Unter den Insassen, denen der Papst die Füße wusch, war auch ein Muslim.

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Nachdem der Papst vergangene Woche wegen einer Bronchitis im Spital war, wurde er am Gründonnerstag mit dem Rollstuhl bis zum Altar geschoben.

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Vatikanstadt – Papst Franziskus hat am Gründonnerstag in der Jugendstrafanstalt von Casal del Marmo in einem Außenbezirk von Rom zwölf jugendlichen Insassen und Insassinnen – zehn Burschen und zwei Frauen unterschiedlichen Alters und Nationalität – die Füße gewaschen. Zu ihnen zählte auch ein Muslim. Vor der Fußwaschung feierte Franziskus eine Messe mit den Jugendlichen in Anwesenheit von circa 100 Personen.

Es handelt sich um dasselbe Gefängnis, in dem er schon am Gründonnerstag vor zehn Jahren – kurz nach seiner Wahl zum Papst – männlichen und weiblichen Häftlingen die Füße wusch. Der Papst erreichte im Rollstuhl den Altar zur Zeremonie. "Es ist so schön, einander zu helfen, eine Hand zu reichen. Das sind universelle menschliche Gesten. Jesus will uns mit der Geste der Fußwaschung den Edelmut des Herzens lehren", erklärte der Heilige Vater.

Erinnerung ans Letzte Abendmahl

Schon in den vergangenen Jahren hatte der Papst die Messe am Gründonnerstag in verschiedenen Gefängnissen zelebriert. Die Tradition war 2020 und 2021 wegen der Pandemie ausgesetzt worden, aber im vergangenen Jahr hatte der Papst Sträflingen im Gefängnis von Civitavecchia nördlich von Rom wieder die Füße gewachsen.

Die Messe am Gründonnerstag erinnert an das Letzte Abendmahl Jesu, bei dem dieser seinen zwölf Aposteln als Zeichen der Demut und Liebe die Füße wusch. Traditionell fand die Gründonnerstagsliturgie in der Lateranbasilika statt, der eigentlichen römischen Papstkirche. Die Vorgänger von Franziskus vollzogen die Fußwaschung in der Regel an verdienten Klerikern. Franziskus brach bei seinem ersten Osterfest 2013 mit der Tradition, indem er den Gottesdienst unter weitgehendem Ausschluss der Medien in einer Jugendstrafanstalt feierte.

"Nostalgie, Misstrauen, Pessimismus"

Am Gründonnerstag hat der Papst auch die Chrisammesse im Petersdom mit Priestern aus der Diözese Rom und der vatikanischen Kurie gefeiert. Es war der Auftakt zu den großen liturgischen Feiern rund um Ostern. Bei der Messe wurden heilige Öle geweiht, die für Taufen, Firmungen, Krankensalbungen sowie Weihen verwendet werden. Franziskus, der vergangene Woche drei Tage wegen einer Bronchitis im Spital war, wurde mit dem Rollstuhl bis zum Altar geschoben.

In seiner Predigt rief das Kirchenoberhaupt die Priester auf, "Spaltungen und Geschwätz" zu vermeiden. Er warnte auch vor "Nostalgie nach der Vergangenheit, Misstrauen, Pessimismus und Angst". Er appellierte an die Geistlichen, "Harmonie zu bewahren", alle Menschen aufzunehmen und ihnen zu vergeben.

Am Karfreitag steht dann der traditionelle Kreuzweg am Kolosseum auf dem Programm, der an den Leidensweg Jesu erinnert. Es ist eine der eindrucksvollsten Zeremonien im römischen Kirchenjahr. Am Samstagabend folgt die mehrstündige Feier der Osternacht im Petersdom, am Ostersonntag die Ostermesse mit dem anschließenden Segen Urbi et orbi. (APA, red, 6.4.2023)