A. Lange & Söhne Odysseus Chronograph

A. Lange & Söhne erweitert seine Odysseus-Linie um einen Chronografen (Edelstahl, Durchmesser 42,5 Millimeter). Das wäre an sich nichts Außergewönliches, könnte man meinen, aber in ihm tickt tatsächlich das erste automatische Chronografenwerk der Marke.

Es arbeitet mit einer Frequenz von vier Hertz und bietet eine Gangautonomie von 50 Stunden. Um das für Lange typische Zifferblattdesign mit Wochentag und Großdatum beibehalten zu können, mussten ein paar Anpassungen gemacht werden. Was dazu führt, dass sowohl die gestoppten Sekunden als auch die Minuten aus der Mitte angezeigt werden.

Besonders sticht die Nullstellung des Chronos hervor: Betätigt man den Nullstelldrücker bei vier Uhr, springen die Zeiger nicht augenblicklich zurück, sondern vollführen eine permanente Drehbewegung. Und das gegen den Uhrzeigersinn, wenn der Minutenzähler die 30-Minuten-Marke noch nicht erreicht hatte, oder im Uhrzeigersinn, wenn der Minutenzähler die 30-Minuten-Marke bereits überschritten hatte. Um den Minutenzähler bei diesem Vorgang einzuholen, rast der Stoppsekundenzeiger (in Rot gehalten) mehrmals über ihn hinweg. Weil seine Bewegung in die Nullstellung an die Minutenmessung gekoppelt ist, legt er entweder für jede gemessene Minute eine volle Umdrehung zurück, oder macht, wenn die Minutenmessung die 30-Minuten-Marke zuvor überschritten hatte, für jede noch fehlende Minute zu deren Nullstellung eine Drehung nach vorn. Ein interessantes Schauspiel ...

Foto: Hersteller

Grand Seiko Tentagraph

Apropos Premiere: Auch Grand Seiko stellte stolz sein erstes mechanisches Chronografenwerk vor. Es versieht seinen Dienst im Tentagraph (Titangehäuse, 43,2 Millimeter) getauften Ticker. Als Basis des neuen Chronografenwerks 9SC5 dient das High-Beat-Kaliber 9SA5. Es schlägt zehnmal pro Sekunde (36.000 Halbschwingungen pro Stunde), was eine hohe Genauigkeit bei der Messung der verstrichenen Zeit und der Tageszeit verspricht. Dank einer energieeffizienten Hemmung und der zwei Federhäuser läuft die Uhr drei Tage lang, auch wenn der Chronograph in Betrieb ist, heißt es bei Grand Seiko.

Foto: Hersteller

Ulysse Nardin Freak One

Ziffernblatt, Zeiger und Krone sucht man bei der Freak vergebens. Schon 2001 sorgte die diese Uhrenschöpfung für Aufsehen und tut es immer noch. Kein Wunder, dass der Messestand von Ulysse Nardin heuer wieder ganz im Zeichen dieser außergewöhnlichen Uhr stand. Im Zentrum stand die neue Version Freak One.

Normalerweise verstecken mechanische Uhren ihren Antrieb unter einem Zifferblatt. Doch die Freak besitzt kein Zifferblatt. Ihr Uhrwerk ist zugleich der Minutenzeiger, während der Stundenzeiger als Platine auf einer rotierenden Scheibe unter dem Werk sitzt. Die Uhr besitzt weder einen langen noch einen kurzen Zeiger. Stattdessen bekommt sein orbitales Ein-Stunden-Tourbillon die Rolle des Minutenzeigers, während der Stundenzeiger durch eine pfeilförmige Platine auf einer rotierenden Scheibe ersetzt ist. Die Funktion der Krone wiederum übernimmt bei der Automatikuhr die Lünette.

Foto: Hersteller

Hermès H08 Chronograph

Und noch ein Chronograf, dieses Mal von Hermès. Zwei Jahre nach Einführung der vielbeachteten H08 lanciert das französische Modehaus heuer einen Chronografenversion derselben. Ganz in der rund-eckigen Ästhetik des Gehäuses sind die Hilfszifferblätter des H08 Chronograph gehalten. Das Gehäusemittelteil besteht aus einem leichten Verbundmaterial aus Carbon und Graphen und wird mit einer Titanlünette kombiniert. Bedient werden kann der Stopper über einen Monopusher auf der Krone: Start, Stopp und Nullstellung folgen aufeinander. Der Zeitmesser ist 41 mal 41 Millimeter groß.

Foto: Joel Von Allmen

Cartier Santos-Dumont

Einen verspielten Touch hat Cartier der Santos-Dumont (Edelstahl, 31 Millimeter) heuer verpasst und eigens dafür das skelettierte Automatikkaliber 9629 MC entwickelt. Das ist allein schon ein Hingucker, wird aber noch von der originellen Schwungmasse in der linken Ecke getoppt, die eine Miniatur des Flugzeugs "Demoiselle", das der Pilot Santos-Dumont 1907 selbst entwickelt hatte, ziert. In Bewegung versetzt, scheint es über einen Erdball zu fliegen. Für die Entwicklung dieses neuen, aus 212 Einzelteilen bestehenden Kalibers mit Mikrorotor benötigte die Manufaktur in La-Chaux-de-Fonds nahezu zwei Jahre.

Foto: Hersteller

Jaeger Le-Coultre Reverso Hybris Artistica Calibre 179

Seine uhrmacherischen Muskeln lässt die Traditionsmanufaktur Jaeger-LeCoultre bei seinem legendären Flaggschiff, der Wendeuhr Reverso, spielen: Das dort verbaute Kaliber 179 ist die vierte Auflage des mehrachsigen Tourbillons, das von den Ingenieuren der Marke speziell für die Reverso entwickelt wurde. Die Herausforderung, den Reguliermechanismus in ein Uhrwerk zu integrieren, das sich den Konturen des rechteckigen Wendegehäuses anpasst und so schlank ist, dass es bequem am Handgelenk getragen werden kann, macht es so bemerkenswert ...

Foto: Hersteller

Jaeger-LeCoultre Reverso Hybris Artistica Calibre 179

... Darüber hinaus ist das Kaliber 179 ein Duoface-Uhrwerk, das auf den beiden Zifferblättern verschiedene Zeitzonen anzeigt und auf dem rückseitigen Ziffernblatt (Bild) eine 24-Stunden-Anzeige für die zweite Zeitzone aufweist.

Die Struktur des Gyrotourbillons, das sich um seine beiden Achsen dreht, ist komplex: Es besteht aus insgesamt 123 Komponenten und umfasst einen Käfig aus Titan sowie einen peripheren Käfig auf einem Kugellager. Diese beiden Elemente drehen sich mit unterschiedlicher Geschwindigkeit senkrecht zueinander. Der innere Tourbillonkäfig dreht sich alle 16 Sekunden um 360 Grad, während der periphere Käfig eine ganze Umdrehung pro Minute vollführt. Dieser periphere Käfig bedient auch eine kleine Sekundenanzeige, die auf einem Ring abgelesen werden kann, der die Tourbillon-Öffnung umgibt.

Foto: Hersteller

Hautlence Linear Series 2

Nach der Linear Series 1 kommt die unabhängige Marke Hautlence heuer mit der rabenschwarzen Series 2 um die Ecke. Das Besondere an dieser extravaganten Uhr, deren beschichtetes Edelstahlgehäuse an einen alten Fernsehapparat erinnert, ist zum einen ihre Größe (43 mal 50.8 Millimeter) und zum anderen die spezielle Zeitanzeige: Nach der springenden Stundenscheibe, der halb hängenden Stundenkette und der springenden Stunde, die sich auf einer Kugel dreht, präsentiert die avantgardistische Marke nun eine lineare retrograde springende Stunde (links am Ziffernblatt). Zu jeder vollen Stunde springt die Anzeige um einen Schritt nach unten. Sobald die zwölfte Stunde vorbei ist, hüpft sie wieder umstandslos ganz nach oben, um wieder von vorne zu beginnen.

Foto: Hersteller

Rolex Oyster Perpetual "Celebration"

Für eine Überraschung sorgte Rolex mit farbenfrohen Uhren. Darunter dieses Modell einer Oyster Perpetual, Beiname "Celebration", mit bunten Kreisen – manche sagen, es seien Luftballons oder Seifenblasen. Sie bestehen aus unterschiedlich großen, schwarz umrandeten Blasen, die die leuchtenden Farben der 2020 eingeführten Lackzifferblätter aufnehmen: Candy Pink, Türkisblau, Gelb, Korallenrot und Grün. Verfügbar ist sie in verschiedenen Größen.

Die Oyster Perpetual mit 31-Millimeter-Edelstahlgehäuse ist mit dem Kaliber 2232 ausgestattet, während die 36 und die 41-Millimeter-Varianten mit dem Kaliber 3230 versehen sind. Allen gemeinsam ist, dass sie sich auf die wichtigsten Funktionen beschränken – der Anzeige von Stunden, Minuten und Sekunden.

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Tudor Black Bay 54

In Erinnerung an das Referenzmodell 7922, der Oyster Prince Submariner, aus dem Jahre 1954 präsentierte Tudor die Black Bay 54 mit einem Edelstahlgehäuse von 37 Millimeter Durchmesser und einem hauseigenen Automatikwerk.

Die erste Ausführung der 7922 verfügte über eine "kleine Krone" und verzichtete für eine schlichte, einheitliche Ästhetik auf das später verwendete rote Dreieck auf der 12-Uhr-Position. Die Black Bay 54 greift diese Tradition, ebenso wie einige andere Designdetails (die Zeiger zum Beispiel), auf. Das Chronometer zertifizierte Manufakturwerk Kaliber MT5400 (70 Stunden Gangreserve, Siliziuspirale), mit dem die Black Bay 54 ausgestattet ist, zeigt die Stunden-, Minuten- und Sekundenfunktionen. Wasserdicht ist die Uhr bis zu 200 Metern.

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Roger Dubuis Monovortex Split-Seconds Chronograph

Eine Konzeptuhr mit Schwerkraftregulierung ist der Monovortex Split-Seconds Chronograph von Roger Dubuis. Diese Regulierung ist die Weiterentwicklung des Tourbillons mit etwas anderen Spielregeln: Während viele traditionelle Tourbillons den negativen Effekt der Schwerkraft auf einer bestimmten Achse kompensieren, hat man diese Fähigkeit quasi auf alle Oberflächen ausgedehnt. Das bei 9 Uhr positionierte "Conical Monovortex Tourbillon" hat eine Laufbahn von 360 Grad und schützt so die Präzision der Uhr, unabhängig von der Position des Handgelenks des Trägers.

Während man auf der einen Seite die Schwerkraft weitgehend "auszuschalten" versucht, bedient man sich ihrer bei der speziellen Schwungmasse der Konzeptuhr. Getauft wurde sie "Turborotor Cylindrical Oscillating Weight". Bei 12 Uhr vertikal angeordnet, soll sie dafür sorgen, dass die gesamte Schwerkraft wie ein sich drehendes Federgehäuse auf das Werk drückt. Dadurch bleibt das Aufziehen der Uhr effizient, da es die Schwerkraft nutzt und sich besser an die natürlichen Bewegungen des Handgelenks des Trägers anpasst, heißt es. Die entsprechenden Patente wurden bereits eingereicht. Ach ja: einen Doppelchronografen hat diese "Hyperuhr" aus speziellem Compositmaterial (47 Millimeter) auch noch.

Foto: Hersteller

Parmigiani Fleurier Tonda PF Minute Rattrapante

Auf der Watches & Wonders 2022 landete Parmigiani mit der Tonda PF GMT Rattrapante einen Überraschungshit. Mit der Tonda PF Minute Rattrapante knüpfte man heuer daran an. Denn auch die auf den ersten Blick sehr minimalistisch gehaltene Uhr (Platin, 40 Millimeter) verfügt über eine interessante Komplikation: Unter dem grauen Minutenzeiger verbirgt sich ein zweiter roségoldener Zeiger, der mittels Drücker bei acht bzw. zehn Uhr sein Versteck verlässt und in Fünf- bzw. Ein-Minuten-Schritten auf eine bestimmte Zeit gestellt werden kann. Ähnlich wie man das bei der Lünette einer Taucheruhr macht, um zum Beispiel die Dauer eines Tauchgangs zu kontrollieren. Nähert sich der graue Minutenzeiger dem rosegoldenen, weiß man so, dass diese Dauer verstrichen ist.

Die Rückstellung des Minutenzeigers erfolgt dann durch einen in die Krone integrierten Drücker. Der roségoldene Zeiger verschwindet dann wieder unter dem grauen Minutenzeiger. Ob man mit der Uhr tauchen sollte, sei dahingestellt. Bis zu 60 Meter ist sie jedenfalls wasserdicht.

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Piaget Polo Ewiger Kalender

Piaget stellte eine Erweiterung seiner Polo-Linie vor. Nur 8,65 Millimeter ist die Polo Ewiger Kalender (Edelstahl, 42 Millimeter) "dick", wird vom automatischen Piaget-Kaliber 1255P mit Mikrorotor angetrieben und verfügt über eine Mondphasenanzeige sowie weitere Funktionen wie Tag, Datum, Jahr und Schaltjahr. Das Zifferblatt und die Zähler wurden mit verschiedenen Oberflächenveredelungen versehen und changieren in Smaragdgrün im Lichtspiel.

Foto: Hersteller

Patek Philippe Calatrava 24 Stunden Travel Time Ref. 5224R

Gewohnt und doch ungewohnt kommt diese neue Calatrava Travel Time in ihrem eleganten Roségoldgehäuse daher. Gewohnt ist man das Zwei-Zeitzonen-System, das die Marke schon des Öfteren verwendet hat. Ungewöhnlich ist allerdings die neue 24-Stunden-Anzeige. Die besitzt zwei Stundenzeiger, die einmal in 24 Stunden rund ums Ziffernblatt wandern. Auch diese Anzeigenform hatte die Manufaktur schon in petto, aber das ist schon wieder über hundert Jahre her.

Neu ist das extra für dieses Modell entwickelte automatische Kaliber 31-260 PS FUS 24H, das in dem 42-Millimeter-Roségoldgehäuse tickt und das mehrere Patente in sich vereint.

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Vacheron-Constantin Traditionnelle Tourbillon retrograde Datumsanzeige Openface

Die am längsten in Betrieb befindliche Uhrenmanufaktur war selbstverständlich wieder mit einigen hochfeinen Schmankerln auf der Uhrenmesse vertreten. So wie diese aus der Traditionelle-Linie. Hier kombiniert ein Manufakturkaliber (2162 R31) mit Automatikaufzug ein Tourbillon mit retrograder Datumsanzeige auf einem transparenten Ziffernblatt. Bei einer retrograden Datumsanzeige vollzieht der Zeiger keine vollständige Umdrehung des Zifferblatts, sondern durchläuft das Messsegment, um dann zum Ausgangspunkt zurückzukehren und die Reise neu zu beginnen. Dominant dreht sich ein Tourbillon mit Malteserkreuz bei sechs Uhr. Das Gehäuse aus 18-karätigem Roségold hat einen Durchmesser von 41 Millimetern und eine Höhe von nur 11,07 Millimetern.

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Van Cleef & Arpels Lady Féerie

Die "Poesie" der Zeit ist der Leitgedanke bei den Kreationen der französischen Luxusmarke, die immer wieder erstaunliche Zeitmesser hervorbringt, die Juweliers- und Uhrmacherkunst miteinander verbinden. Ein gutes Beispiel ist die Lady Féerie (31 Millimeter, Roségold mit üppigem Diamantbesatz). Ganz in Rosatönen gehalten, markiert eine diamantene Fee mit ihrem Zauberstab im sanften Licht der Abenddämmerung die vergehenden Stunden.

Weniger poetisch ausgedrückt, handelt es sich dabei um eine retrograde Minutenanzeige, die um eine digitale, springende Stundenanzeige ergänzt wurde. Angetrieben von einem Automatikwerk. Aber das tut der Faszination keinen Abbruch. (max, 2.4.2023)

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