Im Gastblog blickt Rudolf Schwarz fragend in die Zukunft unserer Welt.

Am Karfreitag im Ö1 Morgenjournal um acht Uhr ging es um die Frage: "Kann Österreich seine Klimaziele (raus aus Öl, Gas und Kohle) bis 2040 noch erreichen?" Dazu sagte Klimapolitikprofessor Reinhard Steurer von der Boku in Wien: "Nein es spricht gar nichts dafür, dass wir das erreichen. Klimaneutralität 2040 ist von einem Versprechen zu einer Märchenerzählung geworden." Und weiter: "Im Klartext sagen wir: 'Liebe Kinder, liebe Enkelkinder, eure Zukunft ist nicht so wichtig, als dass wir bereit wären irgendwas zu ändern, wir verbrennen sie im Keller oder auf der Autobahn. So ist das halt.'" 

Nicht alle finden sich ab mit dem "Nichtstun".
Foto: IMAGO/SEPA.Media/Isabelle Ouvrard

Traurig, aber das ist wohl jetzt Realität. Was kann "uns" zur Besinnung bringen? Diese Frage ist geklärt, denke ich: Was hat uns zum Energiesparen gebracht, das über so viele Jahre auch kein Thema war? Erst der Zwang – durch den Ukraine-Krieg. Erst die schiere Notwendigkeit. Fakten, unüberwindbar, stärker als wir alle zusammen. Wann wird das auch beim Klima der Fall sein?

"Wir brauchen keine Untergangspropheten!"

Alles wird gut, so hören wir noch immer, auch noch nach Ereignissen wie letzten Sommer in Pakistan und nach all den Warnungen der Wissenschaft. Wir brauchen keine Untergangspropheten, denn der Fortschritt wird es eh richten. Mithilfe des Fortschritts werden wir Brände, Gletscherschmelzen, Überschwemmungen und Dürren "reparieren", der Mensch wird über die Natur siegen, die uns jetzt schon seit Jahrzehnten warnt. Geschätzt eine Milliarde Fahrzeuge gibt es auf dem Planet Erde. Der Flugverkehr ist wieder auf dem Niveau vor der Pandemie. Fossile Kraftwerke werden gebaut – es geht weiter, ohne wirkliche Neuorientierung. Wie lange noch?

Der Gardasee hat Niedrigwasser, wie die ganze Poebene, die Kornkammer Italiens.
Foto: EPA/Riccardo Dalle Luche

In Europa könnte es schon der nächste Sommer sein, der uns zur Besinnung bringt. Die Wasserknappheit von Spanien über Frankreich und Italien bis nach Österreich lässt Ernteausfälle erheblichen Ausmaßes befürchten, aber auch Atomkraftwerke müssen abgeschaltet werden, wenn sie nicht mehr gekühlt werden können, und noch viele weitere Einschränkungen – erstmals dann unausweichlich.

Bis dahin machen wir jetzt einfach einmal weiter, statt jede Minute und jede Möglichkeit zu nützen, von der Versiegelung des Bodens bis zum CO2 in der Luft. Wir handeln weiter gegen die Natur. Uns betrifft es ja noch nicht. Unsere Supermärkte sind ja voll! Oder etwa nicht?

Ein Leben mit der Natur ist möglich

Im Übrigen glaube ich, wir sollten uns klar werden, was unsere erste und wichtigste Lebensgrundlage ist: die Natur. Nur ein gesundes Leben ermöglicht uns alles weitere, ein gesundes Leben der gesamten Natur auf der Erde. Mit ihr sind wir verbunden, mit jedem Atemzug, vom ersten bis zum letzten. Mit ihr steht und fällt alles andere. Geist, Aufklärung, Wissenschaft, Technik, Kunst, soziales Leben und Religion, all das ist wichtig. Und selbst Teil unserer Natur. (Rudolf Schwarz, 14.4.2023)

Weitere Beiträge im Blog