Martin Betz analysiert, wie der Nationalsozialismus den Sport missbrauchte; wie viele bekannte Sportler begeistert daran mitwirkten; und wie nach 1945 unter rot-weiß-roten Fahnen weiter gespielt und gesiegt wurde, als ob nichts geschehen wäre. Im Bild: Matthias Sindelar (2. v. r.) in Aktion, 1937.

Foto: ORF/Bezirksmuseum Favoriten

In einer neuen "Menschen & Mächte"-Dokumentation für den ORF hat sich Filmemacher Martin Betz mit dem Thema Sport im Nationalsozialismus auseinandergesetzt. Für "Braune Brettln, braunes Leder" (am Dienstag um 22.15 Uhr auf ORF 2) warf er besonders einen Blick auf die Wiener Großclubs Austria und Rapid sowie den Österreichischen Skiverband. Wurde etwa der Austria-Präsident der Zwischenkriegszeit, Emanuel Schwarz, wie der gesamte jüdische Vorstand des Vereins seines Amtes enthoben und musste flüchten, gab es im ÖSV schon vor dem "Anschluss" eine Annäherung an die Nationalsozialisten durch die Einführung des "Arierparagrafen" 1923.

Viele Skisportler waren bei SA, SS und Gestapo

Auch seien auffallend viele Skisportler SA, SS und Gestapo beigetreten. Nicht nur ihre sportlichen Erfolge wurden instrumentalisiert, sondern auch ihre Kriegseinsätze gefeiert. Betz wirft einen kritischen Blick auf die Entwicklungen und die oft fehlende Aufarbeitung nach Kriegsende.

"Man muss seine Geschichte kennen und sie verstehen, um aus ihr zu lernen und aktuelle Ereignisse und Mechanismen entsprechend einordnen zu können. Und genau darin liegt die Bedeutung der Reihe 'Menschen & Mächte' und von Filmen wie 'Braune Brettln, braunes Leder' für den ORF und sein öffentlich-rechtliches Selbstverständnis", so ORF-Programmdirektorin Stefanie Groiss-Horowitz, die in einer Aussendung speziell die Kooperation von ORF-Wissenschaft und ORF-Sport hervorstrich. "Zu einer großen Vereinsgeschichte und -tradition gehört, nicht nur die Sonnenseiten hervorzuheben, sondern sich auch mit den Schattenseiten differenziert auseinanderzusetzen", meinte Rapid-Präsident Alexander Wrabetz über die "wichtige" Dokumentation. (APA, 31.3.2023)

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