Schon im Sommer 2022 machte eine geologische Störzone eine Verlängerung der Bauzeit des Semmering-Basistunnels unausweichlich.

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Gloggnitz – Er ist mitten in der Nacht gerade von einer Besprechung heimgekommen, als plötzlich das Haus zu wackeln und zu vibrieren begann: Für einige Augenblicke sei ein heftiger Erdstoß zu spüren gewesen, der unter anderem Gläser in den Schränken zum Klirren brachte, beschreibt Neunkirchens Bezirksfeuerwehrkommandant Josef Huber das Erdbeben in der Nacht auf Freitag im Gespräch mit dem STANDARD.

Wenig später gingen laut Huber auch schon die ersten Anrufe in der Notrufzentrale ein: "Es meldeten sich einige besorgte Bürger, die wissen wollten, ob und was passiert ist." Passiert ist zum Glück nichts. Die Neunkirchner Feuerwehr verzeichnet weder einen Einsatz, noch sind Schäden zu vermelden.

Was bleibt, ist für viele Einwohner der Schreck, mitten in der Nacht von einem Erdbeben geweckt zu werden. "Es war zuerst ein lautes Grollen zu vernehmen, das näher kam. Kurz darauf wackelte alles heftig", schildert Huber, der sich zum Zeitpunkt des Bebens rund 20 Kilometer weit weg vom Epizentrum befand.

Etwas anders erlebte Gloggnitzs Bürgermeisterin Irene Gölles (Liste Gölles) das Beben der Stärke 4,2. Sie habe in der Nacht einen lauten Knall gehört und sofort heftige Erdstöße gespürt, denn ihre Gemeinde befand sich in der Nacht genau neben dem Epizentrum. "Es ist schon sehr unangenehm und man weiß in dem Moment nicht, ob nicht noch ein weiteres Beben kommt", sagt Gölles.

Weiteres Beben

Das Beben dürfte wohl viele Bewohnerinnen und Bewohner im südlichen Niederösterreich aus ihren Betten gerissen haben. Das Epizentrum lag laut Geosphere Austria einen Kilometer von Gloggnitz und zwölf Kilometer von Neunkirchen entfernt.

Nach Angaben der Geosphere Austria ereignete sich das Beben um 22.26 Uhr und wurde in weiten Teilen Ostösterreichs "deutlich verspürt". Diese Einschätzung bestätigten auch Berichte aus der Bevölkerung.

Kurz nach den Erschütterungen der Stärke 4,2 gab es um 23.11 Uhr ein Nachbeben mit einer Stärke von 2,2. Dieses wurde zum Teil ebenfalls von der Bevölkerung verspürt. Die mehr als 100 eingelangten Schadensmeldungen beziehen sich laut Anton Vogelmann von Geosphere Austria auf "ganz leichte" Fälle. Genannt wurden beispielsweise Haarrisse im Verputz von Gebäuden. Schwere Schäden an Objekten seien nicht dabei.

Beben in der Region häufig

Die Region des südlichen Wiener Beckens ist immer wieder Schauplatz von zumeist leichten Erdbeben. Am 30. März 2021, also genau zwei Jahre vor dem Erdstoß vom (gestrigen) Donnerstag, ereignete sich im Raum Neunkirchen ein Beben der Magnitude 4,6. Dieses wurde letztlich als das stärkste in den vergangenen 20 Jahren im Wiener Becken klassifiziert.

Der Erdbebendienst ersuchte die Bevölkerung um Rückmeldungen über mögliche Auswirkungen des Vorfalls. Dies kann über ein Web-Formular erfolgen. (APA, 31.3.2023)