Facebook-User in der EU können bald das Tracking ablehnen. Zumindest unter Umständen.

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Wer Facebook, Instagram oder eine vergleichbare Social-Media-Plattform verwendet, hat derzeit keine Wahl: Das eigene Nutzungsverhalten wird getrackt, damit Werbekunden personalisierte Anzeigen ausspielen können. Obwohl das eigene Kerngeschäft auf diesem Mechanismus beruht, weicht Meta nun ein Stück weit von der üblichen Vorgehensweise ab. Zumindest innerhalb der Europäischen Union – und nicht unbedingt aus Gutmütigkeit.

Ausgewählte Facebook- und Instagram-Nutzerinnen sollen laut einem "Wall Street Journal"-Bericht schon bald die Möglichkeit haben, sich aktiv gegen die Weitergabe ihrer persönlichsten Daten zu entscheiden. Allzu einfach dürfte der Ausstieg aber nicht sein. User werden laut der US-Zeitung ein Onlineformular ausfüllen müssen, in dem sie begründen, warum sie nicht getrackt werden wollen. Im Anschluss werde Meta die Einwände der Antragsteller überprüfen, bevor die Änderungen umgesetzt werden.

Millionenstrafe

Unklar bleibt, ob und aus welchen Gründen Meta einen solchen Antrag ablehnen könnte. Das Unternehmen behält sich aber offensichtlich die Möglichkeit vor, bestimmte Userinnen und User nicht aus dem Tracking aussteigen zu lassen. Gegenüber "Ars Technica" erklärte das Unternehmen, dass man das genannte Formular vorerst nicht veröffentlichen werde. Für Nutzerinnen innerhalb der EU soll es aber ab dem 5. April im Hilfebereich zu finden sein.

Grund für Metas Schritt dürfte laut den Berichterstattern eine Entscheidung der irischen Datenschutzbehörde sein. Diese habe es im Jänner für illegal erklärt, dass Facebook- und Instagram-User in der EU keine Möglichkeit haben, der Datenerfassung zu widersprechen – und Meta eine Frist bis zum 5. April gesetzt, um entsprechende Änderungen vorzunehmen. Teil dieser Entscheidung war darüber hinaus eine Strafe in Höhe von 390 Millionen Euro. Meta hat deshalb schon angekündigt, Berufung gegen das Urteil und Bußgeld einlegen zu wollen, schreibt das "Wall Street Journal".

"Berechtigtes Interesse"

Wer Metas Opt-out-Formular erfolgreich ausfüllt, wird logischerweise auch weiterhin Werbung angezeigt bekommen. Diese wird aber nur noch anhand von generellen Daten wie Alter und Geschlecht auf User zugeschnitten und nicht anhand des Nutzungsverhaltens. Metas Schritt ist also deutlich konservativer als das Vorgehen von Apple und Google. Beide Unternehmen bieten mittlerweile die Möglichkeit, personalisierte Werbung per Knopfdruck auszustellen. Apple sammelt allerdings weiterhin First-Party-Daten innerhalb des eigenen Ökosystems.

Die Datenschutz-NGO Noyb schreibt hierzu in einer Pressemitteilung, dass Meta damit von einer illegalen Praxis zur nächsten übergehe. Das Unternehmen argumentiere das kompliziert gestaltete Opt-out-Feature mit einem "berechtigten Interesse" an der Sammlung von Nutzerinnendaten. Rechtlich notwendig sei hingegen eine "Opt-in"-Einwilligung. Sobald die neue Regelung in Kraft tritt, will Noyb deshalb weitere Maßnahmen ergreifen. (mick, 3.4.2023)