Von links: Christina Hammock Koch, Reid Wiseman (sitzend) und Victor Glover sind von der US-amerikanischen Nasa, Jeremy Hansen von der kanadischen Weltraumagentur CSA.
Foto: Josh Valcarcel / Nasa

"Fly me to the moon" heißt es bald wieder vonseiten der US-Weltraumorganisation Nasa nach mehr als fünf Dekaden Pause: Ab Ende 2024 sollen Astronauten und erstmals Astronautinnen dem Mond einen Besuch abstatten, wenngleich es sich "nur" um einen Vorbeiflug handelt. Wer diese Reise unter dem Missionsnamen Artemis 2 antritt, wurde am Montag öffentlich gemacht.

Die Nasa gab die Crewmitglieder des bemannten Raumflugs Richtung Mond bekannt: Die Ingenieurin Christina Koch wird sich als erste Frau auf die Reise zum Mond begeben, der Testpilot Victor Glover wird die erste Person of Color auf einem Ausflug zum Erdtrabanten sein. Außerdem ist der ehemalige Leiter des Nasa-Astronautenbüros dabei, Reid Wiseman. Aus Kanada fliegt der Astronaut Jeremy Hansen mit.

Die Artemis-1-Mission 2022 flog ohne Besatzung zum Mond. Auf der nächsten Mission werden eine Astronautin und drei Astronauten dabei sein.
Foto: Joe Burbank / Imago / Zuma Wire

Derartige Missionen wurden bisher nur von männlichen weißen Astronauten absolviert, die zuvor meist als militärische Testpiloten gearbeitet hatten. Wie die Nasa betont, legt sie Wert auf diversere Besatzungen, die unterschiedliche Geschlechter, Ethnien und berufliche Hintergründe repräsentieren sollen – was etwa bei der Vorbildfunktion für Kinder und Jugendliche durchaus eine Rolle spielt. Wer zu den Auserwählten gehört, ließ sich hier im Livestream verfolgen:

NASA

Im Zuge der Artemis-2-Mission werden noch keine neuen Fußabdrücke auf der Mondoberfläche hinterlassen. Dies ist zwei Crewmitgliedern der Folgemission, Artemis 3, vorbehalten. Diese Mission wird nicht vor dem Jahr 2025 starten und soll zum ersten Mal eine Frau auf den Mond befördern. Den Auftakt der Missionsserie machte im vergangenen Jahr Artemis 1. Sie brach nach mehreren Startverschiebungen im November auf, allerdings ohne menschliche Crew (immerhin war Bierhefe an Bord).

Selfie mit Mond: Die Orion-Raumkapsel von Artemis 1 beim Vorbeiflug im Dezember 2022.
Foto: Nasa / Imago / UPI

Von Apollo zu Artemis

Bei der zweiten Artemis-Mission werden sehr wohl Astronautinnen und Astronauten um den Mond herumreisen. Der Flug soll zehn Tage dauern. Dabei werden etwa die Systeme der Orion-Kapsel getestet, am Ende der Reise um den Erdtrabanten auf einer elliptischen Bahn landet das Raumschiff mit einem Splashdown im Pazifik, so der Plan.

Die bisher letzte Mannschaft, die beim Mond vorbeischaute: Harrison Schmitt, Gene Cernan und Ronald Evans bildeten 1972 die Apollo-17-Crew.
Foto: Imago / Zuma Wire

Damit werden sich die Crewmitglieder in die Riege der Raumfahrer einreihen, die während der Apollo-Flüge in den 1960er- und 1970er-Jahren Abstecher zum Mond machten, zuletzt im Jahr 1972 mit Apollo 17. Der Missionsname bezieht sich auch auf diese Phase der Raumfahrt: Apollo und Artemis sind in der griechischen Mythologie Zwillinge, Artemis gilt als Göttin des Mondes. Am Programm ist auch die europäische Weltraumorganisation Esa beteiligt.

Der Astronaut Reid Wiseman (rechts) neben dem deutschen Astronauten Alexander Gerst und dem Kosmonauten Maxim Suraev.
Foto: Dmitry Lovetsky / AP

Die Teamleitung dürfte der 47-jährige Astronaut Reid Wiseman übernehmen. Der ausgezeichnete Marine-Testpilot leitete bis zum vergangenen November das Astronautenbüro. Da er diesen Posten nicht mehr innehat, kam er wieder für Raumflüge infrage. Auch habe er selbst die Liste der infrage kommenden Mitglieder erweitert: Statt des ursprünglich angekündigten 18-köpfigen Artemis-Teams konnten nun alle aktiven Astronautinnen und Astronauten der Nasa ausgewählt werden.

Die erste Frau, die zum Mond fliegt (auch wenn sie keinen Fuß auf seine Oberfläche setzen wird): die Astronautin Christina Koch.
Foto: Bill Ingalls / Nasa / Zuma / Imago

Die einzige Frau der Crew – und damit die Erste, die zum Mond fliegen wird – ist die 44-jährige Christina Koch. Sie ist die Frau mit dem bisher längsten Aufenthalt im All, der 328 Tage dauerte. Außerdem sei sie das einzige Besatzungsmitglied, das eine Ingenieur-Ausbildung absolviert hat, wie betont wurde. Koch absolvierte gemeinsam mit ihrer Kollegin Jessica Meir die ersten drei Außeneinsätze im All, an denen nur Frauen teilnahmen.

Victor Glover war für Space X im Einsatz und reist im Zuge der Mondmission wieder ins All.
Foto: Ashish Sharma / SpaceX / AP

Darüber hinaus wird der afroamerikanische Testpilot Victor Glover (46) mitfliegen. Er war Teil der Crew-1 des zweiten bemannten Space-X-Flugs und als Mitarbeiter des republikanischen Politikers John McCain tätig. Das vierte Besatzungsmitglied kommt aus Kanada: Die kanadische Raumfahrtorganisation CSA stellt den Astronauten, Physiker und Militärflieger Jeremy Hansen (47). Wer nicht ausgewählt wurde, hat allerdings Chancen auf Artemis 3 und somit auf einen Spaziergang auf dem Mond.

Als einziger Kanadier ist Jeremy Hansen mit dabei.
Foto: Canadian Space Agency, Nasa

Vorspiel für den Mars

Womöglich könnte der Crew des Nasa-Flugs aber ein privater Mondflug zuvorkommen. Bereits für Ende 2023 kündigte Space X die Mission "Dear Moon" an, die den japanischen Milliardär Yusaku Maezawa, zwei Besatzungsmitglieder und mehrere Künstlerinnen und Künstler am Mond vorbeifliegen lassen soll. Die dadurch inspirierten Kunstwerke sollen den Weltfrieden fördern.

Generell gelten die neuen Mondflüge nicht als große wissenschaftliche Unterfangen: Immer wieder wurden seit den historischen bemannten Reisen zum Mond Messinstrumente auf den Erdtrabanten geschickt. Zuletzt zeigten sie etwa, dass es auf dem Himmelskörper bis zu 270 Milliarden Tonnen Wasser geben könnte.

Allerdings stellen die Unternehmungen wichtige Meilensteine auf dem Weg zum Mars dar, wie auch der Chef der Nasa-Mondmission, James Free, betont. Reisen zum Mars gelten als nächster großer Schritt in der Raumfahrt: Die Besatzung wäre nicht nur wenige Tage, sondern mehrere Monate unterwegs zum Planeten. Die Belastung durch die Weltraumstrahlung, die Schäden der DNA verursacht und damit das Krebsrisiko erhöht, wäre sehr hoch. Deshalb wird eine entsprechend nötige abschirmende Raumschiffarchitektur entwickelt. (Julia Sica, 3.4.2023)