Kapitän Guido Burgstaller ist auch im Sitzen der Antreiber von Rapid.

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Cup-Halbfinale im Ticker: Rapid vs. Ried, Mi., 20.30 Uhr

Wien – Fußball, behaupten Gelehrte, sei nicht nur, aber schon auch ein Fehlerspiel. Zoran Barisic, der Trainer von Rapid, kennt sich natürlich aus, er hat mit seiner Mannschaft diesbezügliche Erfahrungen gemacht. Rapid sei leiwand und werde immer leiwander, hatte er unlängst kundgetan, es folgten zwei bittere Niederlagen in der Meisterschaft, das 0:2 im Derby gegen die Austria und am vergangenen Sonntag das 1:3 bei Sturm Graz. "Kleinigkeiten und individuelle Fehler haben entschieden, wir müssen in der Detailarbeit besser werden."

Da Fußball zudem ein Tagesgeschäft ist, bleibt wenig Zeit zu hadern, Wunden zu lecken. Es geht weiter und immer weiter. Gut für Rapid. Am Mittwoch steigt das Cup-Halbfinale gegen die SV Ried (20.30 Uhr, ORF 1). Im Vorverkauf wurden mehr als 20.000 Karten abgesetzt. Das Allianz-Stadion platzt nicht gänzlich, aber fast aus den Nähten. "Wir brauchen die Energie der Fans", sagt Barisic. Ried sei der vermeintlich leichteste Gegner, "aber sie sind sehr gefährlich".

Das "vermeintlich" kann man bei allem Respekt in Anbetracht des zweiten Semifinales streichen, denn am Donnerstag empfängt Sturm Graz den LASK. Das Endspiel findet am 30. April in Klagenfurt statt, aber darüber will Barisic nicht groß reden. "Die Gier nach einem Titel ist selbstverständlich groß."

Die Hütteldorfer sind ausgehungert, der letzte Cupsieg resultiert aus dem Jahre 1995, ein 1:0 gegen Leoben. Der Goldtorschütze hieß und heißt immer noch Peter Guggi. Zoran Barisic war damals der umsichtige Libero. Die SV Ried ist weitaus satter, die Innviertler holten 1998 und 2011 den Pokal.

Hinterlassenschaft

Rapids Kapitän Guido Burgstaller will "etwas bei meinem Herzensverein hinterlassen". Der 33-jährige Heimkehrer, er kam im Sommer von St. Pauli, hat sämtliche Erwartungen übertroffen, könnte österreichischer Schützenkönig werden, hält neun Runden vor Schluss bei 14 Treffern. Konkurrent Markus Pink (16 Tore) hat sich selbst aus dem Rennen genommen, er wechselte ja spontan und aus finanziellen Gründen von Austria Klagenfurt nach China zu Schanghai Port.

Der Kärntner Burgstaller hat kein ausgeprägtes Ego. "Titel soll immer nur die Mannschaft gewinnen, ich will ihr dienen." Er ist auf dem Feld der Antreiber, fuchtelt mit den Händen, gibt Anweisungen. Ab und zu werden sie von den Kollegen sogar befolgt. "Wir müssen gegen Ried frei im Kopf sein, müssen uns gedulden. Es liegt aber nur an uns." Barisic sieht sich "als der große Mahner. Jeder muss an seine Leistungsgrenze gehen, giftig sein, wir müssen brennen. In der Rückwärtsbewegung muss man schneller sein, auch bei der Arbeit mit dem Ball ist noch Luft nach oben. Und Horizontalpässe will ich nicht mehr sehen."

In der Meisterschaft hat Rapid gegen Ried daheim noch nie verloren (35 Siege, acht Remis), das jüngste Treffen hatte allerdings gravierende Folgen. Auswärts setzte es am 15. Oktober 2022 ein 0:1, Stunden später war Trainer Ferdinand Feldhofer Geschichte. Barisic erinnert sich: "Es war eine Kunst, dieses Spiel zu verlieren. Denn die Leistung war sehr in Ordnung." Als Geschäftsführer Sport sah er sich trotzdem gezwungen zu handeln.

Hochmotivierter Außenseiter

Ried vergnügt sich in der Qualifikationsgruppe, ist momentan Letzter. Der Cup ist eine Spezialität, im Vorjahr stand man im Finale, ein 0:3 gegen Red Bull Salzburg kann freilich passieren. Gegen Rapid nimmt man die Außenseiterrolle dankend an, mit einem Sturmlauf der Gäste ist nicht zu rechnen. Das wäre kühn bis dumm und eine massive Selbstüberschätzung. "Dieses Match hat einen extrem hohen Stellenwert für uns. Es geht um richtig viel", sagt SVR-Cheftrainer Maximilian Senft, der so nebenbei ein hervorragender Pokerspieler ist. "Wir alle sind hochmotiviert."

Burgstaller will "guten Fußball zeigen". Barisic bedauert, "dass im heutigen Fußballgeschäft viel zu wenig gelacht wird. Es geht immer nur um Druck." Den hat Rapid. Sollte das Sehnsuchtsziel Klagenfurt erreicht sein, werden Barisic und Burgstaller befreit lachen. (Christian Hackl, 4.4.2023)

Technische Daten und mögliche Aufstellungen zum Fußball-ÖFB-Cup-Halbfinale Rapid – Ried:

SK Rapid Wien – SV Ried (Mittwoch, Allianz Stadion, 20.30 Uhr/live ORF 1, SR Harkam). Bisherige Liga-Saisonergebnisse: 1:0 (h), 0:1 (a)

Rapid: Hedl – Kasius, Querfeld, Sollbauer, Auer – Kerschbaum, Pejic – Zimmermann, Greil, Grüll – Burgstaller

Es fehlen: Hofmann (Hüfte), Sattlberger (Leiste)

Fraglich: Kühn, Druijf (im Mannschaftstraining)

Ried: Sahin-Radlinger – Gragger, Lackner, Plavotic – Lutovac, Martin, Madritsch, Pomer, Jurisic – Lang, Mikic

Es fehlen: Nutz, Stosic, Cosgun (alle Knie)

Fraglich: Lutovac (muskuläre Probleme), Ziegl (nach Knieverletzung)

Finale am 30. April im Wörthersee Stadion in Klagenfurt gegen Sieger aus Sturm Graz – LASK (Do., 20.30 Uhr/live ORF 1).