufschrift "Don't Gas Africa" und "At What Cost?" hoch und bezeichneten die profitgesteuerten Gas- und Wasserstoffpläne der Anwesenden als "neokolonial und greenwashed". Offenbar waren weitere Aktionen für Mittwoch geplant.

VIDEO: Aktivistinnen hielten Banner mit der Aufschrift "Don't Gas Africa" und "At What Cost?" hoch und bezeichneten die profitgesteuerten Gas- und Wasserstoffpläne der Anwesenden als "neokolonial und greenwashed".
Block Gas

Straßenblockade in Salzburg

Aktivistinnen und Aktivisten der Letzten Generation demonstrierten indes wieder für mehr Klimamaßnahmen – diesmal in Salzburg. Gegen 7.45 Uhr blockierten sie auf der Staatsbrücke im Zentrum der Stadt den Frühverkehr. Auf Twitter schrieb die Gruppe: "Wir können nicht hinnehmen, wie Nehammer alle wissenschaftlichen Warnungen vor der Klimakatastrophe ignoriert."

Der ORF berichtete, dass es durch die Blockade zu mehreren Staus kam. Auch im öffentlichen Bus-Linienverkehr kam es zu Wartezeiten, da die meisten Buslinien über die Staatsbrücke fahren.

Die Aktivistinnen und Aktivisten hielten Schilder mit ihren Forderungen hoch. Sie forderten die Regierung etwa auf, eine Geschwindigkeitsbegrenzung von 100 Stundenkilometern auf den Autobahnen durchzusetzen und keine neuen Gas- und Ölprojekte mehr anzugehen.

Solidarität aus Bregenz

Die Letzte Generation hat am Mittwoch zudem Unterstützung aus Vorarlberg bekommen: Bregenz ist die erste Stadt Österreichs, die sich mit den Forderungen der Gruppe solidarisiert. Bürgermeister Michael Ritsch (SPÖ) und Vizebürgermeisterin Sandra Schoch (Grüne) haben ihre Stellungnahme in einem Brief an Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) festgehalten.

Einmal mehr wird darin die Dringlichkeit der Klimakrise betont. "Die Wissenschaft sieht die Welt in großer Gefahr – auch in Österreich." Deshalb stelle sich Bregenz solidarisch hinter die Forderungen der Letzten Generation. (David Krutzler, Anna Wielander, 29.3.2023)