Gaststars wie Ronaldinho erhöhen den Unterhaltungs- und Nachrichtenwert der Liga.

Foto: Enric Fontcuberta

Über eine Million Zuschauer verfolgten zuletzt die Spiele in der Kings League. Der ehemalige Barcelona-Star Gerard Piqué hatte die Liga im Jahr 2022 gegründet. Zwölf Mannschaften duellierten sich dabei immer sonntags auf dem Streamingservice Twitch, darunter bekannte Fußballer, aber auch Prominente aus anderen Bereichen. Die Unterhaltung stehe im Vordergrund, erklärte der Ligagründer immer wieder. Am Dienstag fanden die Finalspiele im mit über 90.000 Zuschauern gefüllten und ausverkauften Camp Nou statt, der Heimstätte des FC Barcelona.

Zeitgemäße Regeln

Sieben gegen sieben, 40 statt 90 Minuten und die sogenannten Joker-Karten, von denen jedes Team vor Beginn des Spiels eine ziehen darf und damit beispielsweise kurzfristig Tore doppelt gezählt werden: Man merkt, die Kings League ist zwar an Fußball angelehnt, erhöht aber die Geschwindigkeit und den Überraschungsfaktor, um sich klar vom großen Vorbild abzugrenzen. Gespielt wird in kleinen Hallen, die mit zahlreichen Mikrofonen und Kameras ausgestattet sind.

Die Teams bestehen aus Amateurfußballern, Ex-Profis und Futsal-Kickern. Ein Platz ist für einen Prominenten reserviert, was unter anderem Legenden wie Ronaldinho in die Liga geholt hat. Geleitet werden die Klubs von ehemaligen Fußballlegenden oder auch Stars aus dem Internet, die auch immer wieder gegen das Leder treten. Aber schon alleine der Ankick ist unterhaltsam anzuschauen, stürmen doch wie beim Wasserball bei Anpfiff alle Spieler von ihrem Tor in die Mitte zum Ball. Gelbe und rote Karten gibt es ebenfalls, diese führen allerdings nur zu Zeitstrafen.

Interaktion mit dem Publikum ist den Organisatoren ebenfalls wichtig. So durften die Zuschauer im Februar darüber abstimmen, ob eine neue Jokerkarte eingeführt werden soll, bei denen die Teampräsidenten einen Elfmeter schießen dürfen. Die Fans entschieden sich dafür, und so erlebten sie kurz darauf ein Duell zwischen dem Youtube-Star Ibai Llanos und dem Ex-Profi Iker Casillas, was online von den Zuschauern groß gefeiert wurde.

Für das Finale der neuen Liga füllte man das ehrwürdige Stadion des FC Barcelona.
Foto: Marta Perez

Online-Spektakel

TV-Stationen haben sich zur ersten Saison noch nicht verpflichten lassen, weshalb Piqué auf den beliebten Streamingservice Twitch ausgewichen ist, der mittlerweile nicht nur Jugendliche zeigt, die Videospiele konsumieren, sondern auch Kochsendungen, Diskussionen oder entspannte Chatgruppen anbietet. Ein Internet-TV-Kanal, der speziell von einem jungen Publikum stark frequentiert wird – das perfekte Publikum also, um eine frische Fußballliga zu feiern.

Die wachsenden Zuschauerzahlen sind ebenfalls schnell erklärt. Die prominenten Fußballer und Internetstars teilen die Liga ständig auf ihren Social-Media-Plattformen. Auf der Plattform Twitch folgen dem Kings-League-Kanal bereits 2,2 Millionen Menschen, auf Tiktok sind es bereits 4,6 Millionen. Egal ob Twitch, Youtube oder Tiktok, die Spiele sind kostenlos anzusehen, was die Einstiegshürde zusätzlich niedrig hält. Sponsoren wurden ebenfalls schon zahlreich gefunden. Egal ob Spotify, McDonald's oder Xiaomi – den Erfolg der Liga haben auch die Marketingabteilungen der passenden Konzerne schnell für sich entdeckt.

"Wir konkurrieren nicht mit Basketball oder Fußball oder irgendeinem anderen Sport, wir sind etwas ganz anderes", sagte Piqué kürzlich im Interview mit der spanischen Sportzeitung "Marca". Der Wettbewerb stelle etwas dar, das er selbst gerne konsumieren würde. "Eine Mischung aus Sport und Unterhaltung. Und die Leute mögen das." Jedoch nicht alle Leute, wie Piqué feststellen musste. Der Präsident der spanischen Liga, Javier Tebas, nannte die junge Konkurrenz zum Start einen "Zirkus". Ein erfolgreicher Zirkus, wie er wenig später feststellen musste.

Strafstöße werden wie im Eishockey ausgeführt – der Stürmer läuft auf den Tormann zu und versucht ihn zu umspielen.

Neymar als neues Gesicht

Der Erfolg der ersten Saison lässt Piqué an internationalen Ablegern der bisher ausschließlich spanischen Liga arbeiten. Im Mai soll zudem nicht nur die Kings League in die zweite Runde gehen, parallel dazu wird die Queens League starten, eine exklusive Frauenliga. Neue Zusagen von bekannten Gesichtern sollen in den nächsten Wochen folgen. Als Fixstarter gilt Profifußballer Neymar, der ein Team in der Kings League Brazil leiten soll. (aam, 29.3.2023)