Im Februar ging die Teuerung leicht zurück.

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Wien – Die Oesterreichische Nationalbank (OeNB) sieht für heuer angesichts einer steigenden Kerninflationsrate eine Teuerung von 6,9 Prozent. Und auch mittelfristig bleibt die harmonisierte Inflationsrate (HVPI) hoch. Für kommendes Jahr werden vier Prozent erwartet, für 2025 dann 3,1 Prozent, teilte OeNB-Gouverneur Robert Holzmann am Mittwoch auf Basis der neuesten OeNB-Inflationsprognose mit. Das Ziel der Europäischen Zentralbank (EZB) wäre eine Inflationsrate von zwei Prozent.

Heuer lasse der von den Energiepreisen ausgehende inflationäre Druck deutlich nach. Allerdings werde die Inflationsrate zunehmend vom heimischen Preisdruck bestimmt, der auch von den kräftigen Lohnkostensteigerungen der letzten Zeit herrührt, so die OeNB.

Weiterhin deutlich über Durchschnitt

Deshalb steigt die Kerninflationsrate – das ist die Inflationsrate ohne Energie und Nahrungsmittel – laut OeNB-Prognose 2023 um einen Prozentpunkt auf 6,1 Prozent an. Erst 2024 sinkt die jährliche Kerninflationsrate wieder. Allerdings bleibt sie, ebenso wie die HVPI-Inflationsrate bis zum Ende des Prognosehorizonts 2025 deutlich über ihrem langfristigen Durchschnitt.

Die Kerninflation (ohne Energie und Nahrungsmittel) erreichte voriges Jahr 5,1 Prozent und steigt vor allem aufgrund kräftiger Lohnkostensteigerungen heuer auf 6,1 Prozent an. 2024 sowie 2025 sinkt die Kerninflationsrate auf 4,3 Prozent bzw. 3,1 Prozent, bleibt damit aber weiter deutlich über ihrem langfristigen Durchschnitt.

Österreich über dem Euroraumdurchschnitt

Die österreichische HVPI-Inflationsrate war – auch im Vergleich mit dem Euroraum – in den ersten beiden Monaten des Jahres 2023 außergewöhnlich hoch, schreibt die Nationalbank. Sie erreichte im Februar elf Prozent und war damit seit September 2022 durchgängig zweistellig. Die hohe Inflationsdifferenz zum Euroraumdurchschnitt (8,5 Prozent) lässt sich zu einem großen Teil auf den Beitrag der Dienstleistungen zurückführen. Allerdings signalisiert der Rückgang der Inflationsrate im Februar – ausgehend von 11,6 Prozent im Jänner – eine Trendumkehr.

Preis für Nahrungsmittel änderte sich dreimal häufiger

Angesichts der aktuellen Inflationsentwicklung stellte sich die OeNB die Frage, ob sich das Preissetzungsverhalten der Unternehmen in Zeiten hoher Inflation fundamental verändert hat. Eine auf Preisdaten aus dem Onlinehandel beruhende Analyse deutet darauf hin, dass es im Nahrungsmittelsektor im Hochinflationszeitraum (ab Jänner 2022) häufiger zu Preisänderungen kam als davor. Die Preise für Nahrungsmittel und alkoholfreie Getränke wurden um bis zu dreimal häufiger verändert. Die durchschnittliche Preiserhöhung blieb hingegen konstant bei rund zehn Prozent.

Die aktuell hohe Lebensmittelinflation – im Februar stiegen die Nahrungsmittelpreise (inklusive Alkohol und Tabak) um knapp über 14 Prozent – ist daher weniger auf stärkere als vielmehr auf häufigere Preiserhöhungen zurückzuführen. Das deutet darauf hin, dass die Häufigkeit von Preisänderungen – im Gegensatz zu früheren Zeiten mit vergleichsweise moderaten und stabilen Inflationsraten – nicht mehr weitgehend konstant ist. Vielmehr wird sie stärker von der aktuellen Wirtschaftsentwicklung beeinflusst. (APA, 29.3.2023)