Reinhard Gerer (1953–2023).

Foto: apa/georg hochmuth

Reinhard Gerer galt als einer der bedeutendsten Köche Österreichs. Viele österreichische Spitzenköche geben in ihrem Lebenslauf die Mitarbeit in seiner Küche an, allein das ein Beweis für sein einzigartiges Renommee als großer Koch. Seine Ausbildung startete er in einem Lokal im Wiener Prater und setzte sie bei Werner Matt im Restaurant Prinz Eugen im Wiener Hilton fort. Danach kochte er bei weiteren Kochlegenden wie Paul Bocuse, Eckart Witzigmann und Heinz Winkler. 1984 übernahm er die Küchenleitung im Restaurant Korso im Hotel Bristol in Wien und schaffte dort den Spagat zwischen Haute Cuisine und österreichischer Küche. Er scheute nicht davor zurück, Innereien wie Beuschel oder Bruckfleisch zu servieren. Der verstorbene Kritiker Christoph Wagner schrieb einst über ihn: "Er ist der unumstrittenste Meister des bravourösen Grenzgangs zwischen großer und regionaler Küche."

1992 erhielt Gerer drei Hauben im Restaurantführer Gault-Millau und wurde 1993 als Koch des Jahres ausgezeichnet. Es folgte die Höchstwertung von 19 Punkten und vier Hauben, weiters hielt das Korso über zwei Jahrzehnte lang einen Michelin-Stern.

Weggang vom Korso

Langsam wurden die Hauben jedoch weniger, im Jahr 2007 gab es nur noch eine Haube, und der Stern war Geschichte. Gerer verließ schließlich das Korso und eröffnete 2009 im Magdalenenhof am Bisamberg sein erstes eigenes Lokal, das mit einer Haube ausgezeichnet wurde. Die deutsche Kritikerlegende Wolfram Siebeck schwärmte beim damaligen Besuch vom servierten Kalbskopf und dem Steirischen Ritschert und prognostizierte, dass der Magdalenenhof eine "Attraktion ersten Ranges" werden sollte. Dem war leider nicht so, über das Ausflugslokal wurde im Jahr 2011 ein Insolvenzverfahren eingeleitet. Auch das nächste Lokal namens "O" in der Sonnenfelsgasse im ersten Wiener Bezirk war nicht von Erfolg gekrönt.

Gerer mit einem seiner Kochbuchbeststeller.
Foto: imago stock&people

Großen Anklang fanden hingegen seine Kochbücher mit Titeln wie Moderne Klassiker oder Feine Küche für alle Tage. Zehn Jahre lang kochte er ab 2003 daneben für die Dinnershow "Palazzo" – gemeinsam mit seinem Schüler Toni Mörwald. 2013 startete er dann selbst ein Konkurrenzprojekt namens "Teatro".

Gerer im Jahr 2012 anlässlich des Palazzo-Jubiläums.
Foto: imago stock&people

Neben Mörwald gingen noch zahlreiche weitere prominente Köche wie Alexander Kumptner, Bernie Rieder, Harald Brunner oder Christian Rach durch seine Schule.

Zuletzt machte er mit seinem aktuellsten Projekt – frischen Menüs für Hunde – von sich reden. Dass es mit ihm gesundheitlich nicht zum Besten stand, ließen seine letzten Auftritte im ORF – Anfang März in einer Dokumentation über die harte Welt der Spitzenküche sowie bei Vera – erahnen. Reinhard Gerer erlag am 5. April, wenige Tage vor seinem 70. Geburtstag, einer schweren Krankheit. (Petra Eder, 6.4.2023)

Gerer mit Alexander Kumptner, einem seiner vielen Schüler.
Foto: imago stock&people