Ronny Pecik pflegt laut eigenen Angaben einen "sehr persönlichen und völlig unprätentiösen Umgang mit seinem Umfeld".

Foto: Starpix/Tuma

Nun hat Ronny Pecik ausgepackt. Der Unternehmer, dem Thomas Schmid Bestechung vorwirft, hat sich in einem 47-seitigen Schriftsatz an die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) gewendet und darin alle Vorwürfe strikt zurückgewiesen. Schmid, der frühere Generalsekretär im Finanzministerium, lüge und habe Pecik aus "purem Eigeninteresse" belastet, um Kronzeugenstatus zu erlangen. Keinesfalls liege ein "strafrechtlich relevantes Verhalten" Peciks vor, der dem Ganzen "mit einer gewissen Fassungslosigkeit" gegenüber stehe, wie sein Anwalt Norbert Wess ausführt. Pecik beantragt zudem die Einstellung des Ermittlungsverfahrens.

Die Vorwürfe, die Schmid erhebt: Pecik habe ihn bestochen, indem er ihm Autos geliehen und Maßanzüge geschenkt habe. Der Unternehmer, der im Aufsichtsrat der teilstaatlichen Telekom Austria saß und dort die Interessen der mexikanischen Mehrheitseigentümer America Movil vertrat, habe sich dadurch Vorteile wie besseren Zugang zum Finanzminister erwartet.

"Lustige Spaßfotos"

Eine "Falschaussage", wie Pecik behauptet. In seinen Augen ging es bei alledem nicht ums Geschäft, sondern um Freundschaft. Der Mann, der sich selbst als "Gastarbeiterkind" bezeichnet, pflege einen "sehr persönlichen und völlig unprätentiösen Umgang mit seinem Umfeld" und habe für deren Anliegen auch stets ein "offenes Ohr". Pecik, der mit Vizekanzler Werner Kogler (Grüne) verschwägert ist, habe auch "keinerlei Berührungsängste" zur jüngeren Generation, schreibt sein Anwalt.

Schmid sei, nachdem er ihn durch Finanzminister Hans Jörg Schelling (ÖVP) kennengelernt habe, ein Freund geworden. Als Belege dafür nennt Pecik etwa häufiges gemeinsame Kaffeetrinken und Essengehen. Man habe einander private Fotos, darunter auch "lustige Spaßfotos" geschickt. Das "freundschaftliche Verhältnis" will Pecik auch durch die Sprache in Chats mit Schmid belegen, in denen der etwa "Du bist ein Engel" schrieb, mit Pecik "wieder gemütlich frühstücken und die ganze Welt ausrichten :-))" wollte und sich über irgendeinen "Schaaaaas" beschwerte.

"Private Probleme"

Und: Schmid habe ihm, Pecik, auch "(höchst) private Probleme", etwa gesundheitlicher Art, anvertraut, was den Unternehmer aber nicht davon abhielt, ihm seine "200 000-Euro Karre" (Schmid gegenüber einer Verwandten) zu borgen.

Zudem habe der Unternehmer ihm auch Ratschläge für den "Weg in die Privatwirtschaft" gegeben und ihn mit Nachdruck dazu gedrängt, einen Studienlehrgang in St. Gallen zu absolvieren. "Nett, fürsorglich und großzügig" habe er sich um seinen (damaligen) Freund gekümmert, weil es Ronny Pecik wichtig gewesen sei, Schmid "von schlechten Entwicklungen und schlechten Weiterungen" abzuhalten.

Und wie begründet Pecik Autoleihen und Maßanzüge? Pecik sei von "Autos begeistert", am Anschaffen von Fahrzeugen "hat er schlichtweg eine Freude", weshalb sein Fuhrpark aus 20 bis 30 Fahrzeugen bestehe. Weil Pecik nicht all seine Autos regelmäßig selbst fahren könne, sei er immer froh, wenn sich jemand von seinen Freunden ein Auto ausborge. Das vermeide Schäden durch Stehzeiten und sei daher ein "Mehrwert" für ihn. Deswegen verlange er für Fahrzeugleihen "nie" ein Entgelt. Strafzettel, die Schmid kassierte, habe Pecik auch immer an ihn zu dem zur Bezahlung weitergeleitet. Hätte Pecik Schmid also tatsächlich bestechen wollen, hätte er wohl auch die Bezahlung dieser Strafen übernommen, argumentiert der Anwalt des Unternehmers.

"Reiner Freundschaftsdienst"

Für den Fall, dass Schmid "nun im Nachhinein das Gefühl" habe, die Fahrzeugleihen seien kein "reiner Freundschaftsdienst" gewesen, hat Pecik einen Ratschlag an seinen Exfreund: Dann möge er nachträglich "ein angemessenes Nutzungsentgelt" zahlen. Diesen Betrag würde Pecik "unwiderruflich 1:1 an das St. Anna Kinderspital" weiterreichen.

Zahlen soll Schmid übrigens auch die Maßanzüge. Da habe Pecik nämlich nur seinen Schneider vermittelt, bezahlen wollte er die Anzüge nicht. Dass Schmid die Rechnung nie beglichen habe, habe Pecik bis zum Ermittlungsverfahren gar nicht gewusst.

Pecik bestreitet also grundsätzlich, Schmid bestochen zu haben. Der habe vielmehr seine "Gutmütigkeit" missbraucht. Vereinfacht wiedergegeben, argumentiert der Unternehmer, er habe Schmid gar nicht gebraucht: Den Finanzminister habe er schon vor Schmid gekannt, dessen Handynummer schon lange gehabt und es sei gar nicht klar, wie Schmid für Pecik überhaupt hätte tätig werden sollen. Tatsächlich habe Schmid ihn "umgarnt", seine jetzigen Vorwürfe seien absurd. Für alle Genannten gilt die Unschuldsvermutung. (Renate Graber, Fabian Schmid, 2.4.2023)