Der Weg zum Allzeithoch von 2.072 US-Dollar pro Feinunze ist nicht mehr allzu weit.

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Der Goldpreis nähert sich seinem Rekordhoch. Seit der Wochenmitte gilt es wieder konstant mehr als 2.000 US-Dollar für eine Feinunze des Edelmetalls zu berappen. Aktuell steht der Kurs bei 2.009 Dollar. In diesen Höhen bewegte sich der Preis seit über einem Jahr nicht mehr, zum Allzeithoch vom Sommer 2020 fehlt dementsprechend nicht mehr viel. Damals kostete die Feinunze 2.072 Dollar.

Einer der größten Preistreiber war bzw. ist die wachsende Sorge vor einer Rezession in den USA, nach einem unerwartet starken Stimmungsdämpfer im Bereich Dienstleistungen. Ein Wirtschaftsabschwung könnte zu einem Ende der steigenden Zinsen in den USA führen, was Gold für Investoren attraktiver macht. Dazu kommt die aktuelle Entwicklung am Devisenmarkt. Wegen der schwächelnden US-Konjunkturdaten und wegen jüngster Turbulenzen im Bankensektor nach der Pleite von mehreren Regionalbanken in den USA hat der US-Dollar an Wert verloren. Die Folge: Das in Dollar gehandelte Gold wird auf dem Weltmarkt günstiger, was die Nachfrage verstärkt.

US-Jobdaten und Leitzinsen

Ein momentan ebenfalls wichtiger Faktor ist der US-Arbeitsmarkt. Aber trotz Bankenbeben und Kündigungswelle im Silicon Valley kühlt der US-Arbeitsmarkt nur langsam ab. Im März kamen 236.000 neue Jobs hinzu, nach 326.000 im Februar. "Die Lage am Arbeitsmarkt verschlechtert sich langsam ein wenig", sagt Analyst Alex Coffey vom Finanzhaus TD Ameritrade.

Je stärker der US-Arbeitsmarkt dasteht, desto größer werden bei Anlegern die Zinssorgen. Höhere Zinsen machen Gold unattraktiver, weil im Vergleich zu dem unverzinsten Edelmetall andere Anlageformen an Attraktivität gewinnen. Sollten die Zinsen jedoch nicht weiter steigen oder gar wieder sinken, könnte dies die Nachfrage nach Anlagen in Gold pushen. Das Verhalten der Notenbanken, allen voran der FED, bleibt jedenfalls ein Unsicherheitsfaktor für Gold. Aktuell werden dennoch Zinssenkungen eingepreist, ohne dass Zentralbanker tatsächlich davon sprechen.

Anfang Mai ist die nächste Sitzung der Fed, in der sie den Leitzins über das jetzige Niveau der Spanne von 4,75 bis 5,00 Prozent hinaus weiter anheben könnte. Die US-Währungshüterin Loretta Mester sagte, für eine Einschätzung sei es noch zu früh. Die Chefin des Fed-Bezirks Cleveland hatte aber durchblicken lassen, dass das Ende der Anhebungen noch nicht erreicht sein dürfte. Um die Inflation nachhaltig in Richtung des Fed-Zielwerts von 2,0 Prozent zu drücken, müssten die Zinsen dieses Jahr noch "etwas weiter" in den restriktiven Bereich angehoben werden, der die Wirtschaft bremst.

Starkes Gold

Seit 1999 hat der Greenback – ein beliebtes Synonym für den Dollar – gegenüber Gold ordentlich an Wert verloren. Kurz vor der Jahrtausendwende kostete eine Feinunze 288 Dollar. Verglichen mit dem aktuellen Preis entspricht das einer durchschnittlichen Preissteigerung von mehr als acht Prozent jedes Jahr. Damit ist der Dollar freilich nicht allein, auch zahlreiche andere Währungen haben gegenüber Gold verloren, und der Grund dafür ist logisch. Der Dollar ist die dominanteste Währung der Welt und die meisten anderen ihm nachgeordnet.

Alexander Zumpfe, Edelmetallhändler bei Heraeus, rechnet in den kommenden Monaten mit einem eher stabilen Goldpreis unterhalb der Marke von 2.050 Dollar. Sollte diese allerdings geknackt werden, könnte der Goldpreis seiner Ansicht nach schnell in Richtung Rekordhoch steigen. Rohstoffexpertin Thu Lan Nguyen von der Commerzbank sagte: "Wir haben unsere Jahresendprognose von 1.950 Dollar auf 2.000 Dollar je Feinunze angehoben." (and, 7.4.2023)