Im Kindesmissbrauchsverdachtsfall in einer Betreuungseinrichtung für Kleinkinder in Lech ist das Ermittlungsverfahren eingestellt worden, wie der STANDARD am Mittwoch erfahren hat. Der Verdacht war Mitte Februar publik geworden und stützte sich laut Zwischenbericht der Polizei sowohl auf "Angaben des Kindesvaters" als auch auf "Äußerungen und Verhaltensauffälligkeiten" des damals dreijährigen mutmaßlichen Opfers.

Der Skikindergarten, in dessen Räumlichkeiten sich der angebliche Missbrauch ereignet haben soll, hatte die Vorwürfe stets vehement von sich gewiesen. (Symbolbild)

Vater ortete Vertuschung und Verschleierung

Gemeinsam mit dem Verein "Bündnis Kinderschutz" hatte der Vater des Buben dem Skiort Lech Vertuschung, und den Behörden lasche und schlampige Ermittlungen vorgeworfen. Er zeigte daraufhin auch die Polizei an. Kritik gab es ob des medialen Vorpreschens des Vereins vonseiten offizieller Kinderschutzorganisationen, die das Kindeswohl durch die Identitätsoffenlegung stark gefährdet sahen – und sich darauf vom Verein distanzierten.

Den Fall selbst hatte Anfang Februar das Landeskriminalamt Vorarlberg übernommen, die Behörde führte seither die Ermittlungen. Beschuldigt wurde dabei ein junger Betreuer, der in dieser Saison im Ski-Kindergarten Lech tätig war. Dem Vater zufolge habe dieser seinen Sohn in der zweiten Jännerwoche während eines Skiurlaubs sexuell missbraucht. Der Übergriff soll sich auf der Toilette der Kinderbetreuungseinrichtung ereignet haben. Den Tatverdächtigen hatte der Sohn offenbar auf einem Foto insoweit identifiziert, als er diesen als "bösen Mann" bezeichnete.

Beweisverfahren hat keinen Schuldbeweis erbracht

"Nach Durchführung des Ermittlungsverfahrens kann nicht davon ausgegangen werden, dass der Beschuldigte die Tat begangen hat", heißt es von der Staatsanwaltschaft Feldkirch im STANDARD-Gespräch. Das Beweisverfahren habe jedenfalls keinen Schuldbeweis erbracht.

Nach der Rückkehr nach Wien, wo die Familie lebt, habe sich der körperliche und seelische Zustand des Buben laut Schilderungen des Vaters zusehends verschlechtert. Die darauf konsultierte Psychologin Martina Leibovici-Mühlberger attestierte dem Buben "offenkundige, drastische Verhaltensänderungen". Das schriftliche Gutachten liegt dem STANDARD vor. Laut Leibovici-Mühlberger sei davon auszugehen, dass der Bub "im Rahmen seiner Betreuung in Lech einem ihn verstörenden und als Übergriff erlebten Erlebnis ausgesetzt gewesen ist".

Skikindergarten wies Vorwürfe stets von sich

Die Betreuungseinrichtung in Lech hatte die Missbrauchsvorwürfe indes von Anfang an vehement zurückgewiesen. "Das stimmt nicht, das kann nicht sein", hieß es. Die Betreuung der Kinder erfolge in einem Raum, nie werde ein Kind mit nur einer Person alleine gelassen – in der Regel sei man zu fünft. Man könne sich die Vorwürfe gegen den Skilehrer nicht erklären. Auf der Homepage der Einrichtung wird darauf verwiesen, dass die mehrsprachigen Betreuerinnen und Betreuer "ausgebildete und erfahrene KindergärtnerInnen, KinderskilehrerInnen und geschulte AnimateurInnen" seien. (Maria Retter, Elisa Tomaselli, 5.4.2023)