Sprösslinge berühmter Persönlichkeiten beklagen sich oft, wenn sie auf ihre Verwandtschaft reduziert werden. Andererseits profitieren nicht wenige davon, dass ihnen der Weg in die große Öffentlichkeit erst durch ihre prominenten Väter und Mütter und Onkel und Tanten eröffnet und geebnet wurde.

Vater und Onkel wurden erschossen

Dies gilt auch für Robert F. Kennedy Junior. Der Rechtsanwalt, Umweltaktivist und Buchautor hätte wohl kaum seine Kandidatur für die US-Präsidentschaftswahl 2024 eingereicht, wäre er nicht einer der Söhne des 1968 ermordeten US-Justizministers Robert Kennedy und Neffe des 1963 erschossenen US-Präsidenten John F. Kennedy.

Dass der 69-Jährige seine Bewerbung als Mitglied der Demokratischen Partei eingereicht hat, muss deren Favoriten, Präsident Joe Biden, nicht beunruhigen. Kennedy gilt als chancenlos, sich im Vorwahlkampf durchzusetzen. Zu extrem und umstritten sind manche seiner politischen und gesellschaftlichen Ansichten; sie werden oft nur von einer kleinen, dafür aber lautstarken Anhängerschaft geteilt.

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Kennedy, in seiner Freizeit seit Jahrzehnten begeisterter Wildwasserpaddler und Falkner, ist ein häufiger Gast in US-Medien. Während er ab den 1980er-Jahren als Rechtsanwalt und Umweltaktivist ein gewisse Renommee erlangte, machte er letzthin eher mit einer breiten Palette von Verschwörungserzählungen und umstrittenen Geschichtsdeutungen von sich reden.

Impfgegnerschaft ...

So deklariert er sich offen als Impfgegner. Schon 2005 stellte er die wissenschaftlich widerlegte Behauptung auf, dass Impfungen bei Kindern zu Autismus führen können. Solche und andere Äußerungen dürften ein Grund gewesen sein, warum der damalige US-Präsident Barack Obama davon Abstand nahm, den an sich fachlich qualifizierten Kennedy zum Leiter des US-Umweltamts zu ernennen.

Zu den Verschwörungserzählungen, die Kennedy wiederholt verbreitet hat, gehört jene, dass Microsoft-Gründer Bill Gates der Menschheit einen Chip einimpfen lassen wolle. Kennedy gehört auch zur Gruppe jener Menschen, die einen Zusammenhang zwischen dem 5G-Mobilfunknetz und der Verbreitung des Coronavirus erkennen wollen. Diese These trug er auch im August 2020 bei einer "Querdenken"-Demo in Berlin vor, bei der es zu teils gewaltsamen Zusammenstößen kam. Wegen solcher und anderer falscher Behauptungen zu Covid-19 und zum Risiko von Impfungen wurden Kennedys Instagram- und Youtube-Accounts im Jahr 2021 gesperrt.

... und Relativierung des Holocaust

Für einen Sturm der Empörung wegen Holocaust-Verharmlosung sorgte Kennedy, als er Ungeimpfte mit Anne Frank verglich: Diese habe sich jahrelang vor dem Nazi-Regime verstecken können – das sei heute in den USA nicht mehr möglich.

Kennedy ist in dritter Ehe mit der Schauspielerin Cheryl Hines ("Curb Your Enthusiasm") verheiratet. Aus seinen beiden früheren Ehen hat der Katholik sechs Kinder. Mary Richardson, Kennedys zweite Ehefrau, beging, bereits geschieden, 2012 Suizid – das befeuerte einmal mehr Berichte in Boulevardmedien, dass auf dem Kennedy-Clan ein Fluch laste: In fast einem Dutzend Fälle starben Familienmitglieder durch Gewalt, bei einem Unfall oder infolge von Drogenkonsum. (Gianluca Wallisch, 6.4.2023)