Gürtelrose ist eine extrem schmerzhafte Infektion, die Fälle haben zuletzt deutlich zugenommen. Mit einer Impfung kann man sich sehr gut davor schützen.

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Haben Sie als Kind die Windpocken gehabt? Dann gehören Sie zur Risikogruppe. Die Anlage für Gürtelrose schlummert in fast jedem und jeder. Denn die Windpocken, auch Feuchtblattern oder Schafblattern genannt, sind eine der infektiösesten Kinderkrankheiten überhaupt, es gibt fast keine Menschen, die sich nicht mit dem Varicella-Zoster-Virus infiziert haben. Nach überstandener Krankheit verschwindet es jedoch nicht aus dem Körper. Es zieht sich vielmehr in die Rückenmarksnerven zurück. Dort wird es vom Immunsystem in Schach gehalten schlummert vor sich hin.

Lässt die Immunabwehr aber nach, weil man schon älter ist, weil man andere Krankheiten hat oder immunsupprimierende Therapien bekommt, kann sich das Virus reaktivieren. "Dann bekommt man aber nicht mehr die Windpocken, sondern die Gürtelrose. Immerhin jede dritte Person trifft es irgendwann. Und die Betroffenen werden immer jünger", weiß der Allgemeinmediziner Günther Hirschberger.

Die Gürtelrose zeigt sich, ähnlich wie die Windpocken, durch einen rötlichen Ausschlag mit Bläschen. Das Virus, das in den Ganglienzellen sitzt, breitet sich entlang der Nervenbahn aus, typischerweise entsteht dann entlang der Taille oder auch im Brustbereich ein Ausschlag und legt sich wie ein Gürtel halbseitig um den Körper – daher kommt auch der Name. Doch die Infektion kann sich über den Trigenimusnerv auch auf den Kopf ausbreiten, die Infektion kann dann sogar ins Auge oder in das Ohr gehen – mit schweren Komplikationen.

Wie brennende Nadelstiche

Neben den Bläschen sind vor allem die teils starken Nervenschmerzen Anzeichen für eine Erkrankung, sie können sogar schon vor dem Ausschlag spürbar werden. "Viele haben wirklich starke Schmerzen, es brennt und kann sich anfühlen wie elektrisierende Nadelstiche", beschreibt Hirschberger. Hat man Schmerzen, sollte man sofort zum Arzt oder zur Ärztin gehen. "Man kann Gürtelrose mit Virostatika sehr gut behandeln. Allerdings geht das umso besser, je früher es passiert. Wartet man zu lange, können die Schmerzen Wochen oder auch Monate bestehen bleiben, oder sie kommen immer wieder, etwa beim Wetterwechsel. Das schränkt die Lebensqualität enorm ein."

Zusätzlich zu den Virostatika sollte man außerdem Zugluft vermeiden und die betroffenen Stellen warm halten, etwa mit Skiunterwäsche oder einem Tuch, falls das Gesicht betroffen ist, das hält die Schmerzen in Schach. Werden sie zu stark oder sind Auge oder Ohr betroffen, muss man ins Krankenhaus und mit Infusionen behandelt werden. Vor allem beim Gesicht gilt höchste Vorsicht, weil das Auge geschädigt oder der Gleichgewichtssinn beeinträchtigt werden kann, wenn die Infektion nicht professionell behandelt wird. Seit kurzem weiß man auch, dass das Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall nach einer Gürtelrose erhöht ist.

Mehr Fälle durch Corona

Üblicherweise ist Gürtelrose eine Erkrankung älterer Menschen, denn ab etwa 60 Jahren arbeitet das Immunsystem nicht mehr so gut. Doch zuletzt hörte man von immer mehr Fällen, die immer jüngere Menschen betrafen. Rund 40.000 Infektionen gibt es in Österreich pro Jahr. Allgemeinmediziner Hirschberger berichtet von allein zehn Fällen im vergangenen Jänner in seiner Praxis, bei sechs davon war das Gesicht betroffen: "Ein häufiger Grund, warum das Immunsystem das Virus nicht in Schach halten kann, ist Stress. Und durch die Corona-Pandemie sind die Fälle noch einmal deutlich mehr geworden."

Denn nach einer Corona-Infektion ist das Immunsystem vorübergehend beeinträchtigt (DER STANDARD berichtete hier), das führt zu sogenannten opportunistischen Infektionen, weil weniger naive Immunzellen im Körper vorhanden sind – diese müssen erst nachproduziert werden. Dadurch ist das Immunsystem nicht so potent, auch die Gürtelrose kann leichter ausbrechen. Allerdings kann man diesem Problem mit einer Impfung sehr gut entgegentreten.

Potente Impfung für Langzeitschutz

Dabei handelt es sich um einen Totimpfstoff auf Proteinbasis, der zwei Mal mit einem Abstand von mindestens zwei Monaten verabreicht wird. Die Impfung ist sehr gut verträglich, mögliche Nebenwirkungen sind Müdigkeit oder etwas Kopfschmerz, die aber rasch vergehen. Die Impfung ist im Österreichischen Impfplan für alle Personen ab 50 Jahren sowie für jene mit besonders hohem Risiko für Gürtelrose ab 18 empfohlen. Das sind chronisch Kranke oder Menschen mit Immunsuppression.

Allerdings wird sie von der Sozialversicherung nicht übernommen, die zwei Stiche kosten insgesamt 450 Euro. Hirschberger berichtet: "Das ist für Menschen mit kleiner Pension viel Geld. Ich empfehle deshalb immer der jüngeren Generation, Gesundheit zu schenken und die Impfung zu übernehmen. Denn ältere Menschen sind wirklich gefährdet zu erkranken, mit der Impfung kann man ihnen das ersparen."

Der Impfschutz beträgt dabei über 90 Prozent vor Infektion – und selbst wenn man trotzdem erkrankt, ist der Verlauf dann sehr mild. Eine Auffrischung ist nach heutigem Wissensstand nicht nötig. Hirschberger erklärt: "Die Studien für den Impfstoff zeigen zehn Jahre Wirksamkeit. Die Zukunft wird weisen, ob das so bleibt oder ob er womöglich noch länger schützt." (Pia Kruckenhauser, 11.4.2023)