Prinzessin Peach muss im Gegensatz zu den meisten Videospielen nicht gerettet werden, sondern greift selbst sehr aktiv ins Geschehen ein.

Foto: Universal

"Wenn Sie Ihre Vergangenheit ändern könnten, was würden Sie tun?", wurde der Schauspieler Bob Hoskins vor vielen Jahren in einem Interview gefragt. Seine Antwort: "Ich würde bei 'Super Mario Brothers' nicht mitmachen." Was alles bei einer Videospielumsetzung für das Kino falsch laufen kann, zeigte der Film aus dem Jahre 1993 sehr eindrucksvoll und wurde zu Recht an vielen Stellen als schlechtester Film aller Zeiten beschrieben.

30 Jahre später versucht der durch Videospiele zur Ikone aufgestiegene Installateur Mario erneut, die große Leinwand zu erobern. Diesmal allerdings in Form eines Animationsfilms, inklusive des Segens der japanischen Videospielfirma Nintendo und des derzeit auf einer Erfolgswelle reitenden Chris Pratt, der Mario seine Stimme leiht.

Zahlreiche Kostüme aus den Spielen finden sich auch im Film wieder – inklusive der damit verbundenen Fähigkeiten.
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It's a me, Mario

Genau diese Stimme von Chris Pratt sorgte im Vorfeld für zahlreiche Diskussionen. Erste Trailer verrieten nämlich, dass der Schauspieler die Stimme nicht so hoch ansetzen würde, wie man sie aus den Spielen kennt, was einigen Fans sauer aufstieß. Ein harter Kern verlangte, Charles Martinet die Rolle zu geben, der seit über 30 Jahren dem Videospielhelden Sätze wie "It's a me, Mario" in den Mund legt. Das Filmstudio Universal entschied anders, gab Martinet allerdings zwei kleinere Sprechrollen in dem 93 Minuten dauernden Abenteuer, etwa jene von Marios Vater.

Der Film selbst hält, was er verspricht. Schnelle Action, unzählige Anspielungen an diverse Mario-Spiele und ein wunderbarer Soundtrack. Im Mittelpunkt stehen, wie könnte es anders sein, die beiden Brüder Mario und Luigi, die sich als wenig erfolgreiche Installateure in New York behaupten wollen. Mario ist der Draufgänger, der gern mal ein Risiko eingeht, auch wenn er sich dabei öfter mal eine blutige Nase holt. Sein Bruder Luigi ist der Furchtsame, der laut der italienischen Familie, die man bei einem gemeinsamen Abendessen kennenlernt, von seinem Bruder in dieses dumme Abenteuer Selbstständigkeit gezogen wird.

Dabei ist es gar nicht die furchteinflößende Selbstständigkeit, die als Endgegner wohl eher die Sozialversicherung und das Finanzamt als feuerspeiende Drachen verdient hätte. Vielmehr werden die beiden Brüder bei der spontanen Idee, einen Rohrbruch in Brooklyn reparieren zu wollen, in der Kanalisation der Stadt in zwei unterschiedliche Welten gezogen. Während Mario in die bunte und zauberhafte Pilzwelt katapultiert wird, findet sich Luigi in der furchteinflößenden Lavawelt des Bösewichts Bowser wieder.

Die Freundschaft der beiden Brüder steht im Mittelpunkt der Geschichte.
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Bunt, bunter, Mario

Während die Story zu jedem Zeitpunkt vorhersehbar bleibt, sind es vor allem die wunderbare Inszenierung der Figuren, die vielen liebevollen Anspielungen an die Spieleserie sowie einige gelungene Dialoge der Charaktere, die zu unterhalten wissen. Der sprechende Pilz Toad tritt als mutiger Begleiter auf, der Mario schon nach wenigen Minuten als seinen besten Freund bezeichnet. Donkey Kong bekommt mehrere Auftritte, die ihm überraschend viel Charakter geben, und dann ist da noch eine längere Szene, die alle "Mario Kart"-Fans ein breites Grinsen aufs Gesicht zaubern wird. Um die Frage gleich abzufangen: Ja, die Rainbow-Road darf im Film einen Auftritt haben.

Dass sich das Filmstudio sehr wohl dessen bewusst ist, dass ein Großteil des Publikums mit Nintendo und Mario groß geworden ist, zeigen nicht nur dutzende Anspielungen an die Spiele, nein, auch der Soundtrack ist aus den passenden Jahrzehnen entliehen. Da springt Mario zu "Take on Me" über das ein oder andere Schwammerl, während die fahrbaren Untersätze zu "Thunderstruck" von AC/DC zusammengebaut werden. Das wirkt zu keinem Zeitpunkt aufgesetzt und lässt den Mittvierziger mit den Füßen mitwippen, während sich der Nachwuchs über die lustig inszenierten Figuren auf der Leinwand amüsiert.

Vor allem eine sehr aktive Prinzessin Peach muss als auffallender Charakter erwähnt werden, zeigt sie doch in den meisten Szenen den männlichen Mitstreitern, wer das Sagen hat. Aufgrund der sehr männlich dominierten Vorlage gibt es allerdings ansonsten keine weiblichen Protagonisten – da muss Nintendo wohl noch nachschärfen, sollte der Erfolg des Films einen Nachfolger provozieren.

Illumination

Fazit

Gut, dass wir nicht mehr 1993 haben, als Videospielverfilmungen zumeist als Bodensatz der guten Unterhaltung galten. 30 Jahre später blicken wir auf Serien wie "The Last of Us", "Arcane" oder auch zwei sehr erfolgreiche "Sonic"-Filme zurück. Mit "Der Super Mario Bros. Film" reiht sich ein liebevoll an die Vorlage angelehnter Animationsfilm in das obere Drittel dieses Genres ein. Man merkt, dass sich die Macher intensiv mit der Vorlage auseinandergesetzt haben und aus dem Material einen kurzweiligen Kinofilm machen wollten.

Diverse Gesangseinlagen von Bösewicht Bowser, der im Original von Jack Black gesprochen wird, wirken zwar entbehrlich, und was die Geschichte betrifft, wäre zumindest eine überraschende Wendung begrüßenswert gewesen – am Ende bleibt allerdings eine gelungene Liebeserklärung an Super Mario und die dazu passenden Spiele. Allein die verschiedenen Interpretationen der bekannten Melodien sind einen guten Teil des Eintrittsgeldes wert.

Wenn also jemand fragt, ob man den Film demnächst im Kino sehen will, darf man ruhig mit einem anderen Zitat vom pilzessenden Installateur antworten. "Let's a go!"

"Der Super Mario Bros. Film" erscheint in Österreich am 5. April 2023. (Alexander Amon, 4.4.2023)