Der katholisch-autoritäre Ständestaat der 30er-Jahre unter Dollfuß und Schuschnigg versuchte der aufkommenden Nazis Herr zu werden, indem man sich noch treudeutscher und nationalistischer gab als diese. Der Chefideologe der "Heimwehr", Odo Neustädter-Stürmer, nannte das "überhitlern". Wie erfolgreich das war, hat die Geschichte gezeigt.

Die ÖVP des Jahres 2023 versucht, die aufkommende, extrem rechte Kickl-FPÖ zu "überkickeln". Indem man sich noch fremdenfeindlicher und hetzerischer aufführt als sie.

Nach dem Brunnenmarkt hielt er nun auch in Favoriten Nachschau: Wo wird Karl Mahrer, der Chef der Wiener ÖVP, als Nächstes auftauchen?
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Der Wiener ÖVP-Chef Karl Mahrer hat sich schon auf dem Wiener Brunnenmarkt über die vielen ausländischen Händler entsetzt gezeigt. Jetzt ist er nach Favoriten gegangen, um dort in einem neuerlichen Video Furcht und Hass zu erzeugen: "Die Empfindungen der Menschen, mit denen ich gesprochen habe, sind geprägt von Unsicherheit." Gewalt, Kriminalität sowie die "Abschottung der ethnischen Communitys" hätten sie abgeschreckt.

Üble Folgen

Die Menschen, mit denen Mahrer gesprochen hat, sind allerdings lediglich zwei (nicht als solche ausgewiesene) lokale ÖVP-Funktionäre. Und eine (verpixelte) Dame auf einer Parkbank in Sommeradjustierung.

Ein Fake-Video. Armselig. So versuchen sie, einen Kickl (der soeben gesagt hat, der Ukrainekrieg sei "nichts anderes als ein Krieg der Nato und der USA gegen Russland") zu überkickeln. Es wird ausgehen wie damals. Mit üblen Folgen für uns alle. (Hans Rauscher, 30.3.2023)