An der Zapfsäule liegen die Preise derzeit unter dem Vorjahresniveau. Sie tragen also zum Nachlassen der Inflation bei.

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Die Inflation hat sich im März laut einer Schnellschätzung auf 9,1 Prozent verlangsamt. Damit liegt die Teuerung in Österreich erstmals seit August wieder im einstelligen Bereich. Im Februar lag der Auftrieb der Verbraucherpreise noch bei 10,9 Prozent. Verantwortlich für den Rückgang waren unter anderem rückläufige Treibstoffpreise, während der Preisauftrieb bei Lebensmitteln oder in der Gastronomie erhöht blieb. "Im März 2023 ist die Inflation wieder deutlich unter die Zehn-Prozent-Marke gefallen", sagte Statistik Austria-Chef Tobias Thomas am Freitag.

Auch im Euroraum geht die Inflation zurück. Gemäß der Statistikbehörde Eurostat stiegen die Verbraucherpreise im März binnen Jahresfrist um 6,9 Prozent nach 8,5 Prozent im Vormonat. Damit liegt die Teuerung in Österreich, wo sie für März nach einheitlicher EU-Berechnungsmethode bei 9,2 Prozent ermittelt wurde, aber weiterhin deutlich über dem Niveau des gesamten Währungsraums.

Wann wird es endlich zu einer nachhaltigen Entspannung bi den Verbraucherpreisen kommen? Schließlich haben die Wirtschaftsforscher von Wifo und IHS erst am Donnerstag ihre Inflationsprognosen für das laufende Jahr auf Durchschnittswerte von 7,1 bzw. 7,5 Prozent erhöht, das ist jeweils ein guter halber Prozentpunkt mehr, als noch zu Jahresende prognostiziert wurde. IHS-Ökonom Sebastian Koch signalisiert dennoch Entwarnung: Im Frühjahr sollte alleine wegen des sogenannten Basiseffekts die Teuerungsrate wieder sinken.

Was ist der Basiseffekt?

Bei der Ermittlung der Inflation werden die Preise von Dienstleistungen und Gütern mit jenen des Vorjahresmonats vergleichen. Zur Verdeutlichung zieht Koch die Treibstoffpreise heran: Im März 2022 lagen sie nach einem deutlichen Anstieg auf Werte um zwei Euro pro Liter deutlich über dem Niveau des Vorjahres, womit Sprit zu einem Preistreiber wurde, der die Inflation anheizte. Inzwischen sind die Tankkosten Koch zufolge aber wieder in den Bereich von 1,60 bis 1,70 Euro pro Liter. "Die Preise sind jetzt niedriger, das hat einen dämpfenden Effekt auf die Inflation", erklärt der Volkswirt.

Zwar liegen bei den meisten Warengruppen die Preise noch über dem Vorjahr, tragen also positiv zur Teuerung bei. Allerdings kam es im Verlauf des Vorjahrs zu starken Anstiegen, sodass künftig die aktuellen Verbraucherpreise mit immer höheren Vorjahreswerten vergleichen werden. Es reicht also schon, wenn das Niveau nicht weiter oder langsamer steigt, um auch die Inflationsraten statistisch zu verringern. Allein, wirklich billiger wird das Leben für Haushalte dadurch nicht.

Preisanstiege in Restaurants

"Es gibt Bewegungen in beide Richtungen", sagt Koch. Während sich bei Nahrungsmitteln der Preisauftrieb allgemein nur verlangsame, seien die Einkaufskosten für Fette und Öle, vor allem Butter, bereits gesunken. Im Bereich der Dienstleistungen werden die Verteuerungen etwas länger anhalten. Warum? Weil diese, etwa die Gastronomie, sehr personalintensiv seien und daher die steigenden Lohnkosten weitergegeben würden. Unter dem Strich sollte die Inflation aber deutlich abflauen: "Wir kommen heuer von elf Prozent zu Jahresbeginn in den Bereich von fünf Prozent zu Jahresende zurück", fasst der IHS-Ökonom die erwartete Entwicklung zusammen.

Stark in Bewegung geraten ist der Markt bei Haushaltsenergie. Trotz deutlich gesunkener Großhandelspreise für Strom und Gas drehen die Versorger bei ihren Kunden teilweise noch immer an der Preisschraube. "Die Nachfrage nach einem Anbieterwechsel ist jetzt größer als zur ursprünglichen Panik zu Kriegsbeginn", sagt Martin Spona vom Vergleichsportal Durchblicker. Die Preisspanne sei bei den Anbietern sehr groß, bei Strom in Wien betrage die Differenz zwischen dem günstigsten und dem teuersten Angebot etwa 30 Prozent, es gibt also einiges einzusparen. "Man merkt schon, dass sich die Inflation in die Mittelschicht hineinfrisst", sagt Spona. Viele neue Kunden kämen auch aus "einem gewissen Zwang".

Markt in Bewegung

Aber wie erfasst die Statistik Austria die Preise, wenn der Markt so stark in Bewegung ist? Zuletzt hat etwa die EVN 300.000 Strom- und Gaskunden die Verträge gekündigt. Üblicherweise bekomme man die Marktdaten von der Regulierungsbehörde E-Control, allerdings zeitverzögert, heißt es auf Anfrage aus der Statistikbehörde. Bis aktuelle Zahlen vorliegen, erfrage man beim Anbieter, wie viele Kunden gewechselt haben, und schätze die Marktbewegungen.

Die Schnellschätzungen der Statistik Austria basieren auf dem zum Zeitpunkt der Veröffentlichung bestehenden Datenbestand, der etwa 80 bis 90 Prozent der für die Inflationsberechnung nötigen Preise umfasst. Es kann daher noch zu Abweichungen kommen. Die endgültigen Inflationsdaten für März werden am 19. April bekanntgegeben. (Alexander Hahn, 31.3.2023)