Ab sofort kann sie mit einer besonderen Einzigartigkeit prahlen: Stephanie Clifford ist die erste Person, wegen der ein ehemaliger Präsident der USA auf die Anklagebank muss. Genau genommen, indirekt wegen ihr.
Denn die Pornofilmregisseurin und -darstellerin, besser bekannt als Stormy Daniels, hat im Grunde genommen kein großes Problem mit Donald Trump. Viel eher verhielt er sich ungeschickt, als er 2006 eine Affäre mit ihr hatte, während seine Ehefrau gerade schwanger war. Vergeblich versuchte sie, die Story zu Geld zu machen, bis Trump ihr im Wahlkampf 2016 dann doch 130.000 Dollar Schweigegeld gezahlt haben soll. So kam es, dass Daniels nicht nur als Produzentin erotischer Bewegtbilder bekannt ist, sondern jetzt auch als diejenige, die dem Ex-Präsidenten – im Gegensatz zu Abgeordneten und Ermittlern – große juristische Probleme einbrockte.
Vielleicht schaffte sie es deshalb so weit, weil sie sich trotz seiner Machtstellung und seines allseits bekannten riesigen Egos nie unterkriegen ließ. Schon durch ihren Social-Media-Auftritt ist sichtbar, dass Daniels das nötige Selbstbewusstsein und die Chuzpe hat, um sogar extrem misogyne Äußerungen ihr gegenüber und Lügen um ihre Person humorvoll abzuschwächen, ja abzuwehren. Sie dreht den Spieß sogar zu ihren Gunsten um und nützt die durch Trump erregte Aufmerksamkeit, um für ihr Business zu werben. Auf Twitter macht sich die begeisterte Reiterin über Trumps verächtliche Bemerkungen ("Ich mochte ihr Pferdegesicht nie") lustig – und wirbt nebenbei für ihren Erotikkanal im Internet.
Clifford hatte bereits mit Justiz zu tun
Im Gegensatz zu Geschehnissen in ihrer Vergangenheit scheint sie die aktuelle Situation gut auszuhalten. Daniels hatte selbst schon mit der Justiz zu tun, als ihr 2009 vorgeworfen wurde, ihren damaligen Ehemann in einem Streit mehrmals ins Gesicht geschlagen zu haben. Während einer späteren Ehe wurde ihr Mann 2015 angeklagt, weil er Daniels im Streit zu Boden geworfen haben soll.
Die heute 44-Jährige wuchs in ärmlichen Verhältnissen bei ihrer Mutter in Louisiana auf. 2018 schrieb sie in ihrem Bestseller Full Disclosure, ihre Familie habe sie vernachlässigt, im Alter von neun Jahren habe sie ein älterer Mann sexuell missbraucht.
Um Geld zu verdienen, startete sie mit 17 als Stripperin. Dann gelangte sie in die Pornoszene. Tatsächlich weltbekannt wurde sie aber durch eine für sie unbefriedigende, aber letztlich einträgliche Affäre: jene mit Trump. (Melanie Raindl, 31.3.2023)