Karl Nehammer sagte vor kurzem zur Begründung der Kürzung von Sozialleistungen für Zuwanderer, man wolle eines nicht: "die Fehler der 60er- und 70er-Jahre wiederholen, als sogenannte Gastarbeiter geholt wurden, diese dann aber wider Erwarten hierblieben, Integrationsproblem inklusive".

Eine Antwort hat ihm der türkischstämmige Gesundheits- und Politikredakteur der "Presse" gegeben: Sein Vater sei vor 55 Jahren gebeten worden, nach Österreich zu kommen, um mit anzupacken. Heute müsse er "noch immer für die Versäumnisse der Politik herhalten – dieser alte, von schwerer körperlicher Arbeit gezeichnete Mann, der mein Vater ist".

Ein Arbeiter beim Gleisbau in Wien. In den 1960er- und 1970er-Jahren trugen "Gastarbeiter" zum wirtschaftlichen Aufschwung bei.
Foto: Robert Newald

Türkische und jugoslawische "Gastarbeiter" wurden in den 60ern und 70ern von "der Wirtschaft" geholt, um den dramatischen Arbeitskräftemangel, besonders bei schweren Arbeiten, zu beheben. Ohne diese Menschen wäre der Aufschwung wesentlich bescheidener ausgefallen. Schon klar, manche hätten es gern gesehen, wenn sie wieder verschwunden wären. Aber das war von Anfang an völlig irreal.

Nehammer bezeichnet rund 290.000 türkischstämmige und rund 630.000 ex-jugoslawische Menschen, von denen jeweils rund die Hälfte die österreichische Staatsbürgerschaft hat, als "Fehler". Abgesehen von der menschlichen Qualität dieser Aussage – sie ist angesichts der Realität einfach jenseitig. (Hans Rauscher, 29.3.2023)