Was macht ein Top-Smartphone aus? Eine Frage, auf die unterschiedliche Hersteller zunehmend dieselbe Antwort liefern: Vor allem die Kamera ist es, was die Nutzer zu einem teuren Gerät greifen lässt. Das hat zuletzt – wieder – zu einem schon mal etwas absurd anmutenden Wettlauf geführt. Immer höhere Auflösungen, aber auch wirklich physisch relativ große Sensoren sind es, die heutzutage in das enge Gehäuse eines Smartphones gepackt werden.

Vivo will mitspielen

Ein Paradebeispiel hierfür ist das Vivo X90 Pro, das seit kurzem auch in Österreich erhältlich ist und dessen Fokus bereits mit einem Blick auf die Rückseite klar wird – nimmt die Kamera doch bereits ein Drittel dieser Fläche ein, und das noch dazu in einem ziemlich auffällig gestalteten Modul. Ob sich das wirklich rentiert und wie es mit den Fähigkeiten dieses Geräts jenseits der Fotografie aussieht, hat sich der STANDARD in den vergangenen Wochen ausführlich angesehen.

Das Vivo X90 Pro lockt vor allem mit seinen Kamerafähigkeiten.
Foto: Proschofsky / STANDARD

Dick aufgetragen

Der erste Eindruck ist ein nachhaltiger – und zwar im Sinne von: Dieses Gerät vergisst man nicht so schnell. Das liegt einfach daran, dass der Hersteller hier gleich im mehrfachen Sinne dick aufträgt. Mit 164,1 × 74,5 × 9,3 mm gehört es schon so nicht zu den schlanksten Smartphones, zudem steht das kreisrunde Kameramodul aber noch einmal ein paar Millimeter heraus.

Die Rückseite ist zwar an sich aus Glas, da sich darüber aber eine dünne Schicht aus Kunstleder befindet, bemerkt man das kaum. Eine Kombination, die sicherlich Geschmackssache ist, zumindest aber einen guten Griff bietet. An Farbvarianten sind Schwarz und Rot verfügbar. Das Gewicht beträgt 215 Gramm, leicht ist das Smartphone also nicht unbedingt. Leider ist es auch sehr kopflastig, was das längere Halten noch einmal unangenehmer macht.

Display

Der Bildschirm des Vivo X90 Pro ist 6,78 Zoll groß und bietet eine Auflösung von 1.260 × 2.800 Pixel. Generell eine eher ungewöhnliche Wahl, in den Default-Einstellungen wird dies aber dann noch einmal auf 1.080 × 2.400 Pixel reduziert. Das ist insofern seltsam, als der Unterschied zwischen diesen beiden Werten dermaßen gering ist, dass die Reduktion in Hinblick auf Rechen- oder Akkuleistung kaum mehr einen relevanten Vorteil bringen sollte. Gleichzeitig muss fairerweise angemerkt werden, dass die Default-Auflösung ohnehin hoch genug ist – und dem entspricht, was auch viele andere Hersteller bieten.

Der Bildschirm ist seitlich stark gebogen, was in diesem Fall auch der Funktionalität im Weg steht.
Foto: Proschofsky / STANDARD

Generell ist das Display sonst zwar okay, mit aktuellen Spitzengeräten anderer Hersteller kann es aber nicht ganz mithalten. Durch die Bank – von Bildqualität über Helligkeit bis zur Bildwiederholfrequenz – ist es mindestens eine Stufe unter den Besten, etwa Samsungs Galaxy S23 Ultra, anzusiedeln. So gibt es zwar einen 120-Hz-Modus, der automatisch auf 60 Hz wechselt, die relativ frei regelbaren 1 bis 120 Hz anderer Geräte fehlen beim X90 Pro aber. Auch die maximale Helligkeit enttäuscht. Offiziell spricht Vivo von 1.300 Nits, im Test wurden hingegen nur 1.120 Nits gemessen. Damit liegt man deutlich unter anderen High-End-Geräten von Samsung, Google und Co.

Abschied nehmen

Was noch dazukommt: Das Vivo X90 Pro weist eine seitlich doch sehr stark ausgeprägte Abrundung des Bildschirms auf, was nicht nur die Darstellung an diesen Stellen verzerrt, sondern sogar der Funktionalität im Weg steht – aber dazu später noch mehr. Angesichts dessen, dass sich Samsung mittlerweile von einem ähnlichen Design verabschiedet hat und auch Google bald nachziehen dürfte, bleibt zu hoffen, dass auch die chinesischen Hersteller bald einmal Abschied von diesen gleichermaßen schlecht zu haltenden wie funktionell schlechteren, abgerundeten Bildschirmen nehmen.

Diese Kamera

Die zentrale Stärke des Vivo X90 Pro soll aber ohnehin eine andere sein, also werfen wir doch mal lieber darauf einen Blick. Tatsächlich wissen die Eckdaten der Hauptkamera zu beeindrucken. Als Sensor kommt ein IMX989 von Sony zum Einsatz und damit ein 1-Zoll-Sensor – für ein Smartphone ein geradezu gigantischer Wert. Das verspricht vor allem sehr lichtstarke Aufnahmen am Abend.

Die Kamera nimmt nicht nur viel Platz ein, der Hauptsensor liefert auch tatsächlich tolle Aufnahmen.
Foto: Proschofsky / STANDARD

Auch eine andere Wahl gefällt: Es handelt sich dabei um einen 50,3-Megapixel-Sensor, bei dem 2x2-Binning betrieben wird, woraus dann wieder Aufnahmen mit rund 12,5 Megapixel resultieren. Auf den aktuellen Megapixel-Wettlauf unter Smartphone-Herstellern lässt man sich also nicht ein. Mit einem Blick auf die realen Ergebnisse – und die unübersehbaren Schwächen – der ersten 200-Megapixel-Sensoren scheint das auch die richtige Wahl zu sein.

Weitere Eckdaten der Kamera: Die Blende liegt bei f/1.8, es gibt optische Bildstabilisierung (OIS) und einen Dual-Pixel-Autofokus. Besonders stolz ist Vivo auf die Partnerschaft mit Zeiss in Fragen Optik und Linsenbeschichtung – was auch immer man von solchen Partnerschaften halten mag.

Zwischendurch ein wichtiger Hinweis: Sämtliche Testfotos und noch einige mehr sowie Vergleichsaufnahmen mit dem Pixel 7 Pro gibt es in einem Google-Fotos-Album in voller Auflösung.

Tolle Bilder

Klingt nicht nur alles gut, ist es auch. Die von der Hauptkamera gelieferten Bilder sind zum Teil wirklich hervorragend. Sie wirken schon am Tag detaillierter und natürlicher als bei vielen anderen Topgeräten, gerade in Schattenbereichen zeigt sich dieser Vorteil. Anders gesagt: Es bleiben sehr viele Details erhalten, ohne sichtbares Rauschen zu produzieren. Am Abend verstärkt sich dieser Vorteil dann – angesichts der Größe des Sensors wenig überraschend – noch.

Im direkten Vergleich zu einem Pixel 7 Pro wirken die Aufnahmen des Vivo X90 Pro oft ausgeglichener und weniger dramatisch. Gerade Letzteres ist aber auch Geschmackssache, andere mögen die vom Vivo-Smartphone gelieferten Aufnahmen wieder zu "weich" finden. Tatsächlich gab es im Testverlauf einige Fotos, bei denen das zum Problem wurde und einzelne Bildteile regelrecht leuchtend anmuten.

Ein Schnappschuss in der Wiener Innenstadt liefert ein sehr gefälliges Bild. Auch in den Schattenbereichen bleiben erfreulich viele Details erhalten, und das ohne viel Rauschen oder zu starkes Verwischen, wie es bei anderen Smartphone-Kameras oft der Fall ist.
Foto: Proschofsky / STANDARD
Auch diese Aufnahme ist sehr detailreich und verzichtet auf zu starke Kontraste. Dafür liegen die Farben des Himmels im von Haus aus genutzten Vivo-Modus weit neben der Realität.
Foto: Proschofsky / STANDARD

Ganz ohne Fehl ist aber selbst diese wirklich sehr gute Kamera nicht. So fallen etwa signifikante Probleme mit Gegenlicht auf, in solch einem Szenario werden die Aufnahmen schnell überstrahlt. Leider zeigt sich das zum Teil sogar bei seitlich einstrahlendem Licht, was dann Teile der Aufnahme deplatziert wirken lässt.

Ein echtes Problem hat die Kamera mit Gegenlicht.
Foto: Proschofsky / STANDARD
Zum Vergleich: Das Pixel 7 Pro schlägt sich hier viel besser.
Foto: Proschofsky / STANDARD
Eine wirklich hervorragende Aufnahme des X90 Pro: viele Details, sehr gute Dynamik.
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Darf's ein bisschen echter sein?

Die Farbgebung ist mal so, mal so. Auf einigen Bildern durchaus gefällig, gibt es gerade bei sehr guten Lichtverhältnissen eine Tendenz zu viel zu intensiven Farben – etwa am Himmel. Erfreulicherweise gibt es dafür aber eine Option namens Zeiss-Modus, in der natürlichere Farben geboten werden – was auch sehr gut funktioniert. Ebenfalls kein Ruhmesblatt ist der Autofokus, der gerade für Schnappschüsse manchmal etwas zu langsam reagiert.

Auch am Abend werden die Bilder mit dem Vivo X90 Pro sehr gut, ohne zu künstlich zu wirken.
Foto: Proschofsky / STANDARD

Gerade angesichts des riesigen Sensors überrascht zudem, dass der – erheblich langsamere – Nachtmodus sehr früh aktiviert wird, also selbst bei Lichtverhältnissen, bei denen die Kamera eigentlich noch so sehr gute Bilder liefern würde. Das Pixel 7 Pro mit einem kleineren Sensor wechselt da erheblich später. Die Konsequenz: Das Vivo X90 Pro liefert so in manchen Settings nochmals einen Ticken bessere Aufnahmen – braucht aber auch erheblich länger dafür, was wiederum die Gefahr des Verwackelns erhöht.

Noch ein kleiner Tipp: Wer bei gutem Licht noch etwas mehr Details aus den Aufnahmen holen will, der kann manuell einen 50-Megapixel-Modus aktivieren – muss dann aber natürlich damit leben, dass die resultierenden Dateien sehr viel größer werden.

Tele

Als Zweites bietet das Vivo X90 Pro auch noch eine Telekamera, wieder handelt es sich dabei um ein 50-Megapixel-Modell – allerdings um einen erheblich kleineren Sensor. 1/2,4 Zoll ist dieser groß, er liefert ein Brennweitenäquivalent von 50 mm – also ungefähr eine Vergrößerung um den Faktor 2 und eine Blende von f/1.6. Deren Ergebnisse sind generell gut, mit den Periskopkameras vieler anderer High-End-Smartphones kann sie aber alleine schon wegen der schwächeren Optik nicht mithalten.

Ehrlich gesagt stellt sich aber auch die Frage, ob es sich überhaupt noch auszahlt, diesen Extrasensor zu verbauen. Liefert doch ein Zuschnitt der Aufnahmen der Hauptkamera im vollen 50-Megapixel-Modus eine ähnliche Qualität – einfach weil diese einen so viel besseren Sensor hat. Einen Vorteil hat die eigene Telekamera zumindest: Sie eignet sich in Kombination mit der großen Blende hervorragend für Porträtaufnahmen mit einem sehr guten, natürlichen Bokeh.

Die 2x-Vergrößerung klappt auch am Abend gut, die Bildqualität ist trotzdem eine Stufe unter dem Hauptsensor anzusiedeln. Das ist angesichts des deutlich kleineren Sensors auch nicht überraschend.
Foto: Proschofsky / STANDARD
Bei stärkerer Vergrößerung wird es dann schon schwieriger, hier kann das Vivo X90 Pro nicht mehr mit Smartphones mit einer besseren Telekamera mithalten.
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Ultraweitwinkel

Bleibt noch die Ultraweitkamera, die nicht nur von den Eckdaten her (12 Megapixel, f/2.0, ein Sensor mit 1/2,93 Zoll und ein Betrachtungswinkel von 108 Grad) recht durchschnittlich klingt, die resultierenden Bilder sind es auch – ebenfalls mit einer Tendenz zu zu intensiven Aufnahmen. Erfreulich ist aber, dass die Kamera einen Autofokus hat, womit sie sich für Makroaufnahmen eignet.

Eine Aufnahme mit der Ultraweitwinkelkamera wird zwar gut, mit der Qualität der Hauptkamera kann sie aber natürlich nicht mithalten.
Foto: Proschofsky / STANDARD

In Hinblick auf die Videofähigkeiten verspricht das Vivo X90 Pro Aufnahmen bis zu 4K60 und 8K24, Superzeitlupenaufnahmen funktionieren mit bis zu 960 Bildern pro Sekunde bei 1080p. Das klingt alles sehr gut, und tatsächlich sind die daraus resultierenden Videos durchaus ansprechend.

Bleibt noch die Frontkamera mit 32 Megapixel und einer Blende von f/2.5, der dahinter stehende Sensor ist 1/2,8 Zoll groß. Die damit getätigten Aufnahmen dürfen als gut bezeichnet werden.

Katzenfell ist immer eine schwere Aufgabe für Smartphone-Kameras, in dem Fall wird sie relativ gut gelöst.
Foto: Proschofsky / STANDARD

Mediatek darf ran

Vor noch nicht allzu langer Zeit war es so gut wie undenkbar, dass ein Smartphone im Premiumbereich einen SoC von Mediatek verwendet. Mittlerweile hat der Hersteller aber ganz schön aufgeholt, insofern ist es nicht ganz abwegig, dass das Vivo X90 Pro zu einem Mediatek Dimensity 9200 als zentralem Chip greift. Kombiniert wird das mit 12 GB RAM, die Ausführung mit 8 GB RAM wird in Österreich nicht verkauft.

Doch was heißt das jetzt in der Praxis? In Benchmarks sehen die Ergebnisse zunächst einmal sehr gut aus, sie können sich oft mit dem aktuellen Qualcomm Snapdragon 8 Gen 2 matchen, im Schnitt liegen sie aber eine Spur dahinter. Was allerdings ebenfalls auffällt: Dies gilt nur für manche Benchmarks. So gibt es etwa beim auf realistische Arbeitslasten ausgelegten PCMark Work 3.0 "nur" 11.072 Punkte, das ist doch um 30 Prozent weniger als beim Galaxy S23 Ultra. Noch überraschender fällt das Ergebnis im Browser-Benchmark von Speedometer aus, dort kommt das Vivo X90 Pro gerade einmal auf 65,6 Punkte. Da ist das S23 Ultra fast doppelt so flott, auch das Pixel 7 Pro liefert hier über 100 Punkte. Selbst so manches mehrere Jahre alte Topgerät bekommt hier eine bessere Wertung zusammen.

Die übliche Benchmark-Runde liefert nicht ganz eindeutige Ergebnisse. Der Geekbench-Wert ist hervorragend, der bei 3DMark auch. Dafür ist die PCMark-Leistung eher mittelmäßig und das Ergebnis im Browser-Benchmark Speedometer 2.0 gar überraschend schlecht. Selbes gilt für die Leistungsstabilität im Belastungstest von 3DMark.
Screenshots: Proschofsky / STANDARD

Keine stabile Leistung

In Grafikfragen sind die Ergebnisse ähnlich zweischneidig: Das Ergebnis von 3.751 Punkten im Wildlife Extreme Benchmark von 3DMark ist zwar an sich sehr gut, diese Leistung gibt es aber nur kurz, wie der Belastungstest zeigt. Dort gibt es einen Stabilitätswert von gerade einmal 49,2 Prozent, anders gesagt: Nach ein paar Minuten bricht die Performance auf die Hälfte ein.

Wie immer muss aber auch an dieser Stelle gesagt werden: Im Alltag gibt es wenig an der Performance des Vivo X90 Pro auszusetzen. Es agiert eigentlich immer flott, auch Hänger sind im Test nicht aufgefallen. Freilich ist das mittlerweile auch bei vielen wesentlich günstigeren Smartphones ähnlich.

Akku

Der Akku ist mit 4.870 mAh angegeben, wobei hier eigentlich von zweimal 2.435 mAh die Rede sein muss, um exakt zu sein. Wie manch andere chinesische Hersteller verbaut Vivo nämlich zwei Akkus. Der Grund dafür: Damit lässt sich recht einfach die Ladegeschwindigkeit verdoppeln, da beide dann parallel geladen werden können.

Die Akkulaufzeit ist sehr gut, die Hintergrundbeschränkungen, mit denen man dort hinkommt, allerdings auch schlimm.
Screenshots: Proschofsky / STANDARD

Auch sonst lädt das Vivo X90 Pro sehr flott. Mit dem mitgelieferten 120-Watt-Charger war das Smartphone tatsächlich innerhalb von 26 Minuten voll. Das ist beeindruckend und im Fall des Falles sicher einmal sehr nützlich, gleichzeitig muss auch gesagt werden: Gut für den Akku ist das nicht. Tatsächlich fällt auf, dass das Smartphone bei dieser Form des Schnellladens sehr heiß wird.

Dazu passend ist es dann natürlich auch noch möglich, das Smartphone drahtlos zu laden, und zwar auch das mit 50 Watt äußerst flott. Wer das will, muss sich allerdings noch ein passendes Ladegerät anschaffen.

Laufzeit

Noch besser, als schnell zu laden, ist natürlich, dass das Gerät gar nicht überraschend leer läuft – wofür eine lange Laufzeit sorgen soll. Tatsächlich liefert das Vivo X90 Pro im Akku-Benchmark von PCMark mit 15:23 Stunden einen hervorragenden Wert. Das ist gut, weniger gut ist, wie man dort hinkommt – nämlich mit äußerst aggressiven Stromsparmaßnahmen, die bei so mancher App für Probleme sorgen.

So ist es bezeichnend, dass der erste Versuch, den Test von "Don't Kill my App" laufen zu lassen, nach nur sieben Minuten vom System beendet wurde. Das ist in allen Tests der vergangenen Jahre tatsächlich ein Novum. Ein zweiter Durchlauf schaffte es dann zwar zumindest, eine Stunde durchzuhalten, das Ergebnis war mit elf Prozent Zuverlässigkeit aber kaum erfreulicher. Konkret bedeutet dies, dass es bei vielen Apps zu verzögerten oder nicht erhaltenen Benachrichtigungen und Alarmen kommen kann.

Zwischendurch noch einmal ein Hinweis auf das Kameramodul: Dieses steht nämlich noch einmal sehr stark aus dem Gehäuse heraus.
Foto: Proschofsky / STANDARD

Flotter Speicher

Doch wieder zu Erfreulicherem: Der Datenspeicher ist dank der Nutzung von UFS 4.0 sehr flott, was sich vor allem in flinken App-Starts (ein bisschen) bemerkbar macht. Weniger erfreulich ist, dass in Österreich nur das Modell mit 256 GB verkauft wird, einen Micro-SD-Slot gibt es nicht.

Zur Autorisierung steht ein optischer Fingerabdruckscanner zur Verfügung, der im Display angebracht ist. Dieser verrichtet seine Arbeit auch sehr flott. Es gibt Stereoklang, der zwar sehr laut, dafür aber auch erwartungsgemäß flach klingt. Das Smartphone ist nach IP68 vor Staub und Wasser geschützt.

Dann wären da noch die Funkkomponenten. 5G-Support gibt es ebenso wie Bluetooth 5.3 und WiFi 6. Letzteres ist allerdings eine kleine Enttäuschung, viele andere aktuelle Android-Geräte in dieser Preisklasse unterstützen bereits das neuere WiFi 6E mit den mittlerweile auch in Österreich freigegebenen 6-GHz-Frequenzen.

Die Software

Wie so viele andere Hersteller benutzt Vivo eine eigene Android-Variante namens "Funtouch OS", die aber (bitte den Wortwitz verzeihen) leider wirklich keine Freude macht. Das Design wirkt an vielen Stellen lieblos und schnell zusammengebastelt.

Die "Funtouch OS" genannte Variante ist voll mit Bloatware.
Screenshots: Proschofsky / STANDARD

Ein Beispiel: Beim Einrichten des Geräts werden allerlei Auswahlboxen präsentiert, die man anwählen muss, um weitermachen zu dürfen – also Nutzervereinbarung und solche Dinge. Blöderweise sind diese aber so weit am linken Rand des Bildschirms positioniert, dass hier die Abrundung des Displays im Weg steht und der Touch einfach nicht erkannt wird. Etwas, das eigentlich selbst bei einfachsten Nutzertests hätte auffallen müssen.

Dazu kommt, dass sich die Timings und Animationen irgendwie falsch anfühlen, weniger dynamisch als bei anderen Android-Varianten sind. An einzelnen Stellen sind zudem Bugs zu erkennen, etwa wenn schon mal die Ansicht einfach von einem Zustand auf den nächsten springt – die zugehörige Animation also verschluckt wird.

Bloatware deluxe

Ebenfalls unerfreulich ist die Zahl an vorinstallierten Apps, die gerade in diesem Preisbereich gewagt wirkt. Ob Booking.com, Linkedin, Tiktok oder Facebook – alle haben sie ihre Werbeplatzierung erhalten. Und wer bei der Installation nicht aufpasst, der bekommt allen Ernstes auch noch eine App für Autoersatzteile mit dazu. Ja, vieles davon kann deinstalliert werden, das macht es aber nur begrenzt weniger nervig.

Zumindest setzt die Software auf dem aktuellen Android 13 auf, auch das aktuellste Sicherheitsupdate war installiert. Generell ist man beim Support so mittelmäßig gut: Drei große Versionssprünge und vier Jahre an Sicherheitsaktualisierungen verspricht Vivo. Zum Vergleich: Bei Samsung sind es vier und fünf.

Von vorne betrachtet ist das Vivo X90 Pro deutlich weniger auffällig als auf der Rückseite.
Foto: Proschofsky / STANDARD

Verfügbarkeit

Das Vivo X90 Pro ist ab sofort zu einem Preis von 1.199 Euro in Österreich erhältlich, auch diverse heimische Mobilfunker haben es in ihr Programm aufgenommen. Dort gibt es das Gerät dann also wie gewohnt auf den ersten Blick billiger, wofür man dann aber jahrelang mit einem unnötig teuren Tarif bestraft wird.

Fazit

Das Vivo X90 Pro zeigt zumindest eines eindrucksvoll, nämlich dass eine gute Kamera alleine dann doch nicht ausreicht, um in der Riege der Top-Smartphones mitspielen zu können. Denn auch wenn die Hauptkamera tatsächlich hält, was sie verspricht, das Gesamtpaket ist einfach nicht rund. Vor allem in die Software sollte der Hersteller noch einiges investieren. Doch auch ein paar andere Ausstattungsmerkmale wie der Bildschirm sind den preislichen Vorstellungen einfach nicht angemessen. (Andreas Proschofsky, 5.4.2023)