Mikrochips sind hochbegehrt und finden Eingang in alle möglichen Lebensbereiche. China selbst ist gerade bei Kleinstchips auf Importe bestimmter Komponenten angewiesen. Das wird nun zunehmend schwieriger.

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Die chinesische Diplomatie läuft derzeit auf Hochtouren. Nach dem taiwanischen Ex-Präsidenten Ma Ying-jeou und dem spanischen Ministerpräsidenten Pedro Sánchez werden diese Woche EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und der französische Präsident Emmanuel Macron erwartet. Erst am Wochenende war der japanische Außenminister Yoshimasa Hayashi zu Gast in Peking, wo er seinen neuen Amtskollegen Qin Gang kennenlernen wollte.

Auf dem Abschlussfoto am Montag aber scheinen sich beide nicht zu einem Lächeln durchringen zu können. Der Grund dürften neue Spannungen zwischen der zweit- und der drittgrößten Volkswirtschaft sein. Japan hat sich nun auf Druck der USA dem Chip-Embargo gegen China angeschlossen. Der im Oktober vergangenen Jahres verkündete Chips Act hat zum Ziel, China von modernster Halbleitertechnologie abzuschneiden.

Niederlande auch im Boot

Vor kurzem haben sich die Niederlande dem Embargo angeschlossen. Dort hat das für die Herstellung von Halbleitern wichtige Unternehmen ASML seinen Sitz. In Japan wiederum sind die Unternehmen Nikon, Tokio Electron und Screen Holdings beheimatet, die ebenfalls modernste Lithografiesysteme bauen. Damit werden die nanometerdünnen Leitsysteme auf Siliziumplatten "gedruckt". Die japanischen Unternehmen dürfen nun ihre Produkte uneingeschränkt nur noch an "bevorzugte Handelspartner", darunter die EU und Singapur, exportieren.

Die USA und ihre Verbündeten sind derzeit in der Lage, Halbleiter mit einer Strukturbreite von drei Nanometern zu produzieren. Die Lieferketten aber sind komplex. Neben Japan, den Niederlanden und den USA spielt vor allem Taiwan eine wichtige Rolle bei der Herstellung der Halbleiter, die für sämtliche modernen elektronischen Anwendungen unerlässlich sind. Zwar spielt auch China eine Rolle bei der Produktion, befindet sich aber eher am unteren Ende der Wertschöpfungskette. Auf dem Festland werden die Chips oft auf Komponenten montiert – Prozesse, die relativ leicht in andere Länder zu verlagern sind. Die Volksrepublik hatte bisher zahlreiche Komponenten aus anderen Ländern importiert, kann aber ohne Importe bisher nur Chips von einer Strukturbreite von 90 Nanometern herstellen.

Komponenten gehortet

Dass Japan sich dem Embargo anschließt, war von vielen chinesischen Unternehmen erwartet worden. In den vergangenen Wochen hatten diese japanische Komponenten gehortet.

Auch die Regierung reagierte erwartbar unerfreut auf den Schritt: "Es wird sich rächen, den Handel zu politisieren, zu instrumentalisieren und als Waffe zu nutzen", sagte eine Sprecherin des chinesischen Außenministeriums. Bisher aber ist es von chinesischer Seite noch zu keinen Vergeltungsaktionen gekommen. Denkbar aber wären Ausfuhrbeschränkungen für seltene Erden. China besitzt bei den etwa zur Herstellung von Batterien notwendigen Metalle einen Marktanteil von bis zu 90 Prozent.

Riesen-Investitionspaket

Peking setzt derzeit vor allem darauf, die heimische Halbleiterindustrie zu fördern. Ein Investitionspaket von über 140 Milliarden US-Dollar soll dabei helfen, bei der Chipproduktion autark zu werden. Die Entwicklungen in dieser Branche spielen auch beim Krieg in der Ukraine eine wichtige Rolle: Russland ist derzeit auf minderwertige Halbleiterimporte aus China angewiesen. Auch deshalb wollen die USA den technologischen Vorsprung gegenüber dem Konkurrenten China bei diesen für moderne Waffensysteme wichtigen Produkten vergrößern. (Philipp Mattheis, 4.4.2023)