Grazer Jubel

Foto: APA/ERWIN SCHERIAU

Neun Spieltage verbleiben, bis Österreichs Bundesliga ihren Meister kennt. Salzburgs einziger Herausforderer Sturm Graz hat zum Start der Meistergruppe mit Nachdruck angedeutet, dass es kein Mozartstädter Spaziergang wird, die Steirer gewannen den Schlager gegen Rapid 3:1.

Das Spiel am Sonntag begann mit einer halben Stunde Verspätung, da ein Fan nach einem Herzstillstand wiederbelebt werden musste. Erst als der Platzsprecher gegen 17 Uhr zu allseitigem Applaus bekanntgab, dass der Versorgte "stabil" sei, normalisierte sich die Stimmung in der ausverkauften Merkur Arena. Die Fanblöcke schrien sich mit einer Selektion der ungustiösesten Rückständigkeitssonaten warm, ehe die eigenen Teams Unterstützung zu hören bekamen.

Mit dem Duft schwarzer Pyrotechnik in den Nasen suchten beide Teams im Spielaufbau die Überholspur, darunter litt die Präzision. Sechste Minute: Rapids Leopold Querfeld spielt einen verheerenden Querpass zum Gegner, nach drei flotten Pässen steht Emanuel Emegha im Strafraum und trifft ins lange Eck. Minute zwölf: Niklas Hedl lässt einen unplatzierten Weitschuss aus, Emegha erwischt beim Abstauber-Versuch aber nur den Kopf des Rapid-Goalies. Gelb.

Sturm stürmisch

Rapids Ausgleich kam aus dem Nichts. Marco Grülls Flanke vollierte Thorsten Schick zurück zur Mitte, Guido Burgstaller donnerte das Kunstleder aus vollem Galopp ins kurze Eck (17.). Sturm blieb druckvoller, Jon Gorenc Stankovic köpfelte nach einem Freistoß vorbei. Hedl wurde nicht fad: Manprit Sarkarias Freistoß faustete er weg, auch Tomi Horvats Schuss aus zwölf Metern kratzte der 22-Jährige aus der Ecke. Erst nach einer halben Stunde verzeichnete Rapid wieder einen Entlastungsangriff.

Steirern mit Faible für kunstvollen, tausendfach geübten Gesang kann man einen Besuch in der Grazer Oper ans Herz legen. Ab 13. April wird Verdis Don Carlos geboten. Oder aber man genehmigt sich einen Sonntagnachmittag in Liebenau. Sturms Nordkurve nahm die Herausforderung Meistergruppe lautstark an, erstmals in der Saison ging es um drei statt 1,5 Punkte. Auch Rapids Abordnung war trotz seltenerer Erregungsgründe fleißig.

Die Partie blieb unterhaltsam: Schneggs Hechtkopfball zischte knapp vorbei, Hierländer schoss alleine vor dem Tor drüber. Nach einer vergebenen Rapid-Dreifachchance klingelte es vor der Pause doch noch. Horvats Abschluss nach Hereingabe des bärenstarken Schnegg parierte Hedl noch sensationell, Sarkaria staubte ab. Das vermeintliche Abseits kassierte der VAR ein.

Rapid unterlegen

Hälfte zwei brachte ähnliche Verhältnisse, aber weniger Großchancen. Emegha überraschte mit einem Schuss aus der Drehung, verfehlte aber das kurze Eck (53.). Nennenswerte Offensivexpeditionen der Gäste blieben Raritäten. Sturm setzte vor allem in Eins-gegen-Eins-Situationen immer wieder sehenswerte Akzente.

Minute 70: Jonas Auer stellt mit seinem Fehlpass sämtliche noch nicht ausgerauften Hütteldorfer Haare auf, Emegha macht im Gegenzug Meter und legt im Strafraum ab auf den mitgesprinteten Otar Kiteishvili. Der eingewechselte Georgier hatte schon schwierigere Übungen. 3:1. Rapid bäumte sich vergebens auf, fabrizierte nur ein Sammelsurium geblockter Schüsse. "Wir waren in einigen Bereichen überlegen. Und wir haben die Tore gemacht", analysierte Sarkaria so trocken wie zutreffend. (Martin Schauhuber, 2.4.2023)

Fußball-Bundesliga (23. Runde) – Meistergruppe (1. Runde):

SK Sturm Graz – SK Rapid Wien 3:1 (2:1).
Graz, Merkur Arena, 16.000 Zuschauer (ausverkauft), SR Ebner.

Tore:
1:0 ( 6.) Emegha
1:1 (17.) Burgstaller
2:1 (45.+1) Sarkaria
3:1 (70.) Kiteishvili

Sturm: Okonkwo – Gazibegovic, Affengruber, Borkovic, Schnegg – Gorenc-Stankovic – Hierländer (62. Kiteishvili), T. Horvat (85. Geyrhofer), Prass (85. Dante) – Sarkaria (85. Teixeira), Emegha (77. Ajeti)

Rapid: Hedl – Schick (62. Kasius), Querfeld, Sollbauer, Auer – Kerschbaum (73. Zimmermann), Pejic – Strunz, Knasmüllner (62. Greil), Grüll (73. Bajic) – Burgstaller (85. Oswald)

Gelbe Karten: Emegha, Hierländer, Gorenc-Stankovic, Affengruber bzw. Schick, Pejic