Ist frustriert: Spaniens Kapitän Rodri.

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Einiges aufzuarbeiten hat Spanien, das in der EM-Qualifikation in Glasgow gegen Schottland mit 0:2 verlor. Zwei defensive Patzer nutzte Scott McTominay zu zwei Toren (7., 51.). "Das ist eine schmerzhafte Niederlage", gestand der neue Teamchef Luis de la Fuente.

Spaniens Mittelfeldregisseur Rodri kritisierte den Gegner nach der Partie. "Es ist die Art, wie sie spielen, am Ende muss man es respektieren, aber für mich ist es ein bisschen Müll. Immer Zeit schinden, sie provozieren einen, fallen jedes Mal. Das ist für mich kein Fußball. Der Schiedsrichter sagt gar nichts, und es ist ein wenig frustrierend, weil wir gewinnen wollen."

Der 26-Jährige glaubt nicht, dass es am Einsatz seiner Mannschaft gelegen ist. "Wir wollten in die Duelle und Zweikämpfe gehen. Wir kämpfen immer, aber da geht es nicht ums kämpfen, es geht ums Zeitschinden, darum, dass vier oder fünf Spieler auf den Boden fallen, diese Situationen."

Rodri hofft für sich und seine Mannschaft allerdings auf den Lerneffekt. "Wir werden für das nächste Mal daraus lernen."

"Ich denke, dass wir die Dinge früh gut genug gemacht haben, um das Ergebnis zu ändern. Ich werde diese positiven Aspekte mitnehmen, aber es gibt noch viel zu verbessern", erklärte Teamchef de la Fuente nach der ersten Niederlage der Spanier in einem EM-Qualifikationsmatch seit neun Jahren. Seit 2014 hatten die Spanier in 19 Spielen 17 Siege und zwei Remis geholt.

Wiedererstarkte Belgier

Belgiens Fußballnationalmannschaft ist nach den enttäuschenden Auftritten bei der WM in Katar offenbar wieder auf dem Weg zu alter Stärke. Unter dem neuen Teamchef Domenico Tedesco ist der Neustart mit einem 3:0-Sieg in der EM-Qualifikation gegen Schweden und dem 3:2-Testspielsieg gegen Deutschland gelungen. Im nächsten Bewerbspiel hat Belgien am 17. Juni Österreich in der EM-Qualifikation zu Gast.

Belgien war bei der Winter-WM zugetraut worden, die Topnationen im Kampf um den Titel zu fordern. Nach dem enttäuschenden Aus nach der Gruppenphase trat Roberto Martinez noch am Abend zurück, sein Nachfolger hat nun wieder frischen Wind in die Auswahl gebracht. Offensivstar Eden Hazard und Abwehrroutinier Toby Alderweireld haben ihre Karriere beendet, ehemalige Stützen wie Dries Mertens und Axel Witsel wurden vom 37-jährige Deutsch-Italiener nicht mehr berücksichtigt. "Man sieht, dass uns die jungen Spieler neue Energie geben", erklärte Kapitän Kevin De Bruyne.

De Bruyne und Stürmerstar Romelu Lukaku, gegen Schweden dreifacher Torschütze, sind die routinierten Führungskräfte und erzielten beim beeindruckenden Sieg gegen Deutschland am Dienstag in Köln je einen Treffer. "Ich bin mit den zwei Siegen wirklich zufrieden. Nicht nur mit dem Ergebnis, sondern auch mit der Art und Weise, wie wir gespielt haben", sagte Tedesco. "Wichtig ist, dass der Enthusiasmus zurück ist. Aber wir haben noch viel Arbeit zu erledigen. Aber ich stimme auch nicht zu, dass der belgische Fußball nach der WM im Stillstand war", betonte er.

Passive Deutsche

Beim Erfolg gegen die DFB-Auswahl sah der in Italien geborene und in Deutschland aufgewachsene Tedesco nicht nur viel Positives, sondern auch Verbesserungspotenzial. "Ich wollte, dass die Spieler Mut zeigen, nach vorne spielen, den Ball fordern, auch wenn uns Deutschland presst. Wir haben die Spieler dafür, aber wir müssen diese Qualität 90 Minuten bringen. Das ist das Problem. In der zweiten Halbzeit sind wir zu weit zurückgefallen", analysierte der ehemalige Leipzig-Trainer.

Die Deutschen haderten mit der Anfangsphase und dem frühen 0:2-Rückstand (9.), Teamchef Hansi Flick sah danach aber eine Leistungssteigerung. "Wir waren zu verhalten, zu passiv. Wir haben den Gegner nicht unter Druck setzen können. Belgien hat uns gnadenlos ausgespielt. Wir haben dann umgestellt. Dann war ein bisschen mehr Stabilität drin. Nach 30 Minuten haben wir es besser gemacht", sagte Flick beim TV-Sender RTL. "60, 65 Minuten war es ein gutes Spiel", konstatierte der Bundestrainer. Das klang überraschend und in der Bewertung ein bisschen wie jene WM-Analyse, laut der nur zehn bis zwanzig schlechte Minuten beim 1:2 gegen Japan den deutschen Vorrunden-K.-o. in Katar verursacht hätten.

Denn die erste Niederlage gegen das Nachbarland seit 69 Jahren offenbarte, dass Deutschland nach dem WM-Debakel und im Hinblick auf die Heimeuropameisterschaft nächstes Jahr noch viel Arbeit hat. Entsprechend deutliche Worte fand Lothar Matthäus zur schwachen ersten Halbzeit. "Was da Deutschland gespielt hat, war das Schlechteste, was ich bisher in meiner langen Laufbahn gesehen habe. Sie haben sich nicht in den Zweikämpfen gewehrt, haben die Belgier spielen lassen", kritisierte der Experte und deutsche Rekordnationalspieler. (APA, red, 29.3.2023)