Die Opec und befreundete Länder wollen ab Mai die Produktion von Rohöl um 1,15 Millionen Fass am Tag (je 159 Liter) kürzen.

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Schlechte Nachrichten für Autofahrer und Autofahrerinnen: Die Spritpreise, die sich von ihren Höchstständen jenseits der Zwei-Euro-Marke Mitte vergangenen Jahres deutlich wegbewegt haben, dürften erfahrungsgemäß bald wieder anziehen. Grund ist die am Wochenende erfolgte überraschende Ankündigung der Opec+, den Ölhahn um ein paar Windungen zuzudrehen. Ab Mai will der um Russland und andere Länder erweiterte Ölverbund die Produktion um 1,15 Millionen Fass am Tag (je 159 Liter) einschränken.

Die Preise für Rohöl sind daraufhin schon bei Öffnung der Märkte in Asien kräftig gestiegen. Die für Europa preisbestimmende Nordseesorte Brent verteuerte sich im frühen Handel um 8,4 Prozent auf ein Hoch von 86,44 Dollar je Fass, während die US-Marke West Texas Intermediate (WTI) um acht Prozent auf 81,69 Dollar pro Barrel anzog. Im Verlauf des Handels gaben die Preise wieder etwas nach.

Saudi-Arabien tritt in Vorlage

Den größten Teil der angekündigten Förderkürzung wird Saudi-Arabien selbst übernehmen. Das größte Ölexportland der Welt und wichtigstes Mitglied im Ölkartell Opec hat angekündigt, eine "freiwillige Kürzung" von knapp fünf Prozent seiner Produktion oder 500.000 Fass pro Tag "in Abstimmung mit einigen anderen Opec- und Nicht-Opec-Ländern" durchzuführen.

Dem Beispiel von Saudi-Arabien wollen auch andere Länder folgen, namentlich der Irak, die Vereinigten Arabischen Emirate, Kuwait, Kasachstan, Oman und Algerien.

Russland, seit Ende 2016 wie Kasachstan Teil der Opec+, sagte, es werde seine bestehende Produktionskürzung von 500.000 Barrel pro Tag bis Ende des Jahres verlängern.

Die Kürzung der Produktion erfolgt inmitten erhöhter Unsicherheit über die Aussichten für die globale Ölnachfrage, nachdem die USA neue Rohölkäufe ausgeschlossen haben, um ihre strategischen Lagerbestände aufzufüllen – obwohl sie Saudi-Arabien zuvor versprochen hatten, Öl zuzukaufen, sollten ihre Reserven sinken.

Spritpreise jetzt schon zu hoch

Inwieweit auch die Preise an den Zapfsäulen anziehen, muss sich weisen. An und für sich habe die Mineralölindustrie einen "Puffer", um die jüngste Preiserhöhung auf den Rohölmärkten abzufedern, sagte Martin Grasslober, Leiter der Verkehrswirtschaft beim ÖAMTC, dem STANDARD. "Zieht man die Ölpreise als Maßstab heran, dann haben wir aktuell ohne die Aufschläge ähnliche Preise wie im Jänner 2022. Damals kosteten Treibstoffe rund 1,40 Euro je Liter", sagte Grasslober. Im Jänner 2022 habe es noch keine zusätzliche CO2-Bepreisung gegeben. Grasslober: "Wenn ich die draufschlage, bin ich bei circa 1,50 Euro je Liter, das heißt, wir sind bei den aktuellen Preisen an den Zapfsäulen noch ein wenig über den Preisen von Jänner 2022 bei ähnlichen Ölpreisen wie jetzt."

Nun komme das große Aber. Was hat sich bei den Vertriebskosten bzw. beim Betrieb der Tankstellen zwischenzeitlich getan? Vorstellbar seien höhere Personalkosten aufgrund der jüngsten Lohnabschlüsse. All das könne aber nur die Mineralölwirtschaft beantworten, sagt der ÖAMTC-Experte. Nach den jüngsten verfügbaren Zahlen kostete ein Liter Diesel am Sonntag (2.4.) im Österreich-Schnitt 1,549 Euro je Liter und ein Liter Superbenzin 1,538 Euro.

Goldman Sachs erhöht Preisprognose

Analysten sagten, dass die angekündigte Kürzung der Produktion, die für das Kartell eher ungewöhnlich außerhalb eines formellen Opec+-Treffens stattfand, wahrscheinlich auch durch Bedenken ausgelöst wurde, die jüngsten Krisen im Bankensektor könnten die globale Nachfrage nach Rohöl beeinträchtigen.

Als Reaktion auf die Kürzungen hat die US-Investmentbank Goldman Sachs ihre Jahresendpreisprognose für Brent-Rohöl um fünf Dollar auf 95 Dollar je Fass erhöht. Ende 2024 rechnet die Bank nun ebenfalls mit einem höheren Brent-Preis von rund 100 Dollar je Fass.

Seit der Preisspitze vom vergangenen Sommer, als Rohöl wegen der unsicheren Versorgungslage im Zusammenhang mit dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine in einer Bandbreite zwischen 120 Dollar und 130 Dollar je Fass gehandelt wurde, haben sich die Rohölpreise stetig nach unten bewegt. Der Beschluss der Opec+ hat den Preisverfall jetzt gestoppt. (Günther Strobl, 3.4.2023)