Auf Reisen wollen die Österreicherinnen und Österreicher trotz Inflation und hoher Lebenshaltungskosten auch im bevorstehenden Sommer nicht verzichten. Wir versuchen deshalb herauszufinden, wie viel Sommerurlaub eine österreichische Musterfamilie mit zwei Erwachsenen und zwei Kindern (acht und zehn Jahre) heuer für 4.000 Euro bekommt. Aber warum genau diese Summe?

Rechnet man grob ein heimisches Durchschnittsnettoeinkommen und das Urlaubsgeld eines Alleinverdieners zusammen, stünden einer Familie "nur" rund 3.500 Euro zur Verfügung. Fragt man dann bei den großen Reisebüros Ruefa und Tui nach, wie viel sich die Österreicherinnen und Österreicher ihren Urlaub tatsächlich kosten lassen, nennen beide Unternehmen eine identische Zahl: aktuell 1.700 Euro pro Person. Diese Summe betrifft allerdings den gesamten Jahresurlaub, doch viele in Österreich planen mittlerweile mehrere kürzere Reisen in einem Jahr.

Hypothetisches Summenspiel

Nächster Versuch einer Annäherung: aktuelle Umfragen. Der Mobilitätsklub ÖAMTC hat zuletzt von den Österreicherinnen und Österreichern erfahren, dass sie für ihren Sommerurlaub gut 1.000 Euro pro Person ausgeben wollen. Das wären für eine vierköpfige Familie besagte 4.000 Euro. Die Allianz-Versicherung fragt dagegen schon seit vielen Jahren für den Travel Confidence Index, was Menschen weltweit für ihren Urlaub auszugeben bereit sind. Im Jahr 2022 waren das in Österreich geplante 2.300 Euro pro Haushalt für den Sommerurlaub. Das klingt wenig, ist aber de facto einer der höchsten Werte weltweit.

Nahezu jeder vierte österreichische Haushalt gab aber bei dieser Studie auch an, mit Ausgaben von mehr als 3.000 Euro für die Urlaubsreise zu rechnen – die aktuellen Preissteigerungen sind da noch gar nicht berücksichtigt. Die hypothetische Summe von 4.000 Euro für den – typischerweise zweiwöchigen – Urlaub einer vierköpfigen Familie erscheint uns für 2023 demnach am realistischsten. Was bekommt man nun für dieses Geld?

Szenario 1: Badeurlaub in Griechenland

Gut 2.800 Euro muss unsere vierköpfige Musterfamilie einkalkulieren, um zur Hauptreisezeit (1. bis 15. Juli) eine zweiwöchige Pauschalreise nach Griechenland zu buchen. In unserem Beispiel geht es mit dem Flieger auf die beliebte Insel Kreta in ein Apartment, das in einem kleinen Ort im Norden etwas mehr als einen Kilometer vom Strand entfernt liegt. Die Dreisternezimmer sind modern und zweckmäßig, eine Familie findet dort ausreichend Platz, muss sich aber vom Frühstück bis zum Abendessen selbst um die Verpflegung kümmern. Rund 85 Euro "Kostgeld" täglich stehen zwei Erwachsenen und zwei Kindern dann für zwei Wochen zur Verfügung, die 4.000 Euro Reisebudget sind damit bereits ausgeschöpft.

Griechenland ist wie schon in den Jahren zuvor sehr gefragt. Pauschalreisen sind für Familien gerade noch leistbar.
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Spielt man dasselbe Szenario mit einem Drei- oder Viersternehotel und Halbpension ebenfalls auf Kreta durch, kostet das die gesamte Familie zwischen 3.400 und 3.800 Euro, wobei etliche Hotels direkt am Strand liegen. Mit der Option "all-inclusive" liegt die Drei- oder Viersternekategorie dann schon meist knapp jenseits der 4.000-Euro-Marke für zwei Wochen. Wer wiederum auf eine einzige Urlaubswoche verkürzen und dadurch die Qualität der Unterkunft steigern will, kann sich im Schnitt ab 3.300 Euro ein Vier- oder Fünfsternehotel mit Halbpension und großzügigen Familienzimmern oder -suiten gönnen.

Was, wenn man versucht, das alles auf eigene Faust zu checken? Der Kreta-Flug in den ersten beiden Juli-Wochen kostet die Familie aktuell ab 1.300 Euro. Einfache Apartments sind zum Beispiel über Booking ab rund 650 Euro für zwei Wochen ohne Verpflegung zu haben, bleiben also noch gut 145 Euro täglich für Essen oder andere Aktivitäten. Ansprechende Hotels mit zwei Zimmern und Halbpension sind auf diese Weise um gut 2.200 Euro Gesamtpreis zu finden, macht also einen Reisepreis von insgesamt 3.500 Euro aus. Wer sich seine griechische Lieblingstaverne dagegen lieber selbst aussucht und nicht vom Hotelbuffet naschen will, findet auch einfache Häuser mit Frühstück und in Strandnähe schon ab 1.200 Euro für zwei Wochen.

Kurz zusammengefasst: Ein zweiwöchiger Familienurlaub auf Kreta lässt sich in diesem Sommer um 4.000 Euro realisieren, große Sprünge macht man mit diesem Budget aber nicht mehr.

Szenario 2: Mit dem Auto in die Ferienwohnung an der Adria

Mit der Familienkutsche in den Urlaub zu fahren ist für die Österreicherinnen und Österreicher noch immer das Nonplusultra. Infrage kommen dafür vor allem zwei Destinationen: Kroatien und Italien. Wir wollen uns für dieses Szenario anschauen, ob es günstiger kommt, nicht wie üblich Lignano, Jesolo oder Bibione anzusteuern. Unsere Musterfamilie könnte sich zum Beispiel ein Ferienhaus oder ein größeres Apartment in Chioggia organisieren, nur wenig weiter südlich von den bekannten Ferienorten gelegen.

Ein Ferienhaus mit Pool? Klingt nach einer familientauglichen Option, sprengt aber vielerorts das Budget.
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Ab gut 2.300 Euro ist dort über Booking ein einfaches Apartment mit zwei Schlafzimmern zu haben, ab 2.500 ein großzügigeres nahe am Strand und ab 3.000 zum Beispiel auch ein Tiny House auf einem Campingplatz direkt am Wasser. Über Anbieter wie Casamundo bekommt man ab rund 2.000 Euro ein Ferienhaus, wobei die "Häuser" teilweise Haushälften oder auch nur Wohnungen sind. Geht man noch ein paar Kilometer weiter südlich, nach Lido di Volano in der Emilia-Romagna, sind sogar richtige Ferienhäuser am Strand ab diesem Preis zu finden.

Auch über Airbnb lassen sich Alternativen zum klassischen Ferienhaus finden: etwa ein lustiges Hausboot um 3.100 Euro für zwei Wochen, eine stylische Ferienwohnung in guter Lage um 1.600 Euro oder ein überteuertes Reihenhaus um 3.600 Euro. Wer dagegen nur eine Woche im Ferienhaus verbringen möchte, bekommt in dieser Gegend auch einen hübschen Bungalow mit Garten und Pool ab 2.300 Euro.

Der Traum vom Ferienhaus an der Oberen Adria lässt sich demnach mit 4.000 Euro Gesamtbudget für zwei Wochen nur beschränkt realisieren, zumal das Essen noch gar nicht eingerechnet wurde und nicht alle Unterkünfte perfekt für Selbstversorger sind. Auch die reinen Spritkosten wurden nicht berücksichtigt, sie sind aber derzeit erheblich.

Szenario 3: Mit dem Wohnmobil aufbrechen

Der Campingtrend in der Pandemie hat das Mieten von Wohnmobilen und Campervans zuletzt recht teuer werden lassen. Dafür sind viele kleinere Anbieter entstanden, das Angebot ist insgesamt gewachsen. So bekommt man etwa über My Vanture in der Hauptsaison einen VW Grand California ohne Kilometerbegrenzung und ohne Selbstbeteiligung im Schadensfall für 14 Tage zu einem Preis unter 2.500 Euro. Mit zwei kleinen Kindern ist das wendige Fahrzeug gerade noch groß genug für vier Personen; über Plattformen wie camperea.at gibt es großzügigere Wohnmobilaufbauten mit sieben Meter Länge ab rund 2.700 Euro, ebenfalls ohne zusätzliche Kosten. Ausgestattet sind beide Varianten mit Küche, Bad und WC, man ist damit also relativ autark.

Urlaub im Wohnmobil ist dann leistbar, wenn man damit nicht zu oft auf teuren Campingplätzen nächtigt.
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Ob sich nun mit einem Gesamtbudget von 4.000 Euro ein gelungener Urlaub realisieren lässt, hängt vor allem davon ab, wohin die Reise mit dem Camper geht. Im kroatischen Kvarner, der unter Campern besonders beliebt ist, kosten Stellplätze gut und gerne 90 Euro pro Nacht, 1.260 Euro kommen demnach nur für die Campingplätze dazu, für die Verpflegung wird das Budget schon knapp.

Wer dagegen nicht nur aus Kostengründen gerne jeden Abend woanders schläft, und das am besten mitten in der Natur, ist in Skandinavien bestens aufgehoben. Billiger wird das aber insgesamt kaum. Tagesbudgets von 100 Euro (1400 Euro für zwei Wochen) gehen etwa in Norwegen schnell für Supermarkteinkäufe drauf, alle paar Tage fallen zusätzlich Kosten für einen Campingplatz an, der Strom und Wasseranschluss bietet.

Lohnende preiswerte Reviere sind etwa Frankreich, wo Campingplätze (abseits der Côte d’Azur) überraschend günstig sind, oder das Baltikum, wo freies Stehen ebenfalls teilweise erlaubt ist und die Nebenkosten geringer sind. Je nach Zielgebiet lässt sich also auskommen mit 4.000 Euro, grundsätzlich billiger als so manche Pauschalreise mit Flug und Hotel ist der Urlaub im Camper aber nicht.

Szenario 4: Mit Interrail durch Europa

Günstig ist der Grundpreis für den Sommerurlaub, wenn man als Familie mit Kindern unter zwölf Jahren das Interrail-Abenteuer wagt. Eine Global Pass (33 Länder), der 15 aufeinanderfolgende Tage gültig ist, kostet für alle zusammen nur 1279 Euro. Als Alternative bietet sich für viele Familien mit kleineren Kindern ein Pass um insgesamt 968 Euro an, der an sieben Tage innerhalb eines Monats gilt. Damit lassen sich genügend Pausen unterwegs einlegen, etwa während ein paar Tagen am Strand oder fürs Sight seeing in europäischen Städten.

Interrail mit der ganzen Familie? Ist ein tolles, aber teures Abenteuer wegen der Nächtigungspreise in Städten.
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Inkludiert sind mittlerweile auch beliebte Züge wie Eurostar, Thalys oder diverse TGVs. Hinzu kommen allerdings noch Kosten für Sitzplatzreservierungen und Liege- oder Schlafwagen, die sich insgesamt auf mehrere Hundert Euro belaufen können. Generell sind Schlafplätze im Zug, die auch dabei helfen, das Budget zu schonen, kurzfristig nur selten verfügbar. Vergleichsweise hoch sind auch die Nebenkosten, wenn man jede Nacht das Quartier wechselt und essen geht.

Führt der Interrail-Trip in der Hauptsaison etwa durch Spanien und Portugal, müssen Familien heuer mit Zimmerpreisen um die 150 Euro pro Nacht rechnen, wenn die Unterkunft nah am Bahnhof und am Zentrum liegt. Wer dann noch bescheidene 50 Euro für die Verpflegung drauflegt, kommt auf 2.800 Euro "Nebenkosten". Der zweiwöchige Interrail-Trip mit den Kindern um 4.000 Euro geht sich kostenmäßig also ganz knapp aus.

Szenario 5: Aktivurlaub in Österreich

Was, wenn man den Familienurlaub einmal mehr in Österreich verbringt, weil es sich in der Pandemie ja irgendwie bewährt hat? Günstiger als die Sommerferien im Ausland wird das Hierbleiben jedenfalls nicht unbedingt. Vergleichen wir etwa die Kosten für einen Aktivurlaub am Wasser oder in den Bergen. Dezidierte hochwertige Kinderhotels, die unzählige Freizeitmöglichkeiten, mit Familiensuiten genügend Raum und All-inclusive-Verpflegung bieten, kosten für die ersten zwei Juli-Wochen im Salzkammergut heuer schon jenseits der 10.000 Euro und sind damit für die meisten Familien für längere Aufenthalte komplett außerhalb der finanziellen Reichweite.

Der Familienurlaub an einem See in Österreich kann heuer sehr teuer kommen. Eine mögliche Sparvariante: Mama oder Papa muss zu Hause bleiben.
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Also vielleicht doch einfach nur Badeurlaub machen an einem heimischen See? Apartments an einem weniger frequentierten Kärntner See wie dem Klopeiner See kosten in diesem Sommer im Juli ab 1.800 Euro für zwei Erwachsene und zwei Kinder ohne Verpflegung. In dieser Preisklasse darf man allerdings nicht damit rechnen, dass die Unterkunft auch nur in der Nähe des Ufers liegt.

Entscheidet man sich für ein Hotel mit Frühstück, beginnen die Preise bei über 3000 Euro, die Unterkunft liegt meist auch nicht direkt am See, aber immerhin in Gehweite. Hotels mit Halbpension sind zu dieser Zeit nicht unter 4.000 Euro zu finden. Dann besser Wandern oder Mountainbiken in den Bergen?

Für ein Apartment rund um den Wilden Kaiser in Tirol muss man im Durchschnitt noch 200 Euro für zwei Wochen drauflegen (insgesamt also 2.000 Euro), ein einziges Hotel mit Frühstück war in der Region in den ersten beiden Juli-Wochen für weniger als 4.000 Euro zu finden. Wer Kinder hat, die in zwei Ferienwochen nicht jeden Tag wandern gehen wollen, und Alternativen wie eine Mountainbiketour plant, sollte am Wilden Kaiser mit Tagesmieten für die Räder von mindestens 90 Euro für eine Familie rechnen.

Conclusio: Ein zweiwöchiger Urlaub ist in Österreich in der Hauptsaison an einem See oder Berg nur im Apartment für 4.000 Euro möglich. Wer ein Hotel bevorzugt, müsste um diesen Preis ohne Verpflegung und jegliche Freizeitaktivitäten auskommen. (Sascha Aumüller, 1.4.2023)