Unter Thomas Schmid wurden die Werbebuchungen des Finanzministeriums bei "Krone" und "Heute", aber auch "Österreich"/"Oe24" deutlich erhöht.

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Wien – Nach Aussagen von Thomas Schmid vor der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft will Schmid als Generalsekretär des Finanzministeriums dafür gesorgt haben, dass die Werbebudgets des Ressorts bei "Heute" und "Krone"* auf Drängen von "Heute"-Herausgeberin Eva Dichand deutlich erhöht wurden. Donnerstag gab es dazu Hausdurchsuchungen in den Räumen der "Heute"-Geschäftsführung. Die Daten über öffentliche Werbebuchungen laut Medientransparenzgesetz zeigen jedenfalls deutliche Budgeterhöhungen in dieser Zeit.

Fokus Fellners

Thomas Schmid wurde 2015 vom Kabinettschef zum Generalsekretär des Finanzministeriums. Und schon 2016 gab das Ressort gleich dreizehnmal mehr Geld für Werbung aus als ein Jahr davor. 2017 verdoppelte das Finanzministerium seine Buchungen, und 2018 gleich noch einmal auf gut 7,2 Millionen Euro.

Mit besonderem Augenmerk auf die Mediengruppe Österreich der Familie Fellner einerseits. Die Gemengelage von manipulierten Umfragen und Inseratenbuchungen führte 2021 zum Rücktritt von Sebastian Kurz als Bundeskanzler und ÖVP-Chef.

Zugabe für Dichand-Medien

Und mit besonderem Augenmerk auf die Medien der Dichands, "Kronen Zeitung" und "Heute", andererseits. In Thomas Schmids Chats findet sich Kommunikation mit Beschwerden Eva Dichands im Namen beider Medien über aus ihrer Sicht überzogene Buchungen bei den Fellners. Anfang 2018 findet sich in den Chats eine Vollzugsmeldung über 30 Prozent mehr für die Dichand-Medien.

In den Meldungen des Finanzministeriums über Werbebuchungen nach dem Medientransparenzgesetz lassen sich solche deutlichen Zugaben durchaus nachvollziehen.

2017 buchte das Finanzressort beim Reichweitenriesen "Krone" noch Werbung für rund 810.000 Euro. 2018 wurden daraus 1,34 Millionen Euro.

Bei "Heute" ging es kontinuierlicher bergauf: 731.000 Euro anno 2017, 860.000 Euro 2018, dann 982.000 Euro und 2020 1,19 Millionen Euro. Da war Schmid schon Öbag-Vorstandschef.

Eva Dichand ist Herausgeberin von "Heute", sie hält an der Zeitung (über eine Stiftung) und an heute.at jeweils fast ein Viertel der Anteile. Die Gratiszeitung ist die reichweitenstärkste Tageszeitung in Wien und Nummer drei österreichweit.

Eva Dichand, "Heute"-Chefredakteur Christian Nusser und der "Heute"-Verlag wiesen auf Twitter und per Aussendung Vorwürfe als falsch zurück, Inseratenbuchungen wären, wie Schmid seine Intention schilderte, im Zusammenhang mit positiver Berichterstattung über Sebastian Kurz, damals ÖVP-Chef und Bundeskanzler, gestanden.

Ihr Mann Christoph Dichand ist Herausgeber, Chefredakteur und Miteigentümer der "Kronen Zeitung", Österreichs weitaus größter Tageszeitung mit 22,2 Prozent nationaler Reichweite. Er hält mit seiner Mutter und zwei Geschwistern 50 Prozent der Anteile an der "Kronen Zeitung".

Die Dichands in den Chatprotokollen

In den bisher bekannten Chatprotokollen von Thomas Schmid als Generalsekretär im Finanzministerium und späterer Vorstand der Staatsholding Öbag kommen die Namen von Eva und Christoph Dichand mehrfach vor.

"Stiftungen"

Am 14. Juni 2017 kontaktierte Schmid Blümel, wo er gerade mit "Eva" zusammensitze. Nach Schmids Kalender war das "Heute"-Herausgeberin Eva Dichand, die wie ihr Mann und "Krone"-Herausgeber Christoph Dichand laut Chats recht enge Kontakte mit Schmid pflegte. Bei dem Termin sollte es laut Kalender um "Stiftungen" gehen, eine Reihe von Stiftern wird neben den beiden Dichands in dem Kalendereintrag genannt.

Schmid wollte damals laut Bericht der WKStA Eva Dichand, Rainer Nowak und Gernot Blümel zu einem gemeinsamen Termin zusammenbringen, den er in dem Chat mit "ORF conspiracy" beschrieb. Einen Termin zum ORF mit Eva Dichand habe es nach seiner Erinnerung nicht gegeben, sagt Nowak auf Anfrage.

Kunstsammlung

Eine gemeinsame Reise Christoph Dichands mit Schmids nach Äthiopien etwa wird in den Chats erwähnt. Gechattet hat Schmid etwa mit Gernot Blümel, damals Medienminister: "Dichand und ich haben Flug gebucht", schrieb Schmid im Februar 2019.

Die FPÖ sah in einer Anfrage einen Zusammenhang mit der Kunstsammlung des 2010 verstorbenen "Krone"-Gründers Hans Dichand.

Ein andermal zeigte sich Schmid im Zusammenhang mit der B&C-Holding (Amag, Lenzing, Semperit) erfreut, dass die Dichands ("Krone," "Heute") nicht geklagt hätten.

Dichand: "Müsste viel mehr Datenschutz geben"

Im Interview für ein "Heute"-Magazin zu ihrem 50. Geburtstag vor wenigen Wochen sagte Eva Dichand über die Ermittlungen der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft gegen den ehemaligen Kanzler und ÖVP-Chef Sebastian Kurz: "Ich denke, die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft wird alles daransetzen, dass Kurz angeklagt wird, sonst würden sie sich ja lächerlich machen. Man sollte hundert Leute mehr dort hinsetzen, statt jeden Monat eine neue Sau durchs Land zu treiben. Es müsste auch viel mehr Datenschutz geben. Dass in Österreich private Textnachrichten an die Öffentlichkeit gehen, ist ein Wahnsinn. Die sollen Hausdurchsuchungen machen und Handys kassieren, die sollen die Leute anklagen und von mir aus auch verurteilen. Aber diese extreme Stimmungsmache ist ganz schlecht für unser Land." (Philip Pramer, Harald Fidler, 31.3.2023)