Manhattans Bezirksstaatsanwalt Alvin Bragg steht seit Wochen unter Polizeischutz. Er hat sich mit Donald Trump angelegt.

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Es war ein Posting, das auch in der brutalen Social-Media-Welt des Donald Trump noch für Aufsehen sorgte: Links ein Foto des Ex-Präsidenten, der einen Baseballschläger in der Hand hält. Rechts eines von Alvin Bragg. Trump streitet ab, dass es als Drohung gemeint war. Es wäre aber nicht die erste, die Bragg, seit 2021 erster schwarzer Bezirksstaatsanwalt Manhattans, jüngst erhalten hat. Seit Wochen steht er unter Polizeischutz, neulich traf via Post weißes Pulver samt Morddrohung in seinem Büro ein.

Das alles war noch vor Donnerstag – dem Tag, als Bragg die erste Anklage der US-Geschichte gegen einen Ex-Präsidenten erhob. Im Vergleich zu anderen Vorwürfen – Putsch- und Wahlfälschungsaufrufe – geht es um eine eher lässliche Sünde: kreativ verbuchtes Schweigegeld für eine Affäre. Daher wächst unter Trump-Gegnern die Sorge, Bragg könnte sein Blatt überspielt haben. Passen würde das nicht zum Ruf des 49-Jährigen.

Denn ihm sagt man nach, Fälle erst dann zur Anklage zu bringen, wenn sie ihm stichfest scheinen. Ermittlungen gegen Trump in anderer Sache ließ er deshalb 2022 stillstellen – zum Ärger von Mitarbeitern, die im Protest kündigten.

Konservative Kritik

Bedroht wird Bragg ohnehin nicht das erste Mal. Sieben Mal sind dem im Harlem der 1980er Aufgewachsenen schon Messer oder Schusswaffen vorgehalten worden – darunter dreimal bei Kontrollen durch die Polizei. Das alles motivierte den Sohn einer Mathematikerin und eines hohen Beamten in der New Yorker Stadtwohlfahrt, Jus zu studieren – unter anderem in Harvard, wo er auch seine spätere Frau Jamila traf. Das Paar hat zwei Kinder.

Zwanzig Jahre arbeitete sich Bragg ab 2003 in der New Yorker Justiz hoch – sein aktuelles Amt verdankt er einem 85-Prozent-Sieg gegen seinen republikanischen Gegner Ende 2021. Viel schwieriger aber war – im tief demokratischen Manhattan – die parteiinterne Vorwahl, die Bragg als Reformer bestritt.

Dass er 2022 seine Versprechen einlöste und Drogenbesitz, Fahren ohne Ticket und Prostitution nur nachrangig verfolgen lässt, sorgte auch für Kritik.

Braggs Mutter sagte der Uni-Zeitung "The Crimson" 1995, sie habe ihren Sohn so erzogen, dass er wisse, wo er herkomme. Er selbst sagt, ihn treibe der Wunsch an, dass das Recht für alle gleichermaßen gelte. Das klingt plakativ. Dass Bragg ein höheres Amt anstrebt, gilt dennoch als eher unwahrscheinlich. Als Bezirksstaatsanwalt muss man oft anecken. Seinen Vorgängern blieb daher ein politischer Aufstieg verwehrt. (Manuel Escher, 3.4.2023)