Porr-Konzernchef Karl-Heinz Strauss.

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Wien – Der heimische Baukonzern Porr hat 2022 unter dem Strich deutlich mehr verdient als im Jahr davor. Der Gewinn erhöhte sich trotz des überproportionalen Anstiegs der Bauaufwendungen (15,4 Prozent) um gut ein Drittel auf 82,6 Millionen Euro, wie das Unternehmen am Donnerstag bekanntgab. Die Produktionsleistung wuchs um 8,7 Prozent auf 6,2 Milliarden Euro, der Umsatz um 11,9 Prozent auf 5,8 Milliarden Euro.

Die Dividende für das abgelaufene Geschäftsjahr soll nun von 50 auf 60 Cent je Aktie angehoben werden. Der Gewinn je Aktie (EPS) stieg von 1,18 auf 1,65 Euro.

CEO Strauss: Standen "vor Herausforderungen"

"Die europäische Bauwirtschaft hat zunächst schwungvoll begonnen und wurde dann durch den Ukraine-Konflikt und die steigenden Material- und Energiepreise erneut vor Herausforderungen gestellt", fasste Konzernchef Karl-Heinz Strauss die Entwicklungen im abgelaufenen Geschäftsjahr zusammen. Dennoch habe die Porr in fast allen wesentlichen Bereichen zugelegt.

Zur gesteigerten Produktionsleistung hätten Projekte aus allen Bereichen beigetragen. Neben Hochbau, Tiefbau und Infrastrukturbau seien auch verstärkt Projekte aus der Umwelttechnik gefragt gewesen, so etwa der österreichische Bahnbau mit der Einheit Feste Fahrbahn und Großprojekte in Rumänien.

Österreich bleibt wichtigster Markt

95,6 Prozent der Produktionsleistung entfielen auf die sieben europäischen "Heimmärkte". Der wichtigste Markt blieb Österreich mit einem Anteil von 45,8 Prozent, dahinter folgten Deutschland und Polen.

Der Personalstand war im abgelaufenen Geschäftsjahr mit international durchschnittlich 20.232 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern stabil (plus 0,3 Prozent). Der Umsatz legte den Angaben zufolge um 11,9 Prozent auf 5,8 Milliarden Euro zu.

Vor Steuern blieb ein Gewinn (Ebit) von 110 Millionen Euro – eine Steigerung von 28,9 Prozent gegenüber dem Corona-Jahr 2021, aber auch "deutlich über dem Vorkrisenniveau 2019". Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) verbesserte sich um 10,9 Prozent auf 318,9 Millionen Euro.

"Starker Auftragsbestand"

Mit einem "starken Auftragsbestand" von 8,2 Milliarden Euro (plus 5,7 Prozent) starte das Bauunternehmen "zuversichtlich in das neue Geschäftsjahr 2023". Der Auftragspolster liege einmal mehr über dem Wert einer Jahresleistung.

Der Zuwachs sei auf den gesamten Konzern zurückzuführen. Dazu zähle auch die Akquisition einiger Projekte im Industriebau, wie zuletzt der Rück- und Neubau von Gebäuden im Werk der BMW Group in München, zwei neue Datenzentren in Berlin und Jawczyce (Polen) sowie die neue Firmenzentrale des polnischen Stromnetzbetreibers PSE. Der Auftragseingang erhöhte sich um 3,8 Prozent auf 6,7 Milliarden Euro.

Das Eigenkapital lag zum Stichtag mit 799 Millionen Euro um 3,1 Prozent unter dem Vorjahreswert. Die Eigenkapitalquote verringerte sich von 20,3 auf 19,3 Prozent. Die Nettoverschuldung ging von 65 auf 59 Millionen Euro nach unten. Die Netto-Cash-Position lag laut Porr mit 59 Millionen Euro "auf Vorjahresniveau". Der Free Cashflow sank um 27,5 Prozent auf 190,6 Millionen Euro. Die liquiden Mittel beliefen sich zum Stichtag auf 656 Millionen Euro.

Angesichts der vollen Auftragsbücher erwartet das Management 2023 eine Bauleistung "zumindest auf dem Niveau des Vorjahres" und "eine weitere Verbesserung des Ergebnisses". Sowohl die geopolitische Lage als auch die Situation hinsichtlich Energieversorgung hätten sich zuletzt stabilisiert. Doch jegliche Einschätzung der wirtschaftlichen Entwicklung sei mit Prognoserisiken behaftet. (APA, 30.3.2023)