Im Rahmen ihrer Promo-Tour für den Film "Murder Mystery" musste sich Aniston erneut mit ihrer "Friends"-Vergangenheit auseinandersetzen.

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Millionen von Fans feierten in den 1990er Jahren die Serie "Friends". Mit den sechs jungen Menschen, die in New York von Erfolg im Beruf und in der Liebe träumten, konnten sich viele identifizieren. Doch genau diese Identifikation war in den letzten Jahren ein oft geäußerter Kritikpunkt. Die Besetzung sei nämlich nicht divers genug gewesen und zudem wurden – so ein weiterer Vorwurf – zahlreiche Rollenklischees in der Serie bedient.

Mit Humor nehmen

Auf der Promo-Tour ihres neuen Films, äußerte sich Jennifer Aniston, die als Rachel in der Serie "Friends" weltberühmt wurde, erstmals sehr offen zu der schon seit Jahren geäußerten Kritik. In einem Interview mit der "Associated Foreign Press" sagte sie: "Es gibt jetzt eine ganze Generation an Menschen, Kindern, die alte ‚Friends‘-Folgen schauen und diese heute als beleidigend empfinden."

Aniston erklärte aus heutiger Sicht grenzwertige Aussagen mit den damaligen Rahmenbedingungen, die anders gewesen seien als heute. Es hätte früher manchen Dingen gegenüber weniger Sensibilität gegeben, sagte die Schauspielerin. Bestimmte, heute oft kritisierte Stellen, seien "nie beabsichtigt" gewesen, und "über manches hätten wir gründlicher nachdenken sollen", gibt Aniston zu. Komödien hätten sich in den letzten Jahren stark verändert und man müsse heute "vorsichtiger" sein, was den Job nicht einfacher mache. Sie appelliert an die Menschen, mehr über sich und über das Leben lachen zu können. "Die Welt braucht Humor", speziell in einem gespaltenen Land wie den USA, sagte Aniston.

Reaktionen im Netz

Die Kommentare der Schauspielerin gingen schnell viral und zahlreiche Postings auf Social Media knackten mehrere Millionen Aufrufe und provozierten tausende Wortmeldungen. Es bildeten sich zwei Lager. Jenes, das der Serie auch zu diesem Anlass die Vorwürfe noch einmal vor Augen halten will und jenes, das "Friends" unabhängig davon auch künftig feiern will. Doch auch im Fan-Lager sind zahlreiche Meldungen zu lesen, dass man heute Geschichten anders erzählen müsse, weil sich das Bewusstsein und die Aufklärung gegenüber vielen Dingen verändert hat.

Alte Zusammenschnitte von heute aus der Zeit gefallenen Aussagen in der Serie werden ebenfalls zahlreich geposted. Da wird Chandler zitiert, gespielt von Matthew Perry, der meint, dass etwas mit Frauen nicht stimmt, die allein in einem Restaurant essen. Ganz viele Ausschnitte gibt es auch zu Aussagen von Ross, gespielt von David Schwimmer, der sich etwa gegen einen männlichen Babysitter ausspricht, weil der Job viel besser zu einer Frau passe.

Living Single

Der Schauspieler David Schwimmer was es auch, der zuletzt zu der Kritik an "Friends" Stellung nahm. In einem Interview im Jahr 2020 wischte er den Vorwurf der fehlenden Diversität mit dem Satz "Das ist mir egal" vom Tisch. Die Serie sei zu ihrer Zeit "bahnbrechend" gewesen, speziell weil sie Dinge wie "Verhütung, Gelegenheitssex oder gleichgeschlechtliche Hochzeiten" thematisierte. Schwimmer gab in dem Interview zwar ebenfalls zu, dass manche Aussagen aus heutiger Sicht unsensibel und unpassend gewesen seien, aber er habe immer ein gutes Gespür für soziale Probleme und Gleichberechtigung gehabt.

Über Jahre habe er sich dafür eingesetzt, in der Serie auch Frauen anderer Hautfarbe daten zu dürfen, was in der Folge auch passierte. Aber auch Schwimmer erntete Kritik, etwa von der Schauspielerin Erika Alexander. Auf Twitter schrieb Alexander damals, die Serie "Living Single", in der sie selbst mitspielte, habe die Schablone für "Friends" geschaffen und sollte deshalb in diesem Zusammenhang immer genannt werden.

Die Besetzung der "Friends"-ähnlichen Serie "Living Single" sieht auf den ersten Blick ebenfalls nicht besonders divers aus.
Foto: Google/Living Single

Auch in der aktuellen Online-Diskussion wird "Living Single" als das bessere "Friends" bezeichnet. Die Serie, die kurz vor "Friends" fünf Staffeln lang lief, soll laut mehreren Kommentaren zufolge lustiger und diverser gewesen sein auch wenn ein Blick auf die Besetzung ausschließlich Menschen mit schwarzer Hautfarbe zeigt. (red, 1.4.2023)