Pfarrer und Kämmerer Anton Höslinger mit seinem Buchtipp.

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Im niederösterreichischen Haushalt des Heranwachsenden war das Bücherregal des Vaters im Wohnzimmer das wichtigste Möbelstück. Literatur, die ihn vom "richtigen" Weg in Richtung Berufung zum Klosterleben hätte abbringen können, gab es darin aber nicht, weder "sozialistisch-kommunistische Manifeste" noch Simmel, Konsalik oder Robbins.

Vermittler von Inhalten

Anfang der 1990er-Jahre studierte er dann in Wien Theologie und nützte die Bibliothek der Fakultät häufiger als die des Klosters in Klosterneuburg, in das er eingetreten war. Erst für die Diplomarbeit, die er über ein historisches Thema schrieb, vertiefte er sich dort in die alten Schmöker mit Ledereinband.

Sein Lieblingsbuch ist tatsächlich die Bibel, die er auf Deutsch, Altgriechisch ("fließend") und manchmal Hebräisch ("so lala") liest: "Sie ist das erste Buch, mit dem die Theologie arbeitet, ebenso ist sie präsent im täglichen Gebetsleben sowie zur Feier der Messe." Ob er alles glaubt, was drinsteht? "Ja, aber nicht als Zeitungsbericht, sondern als Geschichte, die mir einen Inhalt vermitteln möchte." Dann hat er also das ganze Buch gelesen? "Die Frage kommt oft!", lacht er, und die Antwort darauf lautet: "Im Laufe der Zeit hat man es natürlich mehrmals gelesen, aber eben nie ausgelesen." Auswendig kann er jedenfalls viel, und der Rest ist ihm zumindest präsent. Beeindruckt zeigt er sich von der Vielfalt der literarischen Gattungen: "Es ist von der super Raubersg’schicht bis hin zu philosophischen, spirituellen und natürlich theologischen Texten alles dabei."

Zölibat als Entscheidung

Oder wunderschön Romantisches wie das "Hohelied der Liebe". Ist man da als Mönch nicht manchmal ein bisschen traurig darüber, dass man daraus nie mit verliebtem Blick der Angebeteten gegenüber vortragen kann? So wie "Noodles" Robert De Niro in Es war einmal in Amerika seiner Deborah: "Dein Haar ist wie eine Herde Ziegen … Deine Zähne sind wie eine Herde geschorener Schafe … Deine Lippen sind wie eine scharlachfarbene Schnur." Er sagt: "Für den Zölibat entscheidet man sich. Und das ist mal einfacher und mal schwieriger." (Manfred Rebhandl, 1.4.2023)