Manche nicht mehr ganz junge Menschen realisieren es erst, wenn andere sich daran stoßen, andere merken es an sich selbst: Mit zunehmendem Alter entwickelt man so manche Marotte. Man wird vielleicht weniger flexibel in seinen Ansichten und Gewohnheiten und braucht es für seinen Seelenfrieden, dass etwas unbedingt auf eine bestimmte Art gemacht werden muss – alles andere macht einen unrund.

Wurden Sie schon einmal "schrullig" genannt?
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Wenn kleine Marotten den Alltag beherrschen

Oftmals hat es sich einfach etabliert, dass man nicht anders kann, als seinem "inneren Monk" das Ruder zu überlassen. Meist geht es dabei um das Automatisieren von Gewohnheiten – etwa wie man seine täglichen Gepflogenheiten ausübt. Der Frühstückskaffee wird ausschließlich aus einem bestimmten Häferl getrunken, dem man seine langjährige Nutzung schon ansieht. Beim Fernsehen hat man seinen fixen Sitzplatz, auch wenn man ganz allein auf der Couch sitzt. Jede offene Tür muss immer sofort geschlossen werden. Man fürchtet den kleinsten Hauch von Zugluft und wacht auch akribisch darüber, dass Fenster nicht mehr als unbedingt nötig geöffnet werden. Und vor dem Schlafengehen hat man das Ritual, noch einmal die ganze Wohnung abzugehen.

Auch überhöhte Sicherheitsbedenken kommen vor: So muss die Wohnungstür etwa jedes Mal doppelt versperrt werden, selbst wenn man nur kurz den Mist ausleeren geht. Ist man zu Hause, muss man obsessiv mehrmals täglich überprüfen, ob der Herd oder das Bügeleisen eh abgedreht ist. Zwanghaftes Sparen kann ebenfalls ein Thema sein: Jede Zahnpastatube wird bis zum allerletzten Resterl ausgequetscht, und das Licht wird nur dann und dort aufgedreht, wo es gar nicht mehr anders geht. Andere, die Schrulligkeiten im Alter entwickeln, bestehen in ihrer Wohnung auf einer ganz bestimmten Ordnung. Da müssen etwa am Wäscheständer die zueinander gehörenden Socken immer nebeneinander hängen und der Geschirrspüler nach einem bestimmten System eingeräumt werden, das andere weder verstehen noch richtig befolgen können.

Herausfordernd kann derlei werden, wenn man lange Jahre allein gelebt hat und nun in die Situation kommt, mit einem neuen Partner oder einer Partnerin zusammenzuziehen. Auch gemeinsame Urlaube mit Menschen, mit denen man sonst nicht Tisch und Bett, aber plötzlich ein Hotelzimmer oder eine Ferienwohnung teilt, können offenlegen, in welchen Bereichen man schon länger ausschließlich sein eigenes Gutdünken walten lässt.

Freilich ist Schrulligkeit keine Gewohnheit, die ausschließlich Ältere praktizieren – auch so manch jüngerer Mensch hat so seine Spleens, Marotten und Eigenheiten, die Außenstehende nicht minder merkwürdig finden.

Wie ist das bei Ihnen?

Erkennen Sie sich in manchen der beschriebenen Verhaltensweisen wieder oder legen Sie noch ganz andere an den Tag, die Sie gerne teilen möchten? Empfinden Sie sich selbst mit fortschreitendem Alter als schrulliger verglichen mit ihrem jüngeren Ich – oder waren Sie immer schon mehr oder weniger so? Oder sind Sie ein junger Mensch, der dennoch die eine oder andere Marotte verinnerlicht hat? Tauschen Sie sich im Forum aus! (Daniela Herger, 3.4.2023)